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Westgate Mall wiedereröffnet
Nairobi will den Terroranschlag vergessen

Fast zwei Jahre nach dem Terroranschlag wird das Einkaufszentrum Westgate Mall in Nairobi wiedereröffnet. Noch aber sind längst nicht alle Spuren des Attentats beseitigt, das 67 Menschen das Leben kostete. Die Behörden betonen, Nairobi sei sicherer als zuvor, aber nicht jeder ist davon überzeugt.

Von Linda Staude | 18.07.2015
    Vor dem Haupteingang zum Einkaufszentrum Westgate Mall in Nairobi wird am 14. Juli kurz vor der offiziellen Wiedereröffnung am 18. Juli noch gearbeitet. Bei einem Terroranschlag waren am 21. September 2013 67 Menschen getötet worden.
    Vor dem Haupteingang zum Einkaufszentrum Westgate Mall in Nairobi wird kurz vor der Wiedereröffnung am 18. Juli noch gearbeitet. (dpa / picture alliance / EPA / Dai Kurokawa)
    Rund um den Haupteingang des Westgate-Einkaufszentrums wird noch hektisch gebaut. Zwei Arbeiter glätten den Sockel einer Mauer vor der gesamten Front des Gebäudes. Zwei andere entfernen die Gussform aus Metall rund um hohe Betonpfosten. Der Zaun dazwischen, oben auf der Mauer, fehlt noch.
    Solche Sicherheitsvorkehrungen sind üblich bei öffentlichen Gebäuden in Nairobi. Aber im Westgate erinnern sie vor allem an den Terrorangriff im September 2013. "Wir erinnern uns mit Trauer und Wehmut an die Tragödie an jenem verhängnisvollen Samstag vor 22 Monaten. Aber heute, 22 Monate später, sind wir wieder da", so Evans Kidero, der Gouverneur von Nairobi und Chef des Wiederaufbaukomitees. 69 Menschen sind damals von vier schwer bewaffneten Terroristen der somalischen Al Shabaab-Miliz getötet worden.
    "Als Nation haben wir geweint. Wir haben getrauert. Aber Gott sei Dank ist das Großartige an den Kenianern: Sie denken immer positiv, sie sind stark und wollen immer nach vorne sehen."
    Über das Chaos während der viertätigen Belagerung der Mall oder über die Unsicherheit, ob wirklich alle vier Angreifer getötet wurden, wird denn auch nur noch selten gesprochen. Höchstens, wenn die Sicherheitskräfte bei einem neuen Anschlag wieder schwere Fehler begehen. Die Wiedereröffnung des Westgates soll ein Symbol sein, dass die Kenianer sich nicht unterkriegen lassen.
    "Heute ist ein glücklicher Tag für uns, aber wir sollten die 69 Getöteten nicht vergessen. Unsere Anstrengungen hier wurden auch für sie unternommen und für alle Kenianer." Alex Trachtenberg ist der Chef der Sony Holding, der Eigentümerin des Gebäudes. Der Wiederaufbau hat schon jetzt knapp 16 Millionen Euro verschlungen. Und er ist längst noch nicht abgeschlossen. Auf der Rückseite, dort, wo einmal das Parkhaus war, gähnt immer noch ein riesiges Loch.
    "Hier ist das Gebäude damals eingestürzt. Sie haben alle Trümmer entfernt. Und in ein, zwei Monaten werden sie mit dem Wiederaufbau beginnen. Das nennen wir Phase zwei." Atul Shah leitet Kenias größte Supermarktkette Nakumatt, die ihre Vorzeigefiliale im Westgate hatte. Momentan kann erst ein kleiner Teil davon wieder geöffnet werden. Im ausgebrannten Rest wird noch renoviert. Die kleineren Läden sind dagegen alle zurück – und hoffen auf Kundschaft. Ob die Mall allerdings wieder zur beliebtesten in Nairobi werden kann, ist zumindest unsicher.
    "Das Westgate hat jetzt einen schlechten Ruf. Und es ist ein viereckiges Gebäude. Das gibt einem ein klaustrophobisches Gefühl: Man ist in dem Bau eingesperrt. Ich persönlich würde da nicht mehr hingehen."
    Der Gouverneur von Nairobi hält Bedenken wie die von Robert Mburu, der den Terror damals miterlebt hat, für unnötig. "Nairobi ist sicherer als je zuvor. Dass Präsident Obama kommt, ist der Beweis, dass Nairobi sicher ist."