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Wie Facebook aus Daten Geld macht

Facebook zählt zu den aggressivsten Datensammlern im Internet. Das US-Unternehmen weiß alles über die Freundschaften, Vorlieben und Gewohnheiten seiner User. Eine ARD-Dokumentation beleuchtet, wie die Betreiber des Sozialen Netzwerks diese Informationen zu Geld machen.

Von Silke Lahmann-Lammert | 13.02.2012
    "Auf Facebook bin ich ich. Ich verstell mich nicht auf Facebook."

    Franciska ist 17. Und jeden Tag bei Facebook. Sie checkt ihre Pinnwand, schreibt Nachrichten an Freunde, postet Fotos und Videos.

    "Und da alle Facebook haben, hab ich auch das Gefühl, ich hab mehr Kontakt mit meinen Freunden als wenn ich Facebook nicht hätte."

    "Also dadurch, dass Facebook dieses Gefühl vermittelt von Privatheit, von großer Familie, passiert natürlich ganz leicht, dass man verlockt ist, immer mehr von sich preiszugeben."

    Beschreibt Autorin Svea Eckert die Psychologie des US-amerikanischen Unternehmens.

    "Und in unserem Film versuchen wir eben zu zeigen, dass Facebook das nicht tut, weil es uns alle so lieb hat, sondern dass es das tut, weil hinter Facebook ein knallhartes Geschäftsmodell steckt."

    Was Facebook-Gründer Mark Zuckerberg freimütig bestätigt:

    "Wenn du jeden Tag auf Facebook gehst, können wir bei dir im Gegenzug Werbung schalten. Und so verdienen wir unser Geld."

    Nicht die Nutzer sind die eigentlichen Kunden von Facebook, meint Svea Eckert, sondern Werbeagenturen und Konzerne. Für ihre Marketingabteilungen ist das Datenmaterial, das sie dort finden, Gold wert.

    " Wenn man eine Anzeige schalten will, dass man dann sagen kann: Ich möchte gern alle 16-jährigen Mädchen in Hamburg mit Ugg-Boots und die sollen noch Fußball spielen und zweimal in der Woche zum Cheerleading gehen. Und das ist bei Facebook möglich. Weil wir unsere Interessen so freigiebig preisgeben auf Facebook."

    Jeder Klick auf den "Gefällt mir"-Button verrät persönliche Vorlieben. Mit Hilfe von Cookies, kleinen Codes, die sich an den Computer heften, erfährt Facebook, auf welchen Internetseiten sich seine Nutzer wann und wie lange aufhalten. Kaum einem ist das bewusst. Die meisten User glauben, geschützt zu sein, wenn sie ihr Profil so verbergen, dass ausschließlich Freunde darauf zugreifen können."

    Und das funktioniert auch. Nur vor Facebook selbst können wir nichts verbergen. Facebook weiß alles von uns.

    Gerieten die Daten in die falschen Hände, hätte das verheerende Folgen, fürchtet der Schleswig-Holsteinische Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert:

    "Bonitätsbewertungen. Für den Arbeitsplatz können sie nachteilig sein, für den Versicherungsschutz und so weiter und so fort. Das tut Facebook unseres Wissens derzeit nicht, aber dieses Potenzial steckt in diesen Daten."

    Svea Eckert und Anika Giese erklären in anschaulichen Bildern, wie das System Facebook funktioniert und welche Gefahren es birgt - auch angesichts des bevorstehenden Börsengangs. Unvorhersehbar, wer auf die Daten zugreifen kann, wenn die Besitzverhältnisse sich ändern. Trotzdem ist der Film kein Plädoyer, sich für immer aus dem Sozialen Netzwerk auszuloggen:

    "Wir glauben, dass Facebook ein Phänomen ist in unserer Gesellschaft, was nicht mehr wegzudenken ist. Und wir glauben, dass viele Menschen nicht genug sensibilisiert sind. Also dass sie gar nicht genau wissen, wie sie mit Facebook umgehen. Und das versuchen wir zu verbessern, zu erreichen."

    Der Film "Facebook" von Svea Eckert und Anika Giese ist heute, um 22.45 Uhr, in der Reihe "Die Story im Ersten" zu sehen.