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Wie bestechlich ist der DHB?

Er ist der Präsident des größten Handballverbandes der Welt: Ulrich Strombach repräsentiert die 840.000 Mitglieder des Deutschen Handballbundes (DHB) beim 32. Kongress der Internationalen Handball-Föderation vom 4. bis 7. Juni in Kairo. Wie sich der DHB-Präsident auf dem Kongress verhält, gehört zu den spannendsten Angelegenheiten in Ägypten.

Von Erik Eggers | 25.05.2009
    Die Gretchenfrage in Kairo lautet: Wie hält es Strombach mit Hassan Moustafa? Wird er den skandalumwitterten IHF-Präsidenten, der dem Welthandball seit 2000 regiert und seitdem in Verruf gebracht hat, für fünf weitere Jahre wählen?

    Vor zwei Wochen, am Rande des "Final Four"-Turniers in Hamburg, verweigerte der Jurist Strombach darauf eine Antwort. Während der WM im Januar in Kroatien bekannte er jedoch noch, mit dem aktuellen Präsidenten gut leben zu können. Er bilde sich ein, einen großen Einfluss auf den Ägypter zu haben. Moustafa sei zudem, lobte Strombach, in finanziellen Dingen der "erfolgreichste Präsident, den die IHF je hatte".

    Andererseits wird Moustafa ein eher laxer Umgang mit IHF-Geldern vorgeworfen, wovon Strombach schon höchstpersönlich profitiert hat. Als der DHB 2005 dem russischen Handballverband 50 000 Dollar schuldete, die Strombach den russischen Funktionären versprochen hatte, damit sich diese vom Vergabeverfahren für die WM 2005 zurückzogen, sprang die IHF kurzfristig ein. Der Weltverband schoss dem DHB, der damals klamm war, 40 000 US-Dollar vor und verrechnete diese Summe bei der WM 2007 in Deutschland. Weil dieser Korruptionsfall in den DHB-Bilanzen nicht auftauchte, wurde Strombach 2008, als die Sache publik wurde, heftig kritisiert.

    Nicht ausgeschlossen, dass auch andere IHF-Gefälligkeiten das Wahlverhalten des Gummersbachers beeinflussen. So finanzierte die IHF dem DHB-Präsidenten und auch dessen Ehefrau die Reise zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking, obwohl kein Beschluss dafür vorlag. Es stehe ihm weder ein Business- noch ein Economy-Flugticket zu, maßregelte Moustafa den deutschen Funktionär in einer E-Mail, die dem Deutschlandfunk vorliegt. Er habe aber Möglichkeiten, gewisse Ausnahmen zu gewähren, so Moustafa weiter. So kamen Strombach und seine Ehefrau doch zu den begehrten Olympia-Akkreditierungen, die Eheleute durften Business nach China fliegen und saßen dann gemeinsam auf der Ehrentribüne. Den Preis für die Businesstickets, die Strombach buchen durfte, veranschlagte Moustafa mit 4000 Euro.