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Winter schon im November

Gewitter, Graupel, Hagel und Schnee sind am Wochenende fast in ganz Deutschland zu erwarten. Der kurzfristige Wintereinbruch kann auch die Schienen und Straßen glatt machen. Wer am Wochenende mit dem Auto oder der Bahn unterwegs ist, muss also mit einigen Verzögerungen rechnen, so der Meteorologe Andreas Friederich.

Andreas Friederich im Gespräch mit Friedbert Meurer |
    Friedbert Meurer: Heute ist der 21. November. Noch ist es einen Monat hin, bis kalendarisch der Winter beginnt. Der kann es aber offenbar kaum abwarten. In Offenbach begrüße ich Andreas Friederich, Diplom-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst. Guten Tag, Herr Friederich.

    Andreas Friederich: Guten Tag, Herr Meurer. Ich grüße Sie.

    Meurer: Schneit es bei Ihnen in Offenbach schon?

    Friederich: Nein. Wir in Offenbach liegen noch sozusagen auf der warmen Seite dieser Kaltfront. Hier stürmt es zwar auch schon und es regnet, es hat auch schon geblitzt, aber auf Schnee warten wir hier noch.

    Meurer: Wo schneit es im Moment in Deutschland oder wird es in den nächsten Stunden schneien?

    Friederich: Wenn wir mal die Niederungen betrachten, mal von den Bergen abgesehen, liegt diese Kaltfront, von der wir ja schon seit Tagen reden, aktuell etwa vom Ruhrgebiet quer über Deutschland bis herüber zum Spreewald. Und dort ist es auch momentan am ungemütlichsten.

    Es gibt im Ruhrgebiet zum Teil Gewitter mit Graupel, mit Schnee, und - wie gesagt - auch in Berlin hat es in den letzten Stunden schon geschneit. Diese Kaltfront mit Schnee, Gewittern und allem, was dazu gehört, verlagert sich jetzt weiter nach Süden. Wir erwarten sie dann also auch bei uns hier im Rhein-Main-Gebiet in den frühen Nachmittagsstunden, so dass es dann auch hier kälter wird. Bis zum Abend erreicht diese Kaltfront letztendlich München und die Alpen und wird auch dann hier starke Schneefälle bringen.

    Meurer: Wie kommt es, dass Norddeutschland da den Anfang macht? Normalerweise erwartet man ja beim Wintereinbruch, dass das zunächst in den Voralpen los geht.

    Friederich: Das liegt an der Wetterlage. Wir haben eine Winddrehung von westlichen bis nordwestlichen Richtungen auf Nord, so dass diese Kaltfront wirklich wie auf Eisenbahnschienen von Nord nach Süd über Deutschland zieht. Insofern waren heute wirklich zuerst die Norddeutschen dran. Es hat in den Morgenstunden schon in Bremen, in Hamburg geschneit, an der Ostsee, und jetzt arbeitet sich diese Kaltfront nach Süden durch. Diesmal kommt das kalte Wetter richtig vom Nordpol, von Norden und überquert Deutschland praktisch nach Süden.

    Meurer: Wie heftig, Herr Friederich, wird der Winter an diesem Wochenende werden?

    Friederich: Das wird uns das ganze Wochenende begleiten und es wird heftig werden. Wir haben aktuell schon verbreitet amtliche Unwetterwarnungen vor Schneefall und Schneeverwehungen. Das gilt im Moment schon für die Mittelgebirge, von Nordrhein-Westfalen über Harz bis herunter zum bayerischen Wald und Schwarzwald.

    Auch am Wochenende wird es weiterhin Unwetterereignisse geben durch Schneeverwehungen, starke Neuschneefälle. Das wird sich dann vor allem auf den Süden Deutschlands und hier eben die Berglagen konzentrieren. Hier erwarten wir doch am Wochenende starke Verkehrsbehinderungen durch Neuschnee und Schneeverwehungen. Hier können bestimmt einige Straßen, vielleicht auch Schienenwege unpassierbar sein. Jeder, der jetzt am Wochenende mobil sein will oder muss, der muss sich hier auf Verkehrsbehinderungen einrichten.

    Meurer: Ist das für diese Jahreszeit normal? Wir haben wie gesagt den 21. November.

    Friederich: Ja. Dass es schneit und dass es auch mal Frost gibt, das ist natürlich jetzt für Mitte November normal. Wir haben sogar die mittleren ersten Schneefälle oder Schneeereignisse im Flachland in Berlin und auch im Westen Deutschlands schon so Mitte November zu erwarten. Aber ich sage mal, das Besondere ist diesmal diese Heftigkeit von sehr mild. Wir haben im Moment Temperaturen von Plus zehn Grad im Süden und schon null Grad in Berlin. Das ist sicherlich nicht alltäglich. Und auch der Wind, der dazu kommt, der den Schnee vor allen Dingen in den Bergen auftürmen wird, das ist schon eine etwas besondere Wettersituation, die in dieser Form sicherlich nur alle paar Jahre mal im November vorkommt.

    Meurer: Andreas Friederich, Diplom-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Schönen Dank und auf Wiederhören, Herr Friederich.

    Friederich: Auf Wiederhören!