Gaza-Krieg
Wie die Hamas Geiseln für Propagandavideos missbraucht

Die militant-islamistischen Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad haben drei neue Videos der israelischen Geiseln Evyatar David und Rom Braslavski verbreitet. Die beiden Männer sind in den Filmen stark abgemagert und wirken teils apathisch, teils verzweifelt.

    Mehrere maskierte hamas-Kämpfer mit grünen fahnen stehen auf einer sandigen Anhöhe. Im Vordergrund unscharf palästinsiche Zivilisten mit Kindern.
    Hamas-Kämpfer im Gazastreifen. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Abdel Kareem Hana)
    Der 24-jährige Evyatar David war einer der Menschen, die während des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 vom Nova-Musikfestival in den Gazastreifen verschleppt wurden. Das Video zeigt ihn in einem sehr engen Tunnel sitzend. David zählt auf, an welchen Tagen im Juli er nur Bohnen oder Linsen oder gar nichts zu essen bekommen habe. Manchmal seien es zwei oder drei Tage in Folge gewesen, an denen er überhaupt keine Nahrung bekommen habe.

    Befohlene Aussagen

    Es ist sicher davon auszugehen, dass die Hamas ihm befahl, was er sagen soll. An den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu gewandt meint David an einer Stelle: "Ich bin von Ihnen, mein Premier, völlig verlassen worden, von Ihnen, der sich um mich und all die anderen Gefangenen kümmern müsste."
    Eine offensichtlich gestellte Szene am Ende des Clips zeigt David mit einer Schaufel in der Hand, mit der er im sandigen Boden des Tunnels eine Vertiefung aushebt. "Hier grabe ich mein eigenes Grab", sagt er. Er werde von Tag zu Tag schwächer und er glaube, dass dies seine Grabstätte sein werde. Der Clip schließt mit der Textbotschaft: "Nur ein Waffenruheabkommen bringt die Geiseln zurück."

    Islamisten arbeiten auch mit Bildern hungernder Palästinenser

    In einem anderen Video wird der ebenfalls ausgemergelte und verzweifelte Deutsch-Israeli Rom Braslavski gezeigt. Der 21-Jährige bittet die israelische Regierung in den Aufnahmen, sich für seine Freilassung einzusetzen. Offensichtlich versuchen die Islamisten, mit den Geiselvideos Parallelen zur Hungersnot im Gazastreifen zu ziehen, denn Braslavski muss sich in dem Video Filme von hungernden Palästinensern anschauen. Auch Braslavski bittet die israelische Regierung in den Aufnahmen, sich für seine Freilassung einzusetzen.
    Die Angehörigen der Geiseln äußerten sich entsetzt: "Die Hamas benutzt unseren Sohn als lebendes Versuchsobjekt in einer abscheulichen Hungerkampagne", erklärte Davids Familie. "Das absichtliche Aushungern unseres Sohnes als Teil einer Propagandakampagne ist eine der schrecklichsten Taten, die die Welt je gesehen hat." Auch international stießen die Videos auf Entsetzen und scharfe Kritik.
    Diese Nachricht wurde am 04.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.