Samstag, 20. April 2024

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Willy Puchner
"Ich bin ein Buchhalter mit Fantasie"

Willy Puchner ist durch und durch ein Fotografenkind - so sagt er selbst. Doch nicht nur ist er seit über 30 Jahren Fotograf, auch malt und zeichnet er und illustriert Bücher - mit einer besonderen Zielgruppe: dem Kind bis 99 Jahre. Ein Gespräch über Sehnsucht, Zeit und seine Welt der Farben.

Willy Puchner im Gespräch mit Ute Wegmann | 15.11.2014
    Selbstporträt von Willy Puchner aus Kroatien.
    Willy Puchner (W. Puchner)
    Ute Wegmann: "Bin unterwegs. Bilder tauchen auf. Eine Landschaft, Tiere, ein Dorf, eine Stadt und vor allem Menschen. Für Augenblicke sind sie Teil meiner Welt." Das sagt Willy Puchner über seine Welt der Farben und an dieser Welt lässt er uns mit seinen Büchern teilhaben. Aus diesem Grund heute der Büchermarkt mit Ute Wegmann und meinem Gast, dem österreichischen Fotografen, Illustrator und Autor Willy Puchner.
    Willy Puchners Werk, das sind überwiegend gezeichnete und gemalte Bilderbücher, oft mit assoziativ-gebauten Einzel- und Doppelseiten, die thematisch zusammenhalten, und getragen sind von Intuition, Gefühl und Poesie. Bestimmte Begriffe fallen immer wieder: Natur - Welt - Tiere (Hasen und Pinguine) - Farben - Meer - Alter - Reisen - Sehnsucht - Zeit.
    Willy Puchner, beginnen wir mit der Sehnsucht. Im Jahr 1992 wurden Sie bekannt mit dem Buch "Die Sehnsucht der Pinguine", ein ungewöhnliches Projekt. Was haben Sie da gemacht?
    Willy Puchner: Ich bin nachdem ich Philosophie studiert habe, circa vier Jahre lang mit zwei Pinguinen um die Welt gefahren. Ein Männchen, ein Weibchen, Joe und Sally. Und ich habe damals den Wunsch gehabt, solange um die Welt zu fahren, bis meine Sehnsucht gestillt ist, aber dann hab ich kennenlernen müssen, dass Sehnsucht nicht stillbar ist, und darum musste ich einen anderen Grund finden, dieses Projekt zu beenden. Und ich habe mir damals auch, das nur eine Kleinigkeit am Rande, die Haare wachsen lassen, das stand für mich in Verbindung mit dieser Sehnsucht, so lange, bis ich dieses Projekt beende, und sie sind sehr lang geworden.
    Wegmann: Für die Leute, die das Projekt nicht kennen, müssen wir noch sagen, wie waren Joe und Sally, wie sahen die beiden aus? Und wie konnte man mit zwei Pinguinen um die Welt reisen?
    Puchner: Man konnte mit ihnen nur reisen, wenn man die beiden getragen hat. Ich habe ein Gestell gebaut. Sie wurden immer auch von anderen getragen. Insgesamt haben mich die vier Jahre lang 33 Menschen begleitet. Und sie posierten einmal da und einmal dort. Sie waren die Protagonisten für die Sehnsucht, sie wollten alles sehen und sind einfach dagestanden. Ich sags nicht gern, aber ich sag es jetzt: Sie waren nicht lebend.
    "Ich bin der Dunkelkammer entstanden"
    Wegmann: Jetzt muss man noch sagen, die Pinguine haben vor berühmten Gebäuden gestanden oder gesessen, das haben sie fotografiert.
    Puchner: Ja, aber gesessen eher weniger. Sie standen fast immer, manchmal lagen sie in einem Liegestuhl. Man muss sich das so vorstellen, wie wir als Touristen vor berühmten Gebäuden stehen, eine Pose einnehmen, um uns fotografieren zu lassen, so waren die beiden. Das Projekt hieß "Die Sehnsucht der Pinguine". Anfänglich hieß es "Die Verführung zur Pose", und die Pose selber war mir das Allerwichtigste. Die beiden Objekte, die Pinguine, schauen einfach in die Kamera, und auf manchen Fotos weiß man gar nicht, dass es Objekte sind, dann stehen sie so naturecht da, blicken uns an, und wir glauben, durch die Projektion, die wir in das Bild hineinlegen, dass wir selber vielleicht Pinguine sind, oder zumindest gerne dort stehen würden, wo die beiden stehen, im Bild.
