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Vorwurf der sexuellen Gewalt
Nachwuchstrainer von SV Wehen Wiesbaden in Haft

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt seit dem Sommer gegen einen Fußball-Nachwuchstrainer des Drittligisten SV Wehen Wiesbaden. Dabei geht es unter anderem um den Verdacht der sexuellen Nötigung und der Vergewaltigung minderjähriger Jungen.

Von Andrea Schültke |
Der Trainer soll im Zeitraum zwischen 2007 und 2014 sexuelle Übergriffe an mindestens zwei Jungen verübt haben.
Der Trainer soll im Zeitraum zwischen 2007 und 2014 sexuelle Übergriffe an mindestens zwei Jungen verübt haben. (imago images/MIS)
Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Verein haben einen entsprechenden Bericht des Hessischen Rundfunks bestätigt. Laut Staatsanwaltschaft soll der Fußballtrainer im Zeitraum zwischen 2007 und 2014 sexuelle Übergriffe an mindestens zwei Jungen aus seiner damaligen Mannschaft verübt haben. Einer dieser Betroffenen soll nun den Fall ins Rollen gebracht haben.

Ermittlungen dauern an

Bei Durchsuchungen wurde jetzt unter anderem ein Handy sichergestellt, auf dem sich Videos befinden.  Diese zeigen den Beschuldigten nach Angabe der Behörde bei sexuellen Handlungen an mutmaßlich schlafenden oder bewusstlosen Jungen. Laut Staatsanwaltschaft bestehe der „Verdacht, dass die Geschädigten zuvor mittels Alkohol oder anderer berauschender Mittel in einen Zustand der Besinnungslosigkeit versetzt wurden, um die Tatausführungen zu ermöglichen.“ Ob auch diese Betroffenen bei dem Beschuldigten trainiert haben, ist noch unklar. Die Ermittlungen dauern an.
Der Beschuldigte befindet sich seit dem 9. Dezember in Untersuchungshaft. Nach Informationen des Deutschlandfunks war der Mann seit 18 Jahren als Jugendfußballtrainer in diversen Vereinen in Hessen tätig, zuletzt seit 2019 beim Drittligisten Wehen Wiesbaden.

Trainer wurde fristlos entlassen

Der Club bezeichnete die Ermittlungen als einen „für den Verein gravierenden und belastenden Vorgang“. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe habe Wehen Wiesbaden den Trainer sofort freigestellt und fristlos entlassen. Fußballvereine der oberen Ligen müssen ein Kinderschutzkonzept vorweisen, um von der Deutschen Fußballliga eine Lizenz zu bekommen.
Wehen Wiesbaden hat nach eigenen Angaben ein solches Konzept erarbeitet. So ist auf der Homepage eine Ansprechperson für das Thema Kinderschutz aufgeführt, genauso wie der Kontakt zu externen Beratungsstellen. Laut Vereinshomepage gehören zu den weiteren Präventionsmaßnahmen die fachliche Schulung aller Mitarbeiter, die auch ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen müssen. In einem erweiterten Führungszeugnis sind Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung aufgeführt. Allerdings nur dann, wenn es zu einer Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe von mehr als 90 Tagen gekommen ist.
Der Beschuldigte sei bisher nicht aufgrund entsprechender Straftaten verurteilt worden, erklärte eine Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft gegenüber dem Deutschlandfunk. Vor den aktuell laufenden Untersuchungen habe es gegen den Mann keine Ermittlungen im Zusammenhang mit Sexualstraftaten gegeben.