Am frühen Morgen im Kieler Marinestützpunkt an der Tirpitzmole: Gut 60 junge Frauen und Männer entern die Fregatte "Karlsruhe" - an Bord begrüßt sie der Kommandant.
"Mein Name ist Volker Blasche, ich bin der Kommandant dieses Schiffes und ich heiße - ich sage mal euch - herzlich willkommen hier auf der 'Karlsruhe'. Wir haben einen super Tag heute, herrliches Wetter, wir fahren raus in die Ostsee - und das Schiff fährt heute nur für euch"
Die Situation ist - gelinde gesagt - schwierig für die Marine: Aktuell fehlen rund 2.000 Soldaten, vor allem Mannschaftsdienstgrade. Manche Schiffe sind nur einsatzbereit, wenn die Lücken zumindest zeitweise mit Personal gestopft werden, das von anderen Schiffen abkommandiert wird, die z. B. gerade in der Werft liegen. Es ist unübersehbar - seit Aussetzung der Wehrpflicht hat die Marine ein ganz dickes Problem - das weiß auch Fregattenkapitän Blasche und rührt deshalb kräftig die Werbetrommel.
"Wenn ihr Fragen habt - fragt die Soldaten hier an Bord, macht euch ein Bild. Es ist nichts schlechter, als wenn wir raus fahren und ihr fahrt wieder zurück und habt lauter Fragen und nichts ist beantwortet worden. Auch wenn ihr Fragen an mich habt - ich bin meistens oben auf der Brücke, ich werde alles beantworten, wenn ich es kann."
Schnell verteilen sich die Besucher in kleinen Gruppen auf dem ganzen Schiff - in der Zwischenzeit manövrieren zwei Schlepper die gut 130 Meter lange "Karlsruhe" vorsichtig aus dem Marinestützpunkt. Im Fahrwasser der Kieler Förde geht es dann aus eigener Kraft weiter - und kurz darauf lässt die Fregatte auf offener Ostsee mal so richtig die Muskeln spielen: Volle Kraft voraus lautet der Befehl:
"Beide Maschinen 30 Knoten - beide Maschinen liegen 30 Knoten - ja."
An Deck wird es jetzt richtig laut - zwei Gasturbinen mit zusammen mehr als 50.000 PS beschleunigen das Kriegsschiff rasant. Der Kommandant findet jetzt kurz Zeit, die angespannte Personalsituation in der Marine aus seiner ganz persönlichen Sicht zu schildern.
"Wir merken das natürlich in der Form, dass uns momentan gerade junge Soldaten fehlen, die im Bereich der Tätigkeiten arbeiten, die wir früher mit Wehrpflichtigen gemacht haben. Wir haben hier einen gewissen Personalmangel, den wir ausgleichen müssen mit teilweise Personal von anderen Schiffen oder indem wir auch ältere Soldaten nehmen - das geht bis hin zu Offizieren, die dann durchaus auch mal Tätigkeiten wahrnehmen im Bereich z. B. der Brandabwehr, die vormals den Mannschaftsdienstgraden vorbehalten waren - also den jungen Soldaten."
Genau da will die Marine ansetzen mit ihrer Werbekampagne Marine Live. Einfach mal einen Tag mitfahren an Bord eines großen Schiffes, einen Eindruck gewinnen von der Arbeit und vom Leben an Bord, dazu zwei weitere Tage mit Vorträgen und Einzelgesprächen mit Karriereberatern - insgesamt will sich die Marine bis Ende September auf diese Weise rund 800 jungen Frauen und Männern als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Aus Sachsen ist z. B. Martin Ohmer nach Kiel angereist.
"Also ich bin hierhergekommen ohne ein konkretes Ziel, ohne zu sagen: Ich will Waffenoffizier werden oder ich will in den technischen Dienst oder ich will mal auf der Brücke sitzen - ich bin eigentlich offen hierhergekommen, einfach um mal zu gucken: Was bietet die Marine prinzipiell an, wie groß ist die Bandbreite - schon mit dem Blick: Ich will aufs Schiff."
Andere wissen schon ein bisschen mehr - Christoph Herling aus dem Ruhrgebiet hat ein ganz klares Ziel vor Augen.
"2012 habe ich mein Abitur gemacht - da wusste ich noch nicht ganz genau, was ich machen sollte. Dann habe ich ein freiwilliges soziales Jahr jetzt gemacht und während dem Jahr habe ich überlegt: Machst du eine Ausbildung oder gehst du zur Bundeswehr - das stand auch schon mal infrage. Ich habe auch schon meine Bewerbung losgeschickt für den 'Operationsbootsmann' - und das wollte ich mir heute hier auch noch einmal genauer angucken, noch einmal erfahren, was genau da gemacht wird."
Überall im Schiff sind die Besucher unterwegs - vom Torpedoraum über die Kombüse zu den Mannschaftsquartieren und der Brücke, nichts wird ausgelassen, keine Frage bleibt unbeantwortet. Immer wieder geht es dabei auch ums Studieren bei der Bundeswehr und die dafür nötige Offizierslaufbahn.
"Also,– würde ich jetzt z. B. Maschinenbau studieren- wie würde erstens das Studium ablaufen und zweitens wo wäre dann mein Einsatzort an Bord? - Maschinenbau kann man ja grundsätzlich entweder in Hamburg studieren oder in München - das Studium dauert vier Jahre, nach zweieinhalb Jahren hat man den Bachelor, und nach weiteren eineinhalb Jahren hat man den Master. Die Einsatzmöglichkeit ist in der Regel entweder auf einem Boot, also auf einer kleineren Einheit, schiffstechnischer Offizier zu sein - oder eben auf einer Fregatte, da ist der Einstiegsdienstposten immer der Elektrotechnikoffizier."
An Offiziersanwärtern herrscht bei der Marine aber derzeit kein Mangel - der Kapitän der "Karlsruhe" bemüht sich deshalb immer wieder, den Blick auf das eigentliche Problem zu lenken: das fehlende Personal bei den Mannschaften und den sogenannten Fach-Unteroffizieren. Hier muss die Marine mit der Privatwirtschaft um jeden Auszubildenden - gerade in den technischen und Handwerksberufen - konkurrieren, betont Volker Blasche.
"Wir wollen ja gerade den hoch qualifizierten Handwerker haben - und wir bieten eine Ausbildung, die in vielen Bereichen sogar umfassender ist, als das was ein normaler mittelständischer Betrieb bieten kann. Die Soldaten, die bei uns eine Handwerkslehre gemacht haben, die z.B. eine Meisterausbildung haben, die werden ja nachher als militärisches Führungspersonal eingesetzt und die stehen in Verantwortung für Personal und Material – was in vielen Betrieben ja so nicht der Fall ist. Das sind auch Faktoren, die von Arbeitgebern dann nach der Bundeswehr immer gerne gesehen werden - insofern sind wir hoch attraktiv."
Am späten Nachmittag kehrt die "Karlsruhe" wieder nach Kiel zurück - wie viele der insgesamt über 60 Besucher an Bord sich am Ende dann wirklich für eine Karriere bei der Marine entscheiden werden, ist noch unklar. Die Werbetour war sicher ein Erfolg, glaubt Fregattenkapitän Blasche - um das Problem Nachwuchsmangel nachhaltig zu lösen, müsse aber viel mehr geschehen, fordert er.
"Wir leisten einen kleinen Beitrag, aber es geht in dem Bereich bis hoch in die Politik - auch der Bundestagsabgeordnete in Berlin muss für diesen Beruf auch werben, weil er uns mit den Aufgaben betraut, die wir hier wahrnehmen müssen. Und da brauche ich auch die Unterstützung der Politik aus Berlin, sonst können wir hier so viel Werbung machen, wie wir wollen - wenn wir die Unterstützung nicht bekommen, ist das alles die Mühe nicht wert."
"Mein Name ist Volker Blasche, ich bin der Kommandant dieses Schiffes und ich heiße - ich sage mal euch - herzlich willkommen hier auf der 'Karlsruhe'. Wir haben einen super Tag heute, herrliches Wetter, wir fahren raus in die Ostsee - und das Schiff fährt heute nur für euch"
Die Situation ist - gelinde gesagt - schwierig für die Marine: Aktuell fehlen rund 2.000 Soldaten, vor allem Mannschaftsdienstgrade. Manche Schiffe sind nur einsatzbereit, wenn die Lücken zumindest zeitweise mit Personal gestopft werden, das von anderen Schiffen abkommandiert wird, die z. B. gerade in der Werft liegen. Es ist unübersehbar - seit Aussetzung der Wehrpflicht hat die Marine ein ganz dickes Problem - das weiß auch Fregattenkapitän Blasche und rührt deshalb kräftig die Werbetrommel.
"Wenn ihr Fragen habt - fragt die Soldaten hier an Bord, macht euch ein Bild. Es ist nichts schlechter, als wenn wir raus fahren und ihr fahrt wieder zurück und habt lauter Fragen und nichts ist beantwortet worden. Auch wenn ihr Fragen an mich habt - ich bin meistens oben auf der Brücke, ich werde alles beantworten, wenn ich es kann."
Schnell verteilen sich die Besucher in kleinen Gruppen auf dem ganzen Schiff - in der Zwischenzeit manövrieren zwei Schlepper die gut 130 Meter lange "Karlsruhe" vorsichtig aus dem Marinestützpunkt. Im Fahrwasser der Kieler Förde geht es dann aus eigener Kraft weiter - und kurz darauf lässt die Fregatte auf offener Ostsee mal so richtig die Muskeln spielen: Volle Kraft voraus lautet der Befehl:
"Beide Maschinen 30 Knoten - beide Maschinen liegen 30 Knoten - ja."
An Deck wird es jetzt richtig laut - zwei Gasturbinen mit zusammen mehr als 50.000 PS beschleunigen das Kriegsschiff rasant. Der Kommandant findet jetzt kurz Zeit, die angespannte Personalsituation in der Marine aus seiner ganz persönlichen Sicht zu schildern.
"Wir merken das natürlich in der Form, dass uns momentan gerade junge Soldaten fehlen, die im Bereich der Tätigkeiten arbeiten, die wir früher mit Wehrpflichtigen gemacht haben. Wir haben hier einen gewissen Personalmangel, den wir ausgleichen müssen mit teilweise Personal von anderen Schiffen oder indem wir auch ältere Soldaten nehmen - das geht bis hin zu Offizieren, die dann durchaus auch mal Tätigkeiten wahrnehmen im Bereich z. B. der Brandabwehr, die vormals den Mannschaftsdienstgraden vorbehalten waren - also den jungen Soldaten."
Genau da will die Marine ansetzen mit ihrer Werbekampagne Marine Live. Einfach mal einen Tag mitfahren an Bord eines großen Schiffes, einen Eindruck gewinnen von der Arbeit und vom Leben an Bord, dazu zwei weitere Tage mit Vorträgen und Einzelgesprächen mit Karriereberatern - insgesamt will sich die Marine bis Ende September auf diese Weise rund 800 jungen Frauen und Männern als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Aus Sachsen ist z. B. Martin Ohmer nach Kiel angereist.
"Also ich bin hierhergekommen ohne ein konkretes Ziel, ohne zu sagen: Ich will Waffenoffizier werden oder ich will in den technischen Dienst oder ich will mal auf der Brücke sitzen - ich bin eigentlich offen hierhergekommen, einfach um mal zu gucken: Was bietet die Marine prinzipiell an, wie groß ist die Bandbreite - schon mit dem Blick: Ich will aufs Schiff."
Andere wissen schon ein bisschen mehr - Christoph Herling aus dem Ruhrgebiet hat ein ganz klares Ziel vor Augen.
"2012 habe ich mein Abitur gemacht - da wusste ich noch nicht ganz genau, was ich machen sollte. Dann habe ich ein freiwilliges soziales Jahr jetzt gemacht und während dem Jahr habe ich überlegt: Machst du eine Ausbildung oder gehst du zur Bundeswehr - das stand auch schon mal infrage. Ich habe auch schon meine Bewerbung losgeschickt für den 'Operationsbootsmann' - und das wollte ich mir heute hier auch noch einmal genauer angucken, noch einmal erfahren, was genau da gemacht wird."
Überall im Schiff sind die Besucher unterwegs - vom Torpedoraum über die Kombüse zu den Mannschaftsquartieren und der Brücke, nichts wird ausgelassen, keine Frage bleibt unbeantwortet. Immer wieder geht es dabei auch ums Studieren bei der Bundeswehr und die dafür nötige Offizierslaufbahn.
"Also,– würde ich jetzt z. B. Maschinenbau studieren- wie würde erstens das Studium ablaufen und zweitens wo wäre dann mein Einsatzort an Bord? - Maschinenbau kann man ja grundsätzlich entweder in Hamburg studieren oder in München - das Studium dauert vier Jahre, nach zweieinhalb Jahren hat man den Bachelor, und nach weiteren eineinhalb Jahren hat man den Master. Die Einsatzmöglichkeit ist in der Regel entweder auf einem Boot, also auf einer kleineren Einheit, schiffstechnischer Offizier zu sein - oder eben auf einer Fregatte, da ist der Einstiegsdienstposten immer der Elektrotechnikoffizier."
An Offiziersanwärtern herrscht bei der Marine aber derzeit kein Mangel - der Kapitän der "Karlsruhe" bemüht sich deshalb immer wieder, den Blick auf das eigentliche Problem zu lenken: das fehlende Personal bei den Mannschaften und den sogenannten Fach-Unteroffizieren. Hier muss die Marine mit der Privatwirtschaft um jeden Auszubildenden - gerade in den technischen und Handwerksberufen - konkurrieren, betont Volker Blasche.
"Wir wollen ja gerade den hoch qualifizierten Handwerker haben - und wir bieten eine Ausbildung, die in vielen Bereichen sogar umfassender ist, als das was ein normaler mittelständischer Betrieb bieten kann. Die Soldaten, die bei uns eine Handwerkslehre gemacht haben, die z.B. eine Meisterausbildung haben, die werden ja nachher als militärisches Führungspersonal eingesetzt und die stehen in Verantwortung für Personal und Material – was in vielen Betrieben ja so nicht der Fall ist. Das sind auch Faktoren, die von Arbeitgebern dann nach der Bundeswehr immer gerne gesehen werden - insofern sind wir hoch attraktiv."
Am späten Nachmittag kehrt die "Karlsruhe" wieder nach Kiel zurück - wie viele der insgesamt über 60 Besucher an Bord sich am Ende dann wirklich für eine Karriere bei der Marine entscheiden werden, ist noch unklar. Die Werbetour war sicher ein Erfolg, glaubt Fregattenkapitän Blasche - um das Problem Nachwuchsmangel nachhaltig zu lösen, müsse aber viel mehr geschehen, fordert er.
"Wir leisten einen kleinen Beitrag, aber es geht in dem Bereich bis hoch in die Politik - auch der Bundestagsabgeordnete in Berlin muss für diesen Beruf auch werben, weil er uns mit den Aufgaben betraut, die wir hier wahrnehmen müssen. Und da brauche ich auch die Unterstützung der Politik aus Berlin, sonst können wir hier so viel Werbung machen, wie wir wollen - wenn wir die Unterstützung nicht bekommen, ist das alles die Mühe nicht wert."