    Wegmann: Wir haben es sich hier ausschließlich mit Fotografien zu tun. Seit 1978 arbeiten Sie als freier Fotograf und Autor, haben eine Sammlung mit Privatfotos, machen immer wieder Fotoprojekte mit alten Menschen und geben Workshops. Geboren wurden Sie 1952 in eine Fotografenfamilie. Der Vater, die Mutter, ein Fotogeschäft. Was ist für Sie das Wichtigste an der Fotografie? Sie haben gerade schon von der Pose gesprochen. Das Spiel mit der Pose wäre sicherlich ein Aspekt. Aber ist es auch das Bewahren der Erinnerung, oder das Festhalten eines Augenblicks oder das Hervorheben des Kleinen vor dem Hintergrund des großen Ganzen?
    Puchner: Ich glaube, im Detail konnte ich mir das nie aussuchen. Ich bin ja mehr oder weniger in der Dunkelkammer entstanden, auch zuhause geboren. Ich bin also durch und durch ein Fotografenkind. Fotografie ist mir so vertraut wie dem Bäcker das Brot. Es ist einfach mein Lebenselixier. Ich kenn es so genau. Ich sollte das Geschäft meiner Eltern übernehmen, aber mit 14 Jahren hab ich gesagt: Das will ich nicht. Und hab dann begonnen, einen eigenen Weg einzuschlagen. Als Freelancer, aber immer auch über Fotografie viel nachgedacht, darüber, was ist Fotografie, was ist die Macht des Bildes, Bilderverbote, über unzählige Dinge, die für die Fotografie wichtig sind. Ich hab die Fotografie von allen Seiten betrachtet wie ein Tier, das man von allen Seiten betrachten kann.
    Wegmann: Nun hab ich ja gesagt, Sie sind auch Illustrator. Malen und Zeichnen. Was macht den Unterschied zwischen einem fotografierten Bild und einem gezeichneten Bild?
    Puchner: Der wichtigste Unterschied für mich selber: Wenn ich fotografiere, geh ich nach draußen. Wenn ich zeichne, bin ich drinnen. Da bin ich in mir, in der Wohnung, da bin ich sehr mit mir selber beschäftigt. Wenn ich nach draußen geh, da verwandle ich mich fast. Da werde ich zum Flaneur, da wird ich zum Akteur, da bin ich laut, da bin ich unterwegs, da nehm ich die Welt wahr, da strömt alles auf mich ein. Bin ich aber drinnen, dann schreibe ich oder zeichne und dieses Schreiben und Zeichnen ist ein verlangsamter Prozess. Da entsteht alles ganz behutsam, da geht alles Schritt für Schritt. Wenn ich draußen bin, kann es sein, dass ich laufe, schreie. Wenn ich drinnen bin, bin ich einfach still.
    "Mein Materialbuch ist meine Wohnung auf Reisen"
    Wegmann: Sie haben gesagt, Sie sind quasi in der Dunkelkammer geboren, aber über dieses Großwerden mit der Fotografie hinaus, gab es dennoch von außen Einflüsse. Gab es jemanden aus der fotografischen Szene, der Sie geprägt hat?
    Puchner: Ich glaube, es hat ganz viele gegeben. Der erste war ein österreichischer Fotograf, der damals sehr viel unterwegs war, bei Magnum, Ernst Haas. Da war die Fotografie verbunden mit Reisen. Diese beiden Dinge zueinander haben mich interessiert, das ist auch heute noch so. Wenn ich Projekte mache, wenn ich irgendwo hingehe, vielleicht auch nur in das nächste Haus, dann ist das Fotografieren immer noch mit einer Art Reise verbunden. Alles, was mit Reise zu tun hat, hat mich anfänglich geprägt. Später war es Diane Arbus, die bestimmte Porträts gemacht hat. Und ich bin mit meiner Arbeit zu vielen alten Menschen gekommen, die ich interviewt habe, mit ihnen Zeit verbracht habe. Wo dann diese alten Menschen eine andere Art von Reise waren, nämlich eine Reise in die Vergangenheit.
    Wegmann: Sie haben es gesagt: Das Reisen ist einer der Begriffe, dem man immer begegnet, wenn man sich mit ihrem Werk auseinandersetzt. Und daran knüpft an das Tagebuch schreiben. Viele Ihrer Werke haben Tagebuch-Charakter. In den Büchern sind Sie jedoch zur Zeichnung und zur Malerei zurückgekehrt - oder muss ich sagen: übergegangen.
    Puchner: Also spannend war, dass ich bei dem Projekt "Die Sehnsucht der Pinguine" begonnen habe, ein Materialbuch zu führen. Es war ein Materialbuch, das man auch Notizbuch oder Reisejournal nennen könnte. Ich hab so viel Zeit gehabt bei dieser Arbeit, dass ich fast täglich in ein Buch gezeichnet oder geschrieben habe und es soweit entwickelt habe, dass ich eine Art Zuhause gesucht habe. Und in den Büchern habe ich das gefunden. Ich erinnere mich an einen Eintrag, der heißt so ähnlich wie: Mein Materialbuch ist meine Wohnung auf Reisen. Jede Seite wie ein neues Zimmer. Und da hab ich mir das Zeichnen und Malen selber beigebracht.
    Wegmann: Das heißt, Sie sind über das Reisetagebuch zur Illustration gekommen?
    Puchner: Tatsächlich so war das!
    Wegmann: "Das Tagebuch der Natur" - so heißt es im Vorwort, "ist mein Versuch, einen kleinen Teil der Vielfalt dieser Welt aufzuzeichnen."
    Dieses Bilderbuch aus dem Jahr 2001 zeigt Fossilien, Tiere, Pflanzen, eine Seite mit Naturheilmitteln, eine Doppelseite mit Pflanzen auf einem Wiener Hügel, ein Schulheft aus dem Jahr 1960 von Willy Puchner, Wald. Aber auch Skandale wie BSE, Dioxin, Gen-Manipulation, das Klonen - bedrohte Natur.
    Das Entstehen und Vergehen - festgehalten mit eigenen Gedanken und mit Zitaten berühmter Schriftsteller und Philosophen, Rilke, Enzensberger, Kierkegaard.
    Ein buntes Sammelsurium philosophisch-poetischer Weltbetrachtung mit humorvoll-ironischem, aber auch kritischem Blick.
    Die Natur und der Natürlichkeit, die Achtsamkeit der Nicht-Entfremdung, also das Zusammenspiel von Mensch und Natur - sind das die Themen, die Sie beschäftigen?
    Puchner: Beim "Tagebuch der Natur" hab ich immer wieder gedacht, der Begriff Natur ist so vielfältig, dass man ihn nicht in einem Text, einem Zitat, einem Bild beantworten kann. Also hab ich versucht, Zugänge zu entwickeln, und die sind entsprechend, welchen Blick man gerade auf die Natur hat. Umgekehrt geht es darum, den Verlust, den man oft spürt, den Verlust, den ja Natur auch zeigt, also den Alterungsprozess aufzuzeigen, das war mir das besonders wichtig, ihn festzuhalten und mich damit zu konfrontieren.
    "Ich dachte, dass der Himmel die Erde umspannt"
    Wegmann: Was alle Ihre Bücher zu etwas Besonderem macht, dass sind die handschriftlich ins Bild gesetzten Texte. Wie bauen Sie eine solche Seite auf?
