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Widerstand gegen Boni-Begrenzung

In die Debatte um die Begrenzung der Banker-Boni hat sich jetzt auch der Bankenverband eingeschaltet. Er warnt vor einer Abwanderung von Spitzenkräften. Auch die Überlegungen, die Vorschriften zur Eigenkapitalunterlegung stärker zu standardisieren, sieht er kritisch.

Von Brigitte Scholtes |
    Boni zu begrenzen auf die Höhe eines Grundgehalts – diese Entscheidung des EU-Parlaments sei eine Bevormundung, glaubt der Bundesverband deutscher Banken. Dessen Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer warnt vor den Folgen:

    "Wir müssen sehen, wir leben in einem Wettbewerb, auch in einem Wettbewerb um gutes Personal, und die Spitzenkräfte sind mobil. Und da besteht schon die Gefahr, dass die dann einfach in Wirtschaftsräume abwandern, wo es solche Regeln nicht gibt, insbesondere in die Vereinigten Staaten oder nach Asien. Wir sind der Meinung, dass schon sehr viel geschehen ist bei der Frage der Vergütung, bei der Frage der Vergütungsstruktur, sodass es dieser zusätzlichen Regel eigentlich nicht bedurfte."

    Aufmerksam registriert der Bankenverband auch die Diskussion nach der Volksabstimmung in der Schweiz über die Regelung von Managergehältern. Diese in die Hände der Eigentümer zu legen, also bei Aktiengesellschaften in die Verantwortung der Aktionäre, das praktiziere man in Deutschland schon, meint Kemmer:

    "Der Aufsichtsrat als Vertreter der Eigentümer setzt die Vorstandsgehälter fest. Die Hauptversammlung als noch größeres Gremium, in dem alle Eigentümer vertreten sein können, muss die Prinzipen der Vergütung abnicken. Das heißt, wir haben im Aktienrecht hier schon einiges, was in diese Richtung geht. Im Übrigen sind in Deutschland ja bei den großen, den größeren Aktiengesellschaften ja die Aufsichtsräte auch paritätisch mitbestimmt, d.h. es sitzen auch die Arbeitnehmervertreter mit am Tisch. Da müsste eigentlich gewährleistet sein, dass es keine Exzesse gibt."

    Tatsächlich haben Vertreter der Arbeitnehmer, aber auch Aktionärsschützer in den Kontrollgremien den Vergütungsvorschlägen häufig zugestimmt.

    Der Bankenverband sorgt sich aber nicht nur im Bereich der Boni und Gehälter um neue Regeln. Es gibt auch Pläne, die Vorschriften der Eigenkapitalunterlegung wieder stärker zu standardisieren, also einheitlicher zu berechnen, wie viel Eigenkapital erforderlich ist, um Risiken abzufedern. Damit sollen die Banken und ihre Risiken auch besser vergleichbar werden. Es gebe zu viele verschiedene Geschäftsmodelle, die auch unterschiedlich auf die Risiken reagieren, kritisiert der Bankenverband diese Pläne. Michael Kemmer:

    "Das Problem bei den Standardmodellen ist, dass die natürlich stark vereinfachen, und dieses Vereinfachen kann in beide Richtungen gehen. Das kann einmal sein, dass sie das Risiko überzeichnen, d.h. dass die Banken dann zu viel Kapital vorhalten müssen. Dann könnte man sagen, ist nicht so schlimm, dann haben sie einen Risikopuffer. Es kann aber auch in die andere Richtung gehen. Es kann sein, dass sie bestimmte Risiken schlecht oder gar nicht abbilden, und das kann dann natürlich gefährlich werden. Gerade, wenn jemand das Modell sehr gut kennt und dann sagt, wunderbar, hier kann ich eine bestimmte Art von Risiko eingehen, die mir nur mit wenig Kapital unterlegt wird – das kann gefährlich werden. Und deshalb glauben wir, dass die internen Modelle mit ihrer genaueren Messung vorziehungswürdig sind."