
US-Präsident Trump geht davon aus, dass es bei den Verhandlungen über seinen 20-Punkte-Plan zur Beendigung des Kriegs noch in dieser Woche Ergebnisse geben wird. Ihm sei gesagt worden, dass die erste Phase diese Woche abgeschlossen sein könnte, und er bitte alle, sich zu beeilen, erklärte Trump.
Auch Israel setzt nach den Worten von Israels Außenminister Saar auf einen schnellen Erfolg. Saar sagte der Bild-Zeitung: "Wir sind entschlossen, so schnell wie möglich ein Abkommen zu erreichen, um unsere Geiseln wieder nach Hause zu bringen. Das würde natürlich auch einen Waffenstillstand bedeuten." Im Gegenzug würde Israel seine Truppen einige Kilometer zurückziehen und Hunderte palästinensische Häftlinge freilassen. Eine Einigung könne rasch umgesetzt werden, da viele Details bereits ausgearbeitet seien. Für die von der Hamas geforderten Nachverhandlungen über Teile des Plans von US-Präsident Trump wie deren Entwaffnung sieht Saar keinen Spielraum.
Ägyptens Präsident al-Sisi lobte den US-Plan für den Gazastreifen. Dieser sei eine wichtige Initiative für eine Waffenruhe nach zwei Jahren Krieg, Töten und Zerstörung. Der Vorsitzende des Golf-Kooperationsrates, der kuwaitische Außenminister al-Jahja, betonte, die Politik der israelischen Besatzung müsse ein Ende finden. Trumps Friedensplan sei wichtig, damit die Region in Frieden und Sicherheit leben könne - mit einer Zweistaatenlösung.
Bundesregierung äußert sich zuversichtlich
Bundesaußenminister Wadephul bezeichnete den US-Plan für den Gazastreifen und die heutigen Verhandlungen über dessen Umsetzung als möglichen Wendepunkt. Wadephul sagte dem ARD-Hauptstadtstudio, seit Beginn des Krieges vor zwei Jahren habe es noch nie eine solche Situation gegeben. Dieses Mal gehe es um eine längerfristige Lösung, und die Vorstellungen darüber würden sehr breit geteilt - auf israelischer ebenso wie auf arabischer Seite.
Bundeskanzler Merz sagte im ARD-Fernsehen, er hoffe, dass der 20-Punkte-Plan gelinge. Bei einem späteren Wiederaufbau des Gazastreifens sieht der Kanzler eine führende Rolle für Deutschland. Man werde so schnell wie möglich dafür sorgen müssen, dass der Hunger nicht weiter um sich greife und wieder aufgebaut werde.
Der CDU-Außenpolitiker Hardt hält es mit Blick auf die Nahost-Verhandlungen für entscheidend, dass die Hamas künftig keine Rolle mehr in der Region spielt. Hardt sagte im Deutschlandfunk, das sei der zentrale Dreh- und Angelpunkt für die Akzeptanz des Gaza-Plans. Es sei von großer Bedeutung, dass die Vorschläge neben dem Westen auch von arabischen Staaten mitgetragen würden. Insofern dürfte es einen enormen Druck der arabischen Länder auf die Hamas geben. Vor allem Katar habe die schwierige Aufgabe, die Hamas davon zu überzeugen, dem Plan in vollem Umfang zuzustimmen.
Experten äußern Bedenken
Die Politologin Muriel Asseburg von der Stiftung Wissenschaft und Politik dämpfte die Erwartungen. Zwar gebe es das erste Mal seit langer Zeit eine konkrete Aussicht auf eine Waffenruhe und die Befreiung der Geiseln, sagte sie im Deutschlandfunk. Allerdings seien im 20-Punkte-Plan so viele Punkte vage, so dass es fragwürdig sei, ob eine mittel- bis längerfristige Stabilisierung der Waffenruhe eintreten werde.
Der Chefredakteur des Nahostmagazins "Zenith", Daniel Gerlach, erklärte im ZDF, es sei bedenklich, dass der israelische Ministerpräsident Netanjahu mittlerweile verlauten ließe, seine Armee werde auch nach einem Verhandlungserfolg im Gazastreifen verbleiben. Dies sei so im US-Plan nicht vorgesehen.
Der Experte für Palästinenserstudien von der Universität Tel Aviv, Michael Milshtein, hält Trumps Gaza-Plan für eine Illusion und hat Zweifel, dass die Hamas zustimmen wird. Er sehe es als unwahrscheinlich an, dass die Hamas die Forderung nach einer kompletten Entwaffnung akzeptieren werde. Der militärische Kampf liege in ihrer DNA, sagte Milshtein im Magazin Spiegel. Der Plan sei generell so löchrig wie ein Schweizer Käse. Es gebe viele Lücken und Fragezeichen.
Beratungen in Ägypten
Die Beratungen über die Umsetzung des US-Plans sollen heute in Scharm-el-Scheich in Ägypten stattfinden. Dabei werden Israel und die militant-islamistische Hamas aller Voraussicht nach indirekt verhandeln, also über Vermittler. Im Mittelpunkt steht zunächst die Freilassung der verbliebenen Geiseln der Hamas im Gegenzug für knapp 2.000 palästinensische Gefangene. Zu den Gesprächen werden auch der US-Sondergesandte Witkoff und der Schwiegersohn von US-Präsident Trump, Kushner, erwartet. Wadephul reist nach Gesprächen in Tel Aviv ebenfalls an.
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Diese Nachricht wurde am 06.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.