    Puchner: Es entsteht meistens keine Seite in einem Schwung, sondern ich führe mehrere Bücher und die Seiten entstehen alle ganz langsam. Und irgendwann einmal weiß ich, jetzt ist die Seite fertig. Und die wächst vorher in alle möglichen Richtungen, vom Bild hergesehen, vom Text ebenfalls und braucht oft ganz lange. Ich erinnere mich, dass ich für manche Seiten ein oder zwei Jahre gebraucht habe. Ich hatte dann das Gefühl, es fehlt irgendein ein kleines Ding. Ich kann es dann oft nicht sagen, aber ich wusste genau, wann sie fertig war.
    Wegmann: Erinnern sie sich an eine solche Seite?
    Puchner. Sehr lange habe ich an den "Farben des Regens" gearbeitet, weil ja der Regen selber etwas ist, was an unterschiedlichen Tagen unterschiedliche Stimmungen hat. Wenn er warm ist, ist man glücklich, dann ist er wie eine Dusche. Er kann einen aber auch erkälten. Die Palette zu finden, was alles Regen sein kann, das hat mich sehr lange beschäftigt.
    Wegmann: "Willy Puchners Welt der Farben" - Reiseeindrücke, festgehalten auf einer Seite. Sie verknüpfen Gedanken, Zitate und Eindrücke zu einem Bild. Ich zitiere aus dem Ihrem Vorwort: "Ich sammle Materialien, verwerfe sie, sammle weiter, bis ich endlich zum schwierigsten Teil komme: zur Bezeichnung der Farben. Das passiert manchmal gefühlsmäßig, unbewusst, intuitiv. Glücklich bin ich, wenn die ein oder andere Narretei ins Bild einfließt. Oft sind es Kleinigkeiten, große Kindergedanken, die ich einfach zulasse." Willy Puchner, die Farben. "Bulli-Rot/Urdu-Grau/Maori-Weiß/Bodo-Blau" - vier der 16 Himmelsfarben - was sind das für Begriffe?
    Puchner: Die sind aus den Farben des Himmels. Damals dachte ich, dass der Himmel, die Erde umspannt und wollte dann mit den Farben selber ausdrücken, dass es Sprachen sind. Ich suchte dann ausgefallene Sprachen, weil die Welt aus vielen Sprachen besteht, wie die Farben ja auch sehr, sehr vielfältig sind.
    Wegmann: Das heißt, was sie den Farben vorangesetzt haben, Bulli, Urdu, Maori sind Sprachen?
    Puchner: Ja, das sind ausgefallene Sprachen.
    Wegmann: In diesem Buch haben wir es mit 21 Farbseiten zu tun. Vom großen ausgehend - Himmel, Erde, Natur, Wiese - kommen Sie konkret zu fünf Ländern und fünf Städten, verbinden Bekanntes mit Subjektivem. Frankfurt, die Bankerstadt mit den Wolkenkratzern, aber auch die Stadt der Buchmesse und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", die diese Welt der Farben-Seiten seit Jahren auf der Reiseseite abdrucken.
    Wie begann diese Idee mit den Reiseseiten?
    Puchner: Ich hab damals die Farben des Meeres für die FAZ machen sollen. Das hat dem Redakteur gefallen und er wollte mehr als eine Seite machen. Ich hab dann die Farben des Waldes gemacht. Und in Anlehnung an Goethes Farbenlehre haben wir es dann Puchners Farbenlehre genannt. Das hat dann eine Eigendynamik bekommen. Man wird süchtig auf diese Welt der Farben. Mittlerweile bin ich schon auf Seite 43 bei der FAZ. Und das hört noch gar nicht auf. Es gibt immer wieder neue Themen. Es ist ja nicht nur das Philosophisch-Literarische, sondern auch das kleine ironische Element. Fast auf jedem dieser Bilder gibt es einen kleinen Käfer oder einen Vogel, die ihre Kommentare abgeben, die irritieren oder erheitern, so wie ich es mitbekommen habe.
    Wegmann: Die kleine Narretei.
    Puchner: Die kleine Narretei, genauso ist es.
    "Meine Zielgruppe ist das Kind - das bis 99"
    Wegmann: Ein ganz anderes Buch: "Ein Hase auf Reisen" - ein Traum-Bilderbuch, der kleine rote Hase, der sich in alle Träume des Mädchens schleicht. Ein Satz links - ein Tableau rechts. Ein Spiel mit einer Bühne, auf der der Traum stattfindet, ein Spiel mit Licht und Schatten, mit Montage und verschiedenen Räumen und Betrachtungsebenen. Der Hase wandert durch eine fantastische Welt, trifft Seemöwen, den kleinsten Tiger im Ringeblumenwald, eine Großfamilie La Familia, Frösche und zum Schluss die Häsin. Das Glück der Liebe öffnet den Bühnenraum zum Himmel, zur Welt.
    Wie kamen Sie auf die Bühnenidee?
    Puchner: Das war so, dass ich sehr intensiv geträumt habe und in den Träumen ist eine Bühne vorgekommen, und intuitiv, ohne viel Überlegen, bin ich aufgestanden und hab Bühnen gezeichnet. Und damals hab ich gesagt, ich möchte erst etwas machen mit diesen Bühnen, wenn ich 99 gezeichnet habe. Allmählich hat sich ein Hase eingeschlichen, und es waren wilde, traurige, schwere Träume, die gezeichnet wurden. Aber der Hase hat etwas Leichtes gebracht. Später - bei 99 - hab ich weiter an den Hasenträumen gezeichnet, aber wie bei Joe und Sally war es mir dann wichtig, dass die beiden Hasen einander finden. Weil ich ja glaube, dass größte Glück auf Erden ist ja, wenn zwei Menschen, das muss nicht unbedingt Mann und Frau sein, aber zwei Menschen, die sich lieben, verreisen, und vielleicht in irgendeiner Form gemeinsam etwas wahrnehmen, und weil sie beide in der Fremde sind, das Gefühl haben, sie sehen die Welt auf eine nicht 100 Prozent erklärbare Art und Weise gemeinsam und erleben so das gemeinsame Glück. Und das ist mir irgendwie so wichtig.
    Willy Puchner kuschelt mit einem Hasen. 
    Selbstporträt mit Hase: Tiere spielen in seinen Büchern immer eine große Rolle. (W. Puchner)
    Wegmann: Nun sind das Bilderbücher, aber sie sind nicht erklärtermaßen nur für Kinder gemacht. Denken Sie an so etwas wie Zielgruppe, wenn Sie malen und schreiben, fotografieren, entwerfen?
    Puchner: Im Grunde ist meine Zielgruppe schon das Kind, aber nicht das drei- bis achtjährige, sondern das Kind bis 99.
    Wegmann: Sie benutzen ja durchaus auch komplizierte Begriffe, die sie nicht erklären. Das finde ich persönlich ganz wunderbar.
    Puchner: Ja, ich hab immer das Gefühl, oder ich hab es gesehen, dass es funktioniert. Und es gibt Zuschriften von Müttern und Großmüttern, selten Väter leider, aber gemeinsam das Buch ansehen, das funktioniert bestens, glaub ich.
    "Ich möchte in Indien mit Elefanten unterwegs sein"
    Wegmann: Im Jahr 2013 erscheint etwas Neues: "ABC der fabelhaften Prinzessinnen" - ein Abc-Buch der besonderen Art. Der Vogel-Prinz soll sich endlich eine Frau suchen, das beschließt seine Vogelfamilie und führt ihm Prinzessinen vor. Jede ist besonders, sollten Schwächen dargestellt werden, werden auch sofort die Stärken thematisiert. Prinzessin Apfelsine kommt aus Aachen, die Berta aus Bern, Prinzessin Holly kommt aus Hawaii, und es ist nicht nur der Ort, sondern sie ist höflich, heimatverbunden, hilfsbereit und humorvoll. Als Geschenk bringt sie einen Harlekin.
    Welche wäre Ihre Wahl, Willy Puchner?
    Puchner: Was mir besonders Freude gemacht hat, dass jede Prinzessin dem Prinzen ein Geschenk bringen konnte. Weil ja das dann so war, als wenn die Prinzessin mir das Geschenk gebracht hätte. Da hab ich mir ganz viele Geschenke ausgedacht. Aber meine Lieblingsprinzessin ist die E, Elmira, das hat schon wieder mit einer Reise zu tun, denn ich plane nach Indien zu fahren und möchte dort mit Elefanten unterwegs sein. Und Elmira wie Elefant, die mag ich sehr.
