Diese Kunst war für Ernst Tempel Segen und Fluch zugleich. Er erlernte zunächst das Handwerk des Lithografen und ließ sich in Venedig nieder.
Seine äußerst detailgetreu erstellten Lithografien fanden große Anerkennung, vor allem bei Botanikern und anderen Naturwissenschaftlern.
Profiastronomen ignorierten ihn erst
1858 kaufte sich Ernst Tempel ein kleines Linsenfernrohr – und entdeckte damit einen Kometen und einen Reflexionsnebel in den Plejaden. Doch die Profiastronomen nahmen die Entdeckungen des Amateurs nicht zur Kenntnis.
Viele Jahre lang führte er aus astronomischer Begeisterung und wirtschaftlicher Not heraus ein Doppelleben: Tagsüber Lithograf, nachts Himmelsbeobachter.
Schließlich erhielt Tempel eine Anstellung an der Sternwarte Marseille. Trotz schlechter Bezahlung war er ungewöhnlich erfolgreich.
Er entdeckte zahlreiche Nebelflecken, fünf Asteroiden und mehr als ein Dutzend Kometen, darunter den Ursprungskometen der Leoniden-Sternschnuppen und Tempel-1, in den die NASA-Sonde Deep Impact eingeschlagen ist.
1889 ist Ernst Tempel im Alter von 67 Jahren in Italien gestorben. Die wohl beste Hommage ist das von Max Ernst verfasste Buch „Die widerrechtliche Ausübung der Astronomie“.