Fukushima hat Bürger und Politiker in Europa aufgeschreckt. Doch in vielen EU-Ländern hat das Atomunglück nicht die grundsätzliche Haltung zur Atomenergie verändert, und man schaut deshalb verwundert auf die deutsche Reaktion. Der niederländische Europaabgeordnete Hans van Balen von den Liberalen:
"Es ist wichtig, ohne zu viele Gefühle und Emotionen über Kernenergie zu sprechen. Japan, das ist ein Gebiet mit Erdbeben, mit Tsunami. Wer dort ein Kernkraftwerk baut, ist dumm. Und deshalb benötigen wir internationale Standards, aber Nein zu sagen, nicht vernünftig."
So wie der niederländische Liberale van Balen halten viele Europaabgeordnete die Abschaltung von sieben deutschen Kernkraftwerken ohne Hinweise auf Schäden für irrational und nicht nachvollziehbar. Viele wundern sich über den breiten parteiübergreifenden Konsens in Deutschland. In den Niederlanden hält die liberal-christdemokratische Regierung auch nach Fukushima an ihren Plänen für einen AKW-Neubau fest.
Auch Ivalo Kailfin kann sich einen kurzfristigen Verzicht auf Atomkraft in seiner Heimat Bulgarien nicht vorstellen: Dafür sei sein Land viel zu sehr auf Strom aus Atomkraft angewiesen, sagt der Vorsitzende der bulgarischen Sozialdemokraten im Europaparlament. Seit über 40 Jahren wird in Bulgarien Strom aus Kernenergie erzeugt. Vor dem EU-Beitritt musste Bulgarien zwei Blöcke des Atomkraftwerks Kosloduj abschalten, aus Sicherheitsgründen. Seit einigen Jahren laufen nun Planungen für einen Neubau in Belene, die künftig noch misstrauischer vom Ausland verfolgt werden dürften: denn Belene liegt mitten in einem Erdbebengebiet. Erst gestern wurden die Bauarbeiten aus Sicherheitsgründen vorerst unterbrochen.
"Die Alternativen zur Atomkraft sind erneuerbare Energien, das würde die Energiepreise in Bulgarien enorm verteuern, oder mehr Kohlekraftwerke. Dann hätten wir aber Probleme mit den CO2-Emissionen. Einige unserer Kohlekraftwerke wurden geschlossen, weil die Investitionen für ihre Nachrüstung viel zu teuer gekommen wären."
Auch Lettland, Litauen und in Estland setzen auf Kernenergie. Bis zum EU-Beitritt lieferte das AKW im litauischen Ignalina Strom für das Ganze Baltikum, es musste zum EU-Beitritt des Landes abgeschaltet werden, weil es ein Kraftwerk alter unsicherer Sowjetbauart war. Nun würden die drei Länder gerne ein neues Atomkraftwerk an derselben Stelle bauen. Der lettische Christdemokrat und Europaabgeordnete Arthur Karins:
"Damit wir unsere Abhängigkeit vom russischen Energiemonopol vermindern können."
Karins, früher einmal lettischer Wirtschaftsminister, verweist stolz auf den großen Anteil erneuerbarer Energien, die sein Land bereits heute nutzt - aus Wasserkraft und Biomasse vor allem. Aber auf absehbare Zeit reiche das eben nicht aus. Die deutsche Debatte über den Ausstieg hält Karins für gefährlich, besonders für die Situation im Baltikum: Dort könne ein moderner Atomkraftwerksbau in Litauen, so glaubt der lettische Europaabgeordnete, den Bau eines weit weniger sicheren Meilers jenseits der Grenze in Weißrussland und im russischen Kaliningrad verhindern:
"Es ist die Frage, wer baut es zuerst. Und falls diese Anti-Atom-Welle, die zurzeit in Deutschland ganz groß ist, falls diese auch ins Baltikum schwappt, dann haben wir das große Unglück, dass wir sowieso ein Atomkraftwerk an unserer Grenze haben. Aber das wird nicht mit den hohen europäischen Standards gebaut."
Der Ausstieg aus der Atomenergie steht längst nicht überall in der EU bevor. Darüber machen sich auch die Grünen im Europaparlament keine Illusionen. Sie haben schließlich den Text der parteiübergreifenden Erklärung formuliert, in der es unter anderem heißt, dass die Atomenergie in mehreren Mitgliedsstaaten noch auf viele Jahre hin Teil ihres Energiemixes sein wird.
Der Luxemburger grüne Europaabgeordnete Claude Turmes, der seit vielen Jahren für die erneuerbaren Energien kämpft, erkennt trotzdem eine Zeitenwende in der EU: Selbst in einem Land wie Frankreich, wo es bisher einen weitgehenden nationalen Konsens über die Nutzung von Atomenergie gegeben habe, fragten immer mehr Bürger, ob der Energiebedarf auch in Zukunft weiter mit Atomkraftwerken abgedeckt werden solle:
"Japan ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt."