    Wegmann: Würden Sie uns das vorlesen, was Prinzessin Elmira auszeichnet.
    Puchner: "Prinzessin Elmira kommt von der Elfenbeinküste.
    Sie ist extravagant, emsig, energiegeladen, ehrgeizig und enorm emanzipiert.
    Sie isst gerne Elch mit Erdnussbutter, Edelkastanien, Eiernudeln, Eichblattsalat mit Echter Engelwurz, danach Edamer, Emmentaler mit Erdbeeren. Was sie nicht mag, ist Edelschimmelkäse aus Edam. Beim Essen hört sie am liebsten Englischhorn.
    Elmira möchte in England Esperanto lernen und mit Erika und Eusebia eislaufen oder einkaufen gehen. Prinz Willem hat sie elf edle Elefanten mitgebracht."
    "Ich liebe es, ganz viel Zeit zu haben"
    Wegmann: Und wir sehen eine Prinzessin hellblau gekleidet, mit einer hellblauen Krone. Sie trägt einen kleinen Elefanten. Sie hat einen schwarzen Kopf und einen schönen langen roten Schnabel. Und neben ihr geht ein kleiner Elefant. Und hinter ihr sieht man in verschiedenen Größen aufeinanderstehende Elefanten, wie die Bremer Stadtmusikanten aufgestapelt. Ein Wort zur Bildgestaltung: Jede Figur steht auf einem andersfarbigen und auch strukturell unterschiedlichen Untergrund. Die Bilder sind Collagen, in denen sich gezeichnete und gemalte Gegenstände zusammenfügen.
    Puchner: Die sind oft gezeichnet, und es wird am Computer montiert.
    Wegmann: Im Herbst 2014 erscheinen die geeigneten Männer: "ABC der fantastischen Prinzen". Nun sind das aber Frösche. Macht das den Vogel-Prinzessinen nichts aus?
    Puchner: Das wird sich noch herausstellen, denn die Begegnung findet auf einem Prinzenball statt, in einem Schloss. Vielleicht sucht sich jeder Prinz eine Prinzessin aus. Aber was dann passiert, weiß ich selber noch nicht.
    Wegmann: Zurück aus der Königswelt in die Puchner-Welt. Ein paar Begriffe haben wir gefüllt. Vielleicht zum Abschluss noch ein paar Sätze zum Thema Zeit.
    Puchner: Ich liebe es einfach, ganz viel Zeit zu haben. Es sagte mal ein Schriftsteller über mich: Willy Puchner, der Zeitmillionär. Ich hab so viel Glück, dass ich einfach so viel Zeit habe und fast nie im Stress bin, weil ich nämlich noch etwas anderes habe, nämlich das buchhalterische. Ich bin ein Buchhalter mit Fantasie, ich mach halt meine Arbeit. Wenn ich etwas abgeben muss, dann hab ich das meistens schon fünf Monate vorher fertig. Eben weil ich so viel Zeit haben möchte.
    Wegmann: Willy Puchner, unsere Sendung neigt sich dem Ende zu. Was die Welt der Farben betrifft, viele Städte fanden dort schon Eingang. Als Kölnerin wünsche ich mir, dort Köln zu sehen und bin gespannt, wie Sie es umsetzen.
    Herzlichen Dank für das Gespräch.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Besprochene Bücher:
    Die Sehnsucht der Pinguine, Hanser Verlag
    Tagebuch der Natur, Nilpferd in Residenz, 32 Seiten
    Willy Puchners Welt der Farben, Nilpferd, 32 Seiten
    Ein Hase auf Reisen, Bloomsbury, 32 Seiten
    ABC der fabelhaften Prinzessinnen, NordSüd, 58 Seiten
    ABC der fantastischen Prinzen, NordSüd, 58 Seiten
    Vom 1. Oktober bis zum 31. Januar sind Originale von Willy Puchner in der Internationalen Jugendbbibliothek in München zu sehen.