Montag, 29. April 2024

Archiv


"Wenn wir morgen zu offen sind, sind wir übermorgen zu"

Vor genau 80 Jahren begann mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler der Beginn der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. Die "Querköpfe" erinnern in zwei Ausgaben an mutige Künstler, die mit Worten versuchten, dem Regime zu trotzen.

Von Stephan Göritz | 30.01.2013
    Wenn etwa Werner Finck in seinem Kabarett Katakombe auftrat, versteckte er hinter wie zufällig abgebrochenen Sätzen und planvollen Versprechern eindeutige Zweideutigkeiten über das Leben im Dritten Reich. Das Publikum war darauf trainiert, zwischen den Zeilen zu hören, und empfand leise Andeutungen wie laute Glockenschläge.

    1935 ließen die Nationalsozialisten die Katakombe schließen, Werner Finck und viele seiner Kollegen wurden verhaftet. Andere passten sich an und produzierten die laut Propagandaminister Goebbels "kriegswichtige gute Laune".

    Politische Satire existierte bald nur noch im verbotenen Flüsterwitz. Unter dem Hakenkreuz war couragiertes Kabarett lebensgefährlich geworden.

    Literatur-Tipps:

    Volker Kühn: Spötterdämmerung – Vom langen Sterben des großen kleinen Friedrich Hollaender; Parthas-Verlag Berlin 1996

    Erich Kästner: Das Blaue Buch – Kriegstagebuch und Roman-Notizen; Deutsches Literaturarchiv Marbach 2006 (Marbacher Magazin Nr. 111 / 112)

    Werner Finck: Alter Narr, was nun? – Die Geschichte meiner Zeit; Ullstein-Verlag Frankfurt/Main und Berlin 1992

    Frank Möbus (Hg.): In Memoriam Joachim Ringelnatz – Nachdruck der Erstausgabe von 1937; Verlag für Berlin-Brandenburg 2010 (mit CD)

    Volker Kühn: Da machste was mit … – 100 Jahre Kabarett, Vol. 2: 1933 – 1955; Bear Family Records 2005, 3-CD-Box mit ausführlichem Begleitbuch