"Es ist wichtig, ohne zu viele Gefühle und Emotionen über Kernenergie zu sprechen. Japan, das ist ein Gebiet mit Erdbeben, mit Tsunami. Wer dort ein Kernkraftwerk baut, ist dumm. Und deshalb benötigen wir internationale Standards, aber Nein zu sagen, nicht vernünftig."
So wie der niederländische Liberale van Balen halten viele Europaabgeordnete die Abschaltung von sieben deutschen Kernkraftwerken ohne Hinweise auf Schäden für irrational und nicht nachvollziehbar. Viele wundern sich über den breiten parteiübergreifenden Konsens in Deutschland. In den Niederlanden hält die liberal-christdemokratische Regierung auch nach Fukushima an ihren Plänen für einen AKW-Neubau fest.
Auch Ivalo Kailfin kann sich einen kurzfristigen Verzicht auf Atomkraft in seiner Heimat Bulgarien nicht vorstellen: Dafür sei sein Land viel zu sehr auf Strom aus Atomkraft angewiesen, sagt der Vorsitzende der bulgarischen Sozialdemokraten im Europaparlament. Seit über 40 Jahren wird in Bulgarien Strom aus Kernenergie erzeugt. Vor dem EU-Beitritt musste Bulgarien zwei Blöcke des Atomkraftwerks Kosloduj abschalten, aus Sicherheitsgründen. Seit einigen Jahren laufen nun Planungen für einen Neubau in Belene, die künftig noch misstrauischer vom Ausland verfolgt werden dürften: denn Belene liegt mitten in einem Erdbebengebiet. Erst gestern wurden die Bauarbeiten aus Sicherheitsgründen vorerst unterbrochen.
"Die Alternativen zur Atomkraft sind erneuerbare Energien, das würde die Energiepreise in Bulgarien enorm verteuern, oder mehr Kohlekraftwerke. Dann hätten wir aber Probleme mit den CO2-Emissionen. Einige unserer Kohlekraftwerke wurden geschlossen, weil die Investitionen für ihre Nachrüstung viel zu teuer gekommen wären."
Auch Lettland, Litauen und in Estland setzen auf Kernenergie. Bis zum EU-Beitritt lieferte das AKW im litauischen Ignalina Strom für das Ganze Baltikum, es musste zum EU-Beitritt des Landes abgeschaltet werden, weil es ein Kraftwerk alter unsicherer Sowjetbauart war. Nun würden die drei Länder gerne ein neues Atomkraftwerk an derselben Stelle bauen. Der lettische Christdemokrat und Europaabgeordnete Arthur Karins:
"Damit wir unsere Abhängigkeit vom russischen Energiemonopol vermindern können."
Karins, früher einmal lettischer Wirtschaftsminister, verweist stolz auf den großen Anteil erneuerbarer Energien, die sein Land bereits heute nutzt - aus Wasserkraft und Biomasse vor allem. Aber auf absehbare Zeit reiche das eben nicht aus. Die deutsche Debatte über den Ausstieg hält Karins für gefährlich, besonders für die Situation im Baltikum: Dort könne ein moderner Atomkraftwerksbau in Litauen, so glaubt der lettische Europaabgeordnete, den Bau eines weit weniger sicheren Meilers jenseits der Grenze in Weißrussland und im russischen Kaliningrad verhindern:
"Es ist die Frage, wer baut es zuerst. Und falls diese Anti-Atom-Welle, die zurzeit in Deutschland ganz groß ist, falls diese auch ins Baltikum schwappt, dann haben wir das große Unglück, dass wir sowieso ein Atomkraftwerk an unserer Grenze haben. Aber das wird nicht mit den hohen europäischen Standards gebaut."
Der Ausstieg aus der Atomenergie steht längst nicht überall in der EU bevor. Darüber machen sich auch die Grünen im Europaparlament keine Illusionen. Sie haben schließlich den Text der parteiübergreifenden Erklärung formuliert, in der es unter anderem heißt, dass die Atomenergie in mehreren Mitgliedsstaaten noch auf viele Jahre hin Teil ihres Energiemixes sein wird.
Der Luxemburger grüne Europaabgeordnete Claude Turmes, der seit vielen Jahren für die erneuerbaren Energien kämpft, erkennt trotzdem eine Zeitenwende in der EU: Selbst in einem Land wie Frankreich, wo es bisher einen weitgehenden nationalen Konsens über die Nutzung von Atomenergie gegeben habe, fragten immer mehr Bürger, ob der Energiebedarf auch in Zukunft weiter mit Atomkraftwerken abgedeckt werden solle:
"Japan ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt."