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Wider die Lichtverschmutzung
Licht aus, wir wollen Sterne sehen!

Die längste Zeit ihrer Evolution hindurch haben die Menschen den regelmäßigen Wechsel von Tag und Nacht, von Helligkeit und Dunkelheit, als naturgegeben hingenommen. Dafür wurden sie mit einem ungetrübten Blick auf den prachtvollen Sternenhimmel belohnt. Dann kamen die Straßenlaternen.

Von Hermann-Michael Hahn | 21.01.2021
Deutschlandkarte der Lichtverschmutzung aus dem Jahr 2008
Deutschlandkarte der Lichtverschmutzung aus dem Jahr 2008 (Dark Sky)
Der Blick auf den prachtvollen Sternenhimmel regte auch die Gedanken und Gefühle der Menschen an und löste ein Streben nach im wahren Wortsinn Höherem aus. Ohne einen solchen Blick auf die Sterne hätten unsere Vorfahren in dieser vergänglichen Welt vermutlich keine Vorstellung von Ewigkeit entwickelt und den Himmel zum Sitz der Götter erkoren, hätten sie kaum den Himmel – oder zumindest das Paradies – als erstrebenswertes Ziel ihres eigenen Lebens benannt.
Zwar gab es Straßenbeleuchtung vereinzelt schon in der Antike, doch erst im 17. Jahrhundert begannen einige größere Städte mit dem systematischen Aufbau von Straßenlaternen. Sie wurden anfangs mit Talg, später mit Öl und schließlich mit Stadtgas betrieben, ehe vor etwa 140 Jahren die ersten elektrischen Straßenlaternen aufkamen.
Vergleich zwischen den Anblicken des Sternbilds Orion im (dunklen) Hochgebirge (links) und aus einer lichtverschmutzten Großstadt (rechts)
Vergleich zwischen den Anblicken des Sternbilds Orion im (dunklen) Hochgebirge (links) und aus einer lichtverschmutzten Großstadt (rechts) (Stellarium)
Ob mit dieser Verdrängung der Nacht auch der vielfach beklagte Werteverfall einsetzte, ist bislang nicht näher untersucht worden. Denkbar wäre aber schon, dass der immer weiter verblassende Blick auf den Sternenhimmel bei vielen die Erinnerung an die Einbindung des Menschen in die natürlichen Abläufe ebenso auslöscht wie die Bereitschaft zu einem nachhaltigeren Umgang mit unserer Umwelt.
Mittlerweile ist die ausufernde Lichtverschmutzung aber nicht mehr nur lästig für Himmelsfans, sondern auch schädlich für Mensch und Tier.