Sämtliche Prognosen und Schätzungen musste die Weltbank in ihrem weltwirtschaftlichen Ausblick nach unten korrigieren. Für 2015 rechnet sie jetzt nur noch mit einem globalen Wachstum von drei Prozent - vor einem halben Jahr wurden noch 3,4 Prozent prognostiziert. Bis 2017 werde sich das Wachstum zwischen 3 und 3,3 Prozent einpendeln. Zum Vergleich: 2006 lag das weltweite Wirtschaftswachstum noch bei 4 Prozent.
In der Eurozone und in Japan ging es nur zögerlich voran. Die Lichtblicke der globalen Wirtschaft seien derzeit die USA und Großbritannien. Die amerikanische Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent gewachsen, was dort zu einem weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit geführt hat. Die Weltwirtschaft habe derzeit nur einen Motor: Das seien die USA, erklärte der Chef-Volkswirt der Weltbank, Kaushik Basu.
Absturz des Ölpreises
Der scharfe Rückgang der Ölpreise seit Mitte 2014 stütze das Wachstum in den ölimportierenden Ländern, besonders in den Schwellenländern Indien und China. Der Nettoeffekt des Ölpreisverfalles sei für die globale Wirtschaft positiv, so der für Entwicklung zuständige Direktor der Weltbank, Ayhan Kose. Insbesondere für die Entwicklungsländer.
"Das ist eine gute Nachricht für die ölimportierenden Entwicklungsländer. Ihre Wachstumsaussichten steigen, der Inflationsdruck sinkt. Gleichzeitig hilft es ihnen, ihre Schulden zu bedienen und ihre Leistungsbilanz auszugleichen. Für die ölexportierenden Länder dagegen wird es schmerzhaft, besonders für diejenigen, deren Währungen schon jetzt abgewertet worden sind."
Besonders in Russland trage der Absturz des Ölpreises weiter zum wirtschaftlichen Abschwung bei, ebenso wie die wegen des Ukraine-Konfliktes verhängten Sanktionen.
Insgesamt soll das Wachstum in den Staaten mit hohem Einkommen 2015 um 2,2 Prozent ansteigen, verglichen mit 1,8 Prozent im vergangenen Jahr. In den Entwicklungsländern wird dieses Jahr mit 4,8 Prozent gerechnet, Tendenz steigend.
Risiken für die wirtschaftlichen Entwicklungen
Risiken sieht die Weltbank für die Entwicklungsländer in steigenden Zinsen in den USA. Diese könnten Investoren dazu bringen, ihr Geld aus Entwicklungs- und Schwellenländern abzuziehen. Regionale Konfliktherde wie die Ukraine stellten ebenfalls eine Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung dar. In China sei es bislang erfolgreich gelungen, die überhitzte Konjunktur langsam zurückzufahren. Gute Aussichten habe Indien, dessen Wachstum bis 2017 auf sieben Prozent steigen und mit China gleichziehen könne.