Silvia Engels: Wenn die Wirtschaft wieder richtig anspringen soll, dann ist es notwendig, dass Banken den Firmen genügend und bezahlbare Kredite bereitstellen. Diese Forderung erheben Wirtschaftsvertreter seit Monaten und deshalb hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag Vertreter der Kreditwirtschaft, Wirtschaftsminister Brüderle und auch den neuen Kreditmediator der Bundesregierung, Hans-Joachim Metternich, eingeladen. Zwischen Unternehmen und Banken gibt es seit Neuestem einen staatlichen Konfliktvermittler: Bankfachmann Hans-Joachim Metternich wirkt als Kreditmediator. Unternehmen, die keinen Kredit erhalten haben, können Anträge an ihn stellen und Metternich und sein Team wollen dann vermitteln. Seine Aufgabe umreißt er so:
O-Ton Hans-Joachim Metternich: Wir können noch mal drüberschauen über einen Antrag, denn sowohl der Antragsteller wie auch Berater machen mal Fehler und es kann sein, dass auch ein Unternehmen sich bei einer Bank nicht so gut verkauft hat. Auch das ist vielfach ein Grund, warum es zu einer Kreditablehnung kommt.
Engels: Hans-Joachim Metternich, Kreditmediator der Bundesregierung. – Am Treffen teilnehmen wird auch der Generalsekretär des Zentralverbands des deutschen Handwerks, Holger Schwannecke. Er ist nun am Telefon. Guten Morgen, Herr Schwannecke!
Holger Schwannecke: Guten Morgen, Frau Engels!
Engels: Sind Handwerksbetriebe zu ungeschickt in der Darstellung, um Kredite zu bekommen?
Schwannecke: Nein, das glaube ich nicht. Richtig ist auf alle Fälle, die Unternehmensfinanzierung ist für unsere Betriebe und auch für viele andere Betriebe ein Kernthema dieses Jahres. Das ist auch der Grund dafür gewesen, dass wir beim Zusammentreffen der Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft, Handwerk, Industrie, Handel und Arbeitgeber, mit der Bundeskanzlerin bei der internationalen Handwerksmesse in München Ende letzter Woche das noch einmal zum Thema gemacht haben. Wir haben deutlich darauf hingewiesen, hier haben wir ein erhebliches Wachstumsrisiko, wenn es uns nicht gelingt, die Unternehmen, die darauf setzen, in diesem Jahr in die Aufschwungphase hineinzukommen, mit ausreichend Kapital zu versorgen. In dieser Schnittstelle kann ein Kreditmediator durchaus eine hilfreiche Rolle spielen. Er setzt da auf, wo die Handwerkskammern beispielsweise in der Vergangenheit schon intensiv unterwegs waren, nämlich Hilfestellung zu leisten den Unternehmen in Bankgesprächen, bei der Prüfung ihrer Geschäfts- und Business-Modelle. Also das ist ein System, das wir im Grunde genommen kennen, aber es kann jetzt im Zusammenhang mit der Finanzkommunikation einen hilfreichen Beitrag leisten.
Engels: Wie viele Handwerksbetriebe kommen denn nach Ihrer Erfahrung zurzeit nicht an die notwendigen Kredite heran?
Schwannecke: Man kann das vielleicht ganz gut messen am Rückgang der Kreditvolumina insgesamt. Die Bundesbank hat zum Jahresende 2009 eine Statistik vorgelegt, die ein ganz interessantes Bild, wie ich meine, zeichnet. Da stellen wir fest, dass wir einen Rückgang haben der ausgereichten Kredite insgesamt um 6,7 Prozent, und was uns hier besonders Sorge macht ist der Bereich der Betriebsmittelfinanzierung. Hier haben wir einen Rückgang von 11,4 Prozent, und das ist in unseren Augen sehr dramatisch. Wir wissen nicht genau, wie viele Betriebe es im Einzelnen sind, aber die Bestände, die Rückgänge in Prozent machen deutlich, dass dahinter ein riesiges Potenzial schlummert, das wir dringend im Gespräch mit Politik und mit Banken lösen müssen.
Engels: Also haben wir eine Kreditklemme?
Schwannecke: Nein, wir haben keine Kreditklemme. Wir müssen das, glaube ich, sehr differenziert sehen innerhalb der einzelnen Branchen. Es gibt Branchen, das sind insbesondere diejenigen, die am Export dranhängen, an der Investitionskonjunktur, die haben Probleme, und es gibt andere Branchen auf der anderen Seite im Dienstleistungsbereich, die haben keine Probleme. Ich bleibe dabei, bei meiner Einschätzung vom letzten Jahr auch schon: Wir haben keine Kreditklemme. Wir müssen nur aufpassen, dass in einer anziehenden konjunkturellen Entwicklung wir nicht darauf hinaussteuern, und da heißt es jetzt – und dazu dient vielleicht auch das Gespräch heute -, noch mal die dringenden Hinweise an die Politik und an die Bankenwelt zu geben, wir brauchen vier, fünf Schnittstellen, wo wir ansetzen müssen, damit es genau dazu, zu einer Kreditklemme nicht kommt.
Engels: Können Sie diese Schnittstellen mal umreißen? Ich meine, seit Jahrzehnten sind ja eigentlich die Kontakte zwischen Banken und dem Handwerk eingespielt. Warum klappt das denn auf einmal nicht mehr?
Schwannecke: Da sind viele Akteure am Werk. Das ist nicht nur die Bankenwelt im Verhältnis zum Handwerk, sondern da spielt der Bund eine Rolle, da spielen die Länder eine Rolle. Ein Punkt beispielsweise ist im Zusammenhang mit den kommunalen Investitionsprogrammen, die dem Handwerk ja helfen zurzeit, der Punkt der Auftragsvorfinanzierung. Hier werden wir den dringenden Appell noch einmal an Kommunen und an die Länder auch aussprechen, Vorschusszahlungen zu leisten und diese dann auch nicht zu verzinsen. Das hilft den Betrieben in finanzieller Weise.
Wir werden auf die KfW noch einmal zugehen. Hier haben wir Schwierigkeiten bei den Programmen, die laufen, bei einem KfW-Sonderprogramm und bei einem KfW-Unternehmerkredit. Hier gibt es zwar mittelstandsgerecht ein Zinsfenster, das heißt vergünstigte Zinssätze von 1 bis 1,5 Prozent, aber die KfW setzt dieses KMU-Fenster, so will ich einmal nennen, nur innerhalb bestimmter Rating-Klassen ein. Das heißt, ist das Risiko für die KfW vermeintlich zu groß, fallen diese Unternehmen aus der Clusterung hinaus, und da ist mein Punkt, ganz klar zu sagen, wenn das dann zu teuer wird möglicherweise für den Betrieb, warum lassen wir ihn das nicht selber entscheiden? Entscheidend ist für mich und muss sein, dass Betriebe die Möglichkeit überhaupt haben, an Kredite heranzukommen.
Also KfW ist ein Punkt. Ein weiterer Punkt ist die Finanzierungssituation vieler unserer kleinen Betriebe, die das nämlich tun über den Kontokorrent, und das ist nichts, was dauerhaft hilfreich ist. Das ist auch viel zu teuer und hier muss man gucken, dass man die Bürgschaftsbanken besser ins Spiel hineinbekommt.
Engels: Kontokorrent meint Zwischenfinanzierung, relativ teuere Kredite.
Schwannecke: Das ist über das laufende Konto, genau. Das ist die Finanzierung, das ist keine langfristige Finanzierung im Rahmen eines langfristigen Darlehens, sondern funktioniert im Grunde genommen aus der Tasche heraus, und das ist viel zu teuer und da muss man gucken, wie man das umsteuert, und das könnte man machen, beispielsweise indem man den Handlungsspielraum der Bürgschaftsbanken erweitert, setzt allerdings voraus, dass auch die Länder mitspielen, die in diesem gesamten Finanzierungskontext als Rückbürge funktionieren, und das ist das, was ich vorhin versucht habe, deutlich zu machen. Wir haben verschiedene Akteure, die da mitwirken müssen, und letztlich ist auch der Bund gefordert, weil eine ganze Reihe von Programmen nämlich Ende dieses Jahres auslaufen.
Engels: Herr Schwannecke, Sie sprechen ja für das Handwerk, und jetzt schauen wir mal auf den nicht staatlich regulierten Sektor. Es ist ja ein ganz normaler Teil des Wettbewerbs, dass Kredite in Krisenzeiten teuerer für Unternehmen sind, zumal wenn die Geschäftsaussichten trübe sind. In der Krise zeigt sich, wer überlebensfähig ist. Das ist Teil des Wettbewerbs. Wollen Sie die Regel auf den Kopf stellen?
Schwannecke: Nein! Ich will keine Regel auf den Kopf stellen, aber ich will gleiche Wettbewerbsvoraussetzungen haben für die Unternehmen, und wenn ich da feststelle, wenn wir da feststellen, dass es bei den kleineren Betrieben Schwierigkeiten gibt, die größere einfacher meistern können, dann muss man gucken, wie man das ändert. Wir haben einige Programme, das eine oder andere habe ich erwähnt, es gibt andere mehr, es gibt das Thema Ist-Versteuerung beispielsweise für die Betriebe, ein Riesenthema, die Frage, wann müssen sie Umsatzsteuer abführen. Müssen sie das abführen, wenn sie die Rechnung stellen, oder dann, wenn sie das Geld erhalten? Das berührt unmittelbar kleine und mittlere Unternehmen des Handwerks. Auch hier läuft eine Regelung aus demnächst, und da werden wir uns dafür einsetzen im Sinne von Wettbewerbsgleichheit, dass unsere Betriebe nicht benachteiligt werden.
Engels: Herr Schwannecke, die Bundesregierung plant nach einem Bericht der "Rheinischen Post" weitere staatliche Hilfen für krisengeschüttelte Unternehmen. Firmen, die Kurzarbeitergeld für ihre Mitarbeiter beantragen, sollen nicht nur bis Ende 2010, sondern bis Ende 2011 von Sozialbeiträgen für diese Mitarbeiter befreit werden können. Diese Meldungen sind noch nicht bestätigt, aber wenn sie zutreffen, wäre das hilfreich, wäre das eine gute Idee?
Schwannecke: Es wird insbesondere den Unternehmen helfen, die in der Vergangenheit schon Kurzarbeit intensiv nutzen mussten. Das spielt in die Richtung Metall- und Elektroindustrie, das spielt in den Rahmen exportorientierte Industrie, das wird aