Samstag, 20. April 2024

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Wespengift-Allergie
Bald personalisierte Hyposensibilisierung möglich

Für Allergiker kann ein einziger Stich einer Wespe dramatische Folgen haben. Langfristig schützt davor einen eine Hyposensibilisierung, also eine Gewöhnung des Körpers an das Gift. Demnächst wird diese noch genauer: Münchener Forscher arbeiten an einer Personalisierung des Verfahrens - denn nicht jeder Betroffene ist gegen alle Wespengifte allergisch.

Hanan Adib-Tezer im Gespräch mit Christian Floto | 06.09.2016
    Die "Deutsche" Wespe baut ihre Nester auch auf Balkonen.
    Gegen Wespengift-Allergien hilft eine Hyposensibilisierung. (dpa/picture alliance/Klaus Nowottnick)
    Die Forscher haben ein neues Testverfahren entwickelt. Mit ihm können sie bestimmen, auf welches Wespengift genau ein Patient allergisch reagiert. Dann müsste nur noch dieses Gift verabreicht werden - und nicht ein Cocktail verschiedener Wespengifte.
    Bis das Verfahren praxisreif wird, dauert er nicht mehr lange, sagte die Allergologin Dr. Hanan Adib-Tezer im DLF. Schon heute könne man eine Bienengift-Allergie von einer Wespengift-Allergie unterscheiden und auch eine Doppelsensibilisierung - also eine Allergie gegen Bienen und Wespen - nachweisen.
    Hyposensibilisierung beginnt mit Krankenhausaufenthalt
    Derzeit wird bei einer Hyposensibilisierung ein Mix mehrerer Gifte verabreicht - denn die verschiedenen Wespenarten sondern unterschiedliche Gifte ab. Möglicherweise gebe es aber Patienten, die gegen Wespen allergisch seien, die eigentlich in Südeuropa verbreitet sind und nicht in Deutschland, so Adib-Tezer. Und deren Gift komme dann in der üblichen Mixtur nicht vor. Deswegen sei es wichtig, die Wespengifte zu unterscheiden und personalisierte Behandlungen vorzunehmen.
    Eine Hyposensibilisierung beginnt üblicherweise mit einem mehrtägigen Krankenhausaufenthalt, berichtet Adib-Tezer. Dort werden dem Patienten unter Beobachtung immer höhere Dosen des Wespengiftes verabreicht. Doch die Behandlung müsse auch ambulant über Jahre fortgesetzt werden. Nach einem Jahr würde dem Patienten dann ein sogenannter Provokationsstich gegeben - er wird unter Aufsicht von einer Wespe gestochen. Wenn dann nur noch eine lokale Schwellung entsteht, zeige das, dass die Behandlung erfolgreich gewesen sei.
    Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.