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Westeuropa
Portugals letzte Genossen: Kommunisten im Alentejo

Westeuropa ist vom Kommunismus befreit. Ganz Westeuropa? Nein! Die Kleinstadt Avis in Portugal leistet Widerstand. Seit dem Beginn der portugiesischen Demokratie vor 40 Jahren wird die Kreisstadt in der ländlichen Region Alentejo von der Portugiesischen Kommunistischen Partei regiert.

Von Tilo Wagner | 31.05.2014
    Die PCP, die Kommunistische Partei Portugals, ist unverändert eine wichtige politische Kraft und selbst in kleinen Orten öffentlich präsent. Hier das Parteihaus in Tavira, einer Kleinstadt an der östlichen Algarve.
    Die PCP, die Kommunistische Partei Portugals, ist unverändert eine wichtige politische Kraft und selbst in kleinen Orten öffentlich präsent. Hier das Parteihaus in Tavira, einer Kleinstadt an der östlichen Algarve. (picture alliance / dpa / Bert Breitenbach)
    Zur Zeit des autoritären Salazar-Regimes etablierten sich die Kommunisten als stärkste Widerstandskraft gegen die Diktatur. Nach der Nelkenrevolution Mitte der 70er-Jahre wurde in Avis eine Agrarreform nach sowjetischem Vorbild durchgeführt: Großgrundbesitzer wurden enteignet, Kooperativen gebildet. Doch mit dem Beitritt Portugals zur Europäischen Gemeinschaft in den 80er-Jahren platzte der Traum von Planwirtschaft und Realsozialismus. Die Kommunisten sind trotzdem bis heute an der Macht geblieben. Eine junge Generation von Lokalpolitikern profitiert davon, dass vor allem die ältere, kommunistisch geprägte Bevölkerung auf dem Land geblieben ist, während die Jüngeren weggezogen sind. Die Zeit steht still in Avis. Und damit auch die Erinnerung an ein kommunistisches Experiment in Westeuropa.
    Manuskripte:
    Portugals letzte Genossen: Kommunisten im Alentejo (PDF)
    Portugals letzte Genossen: Kommunisten im Alentejo (Text)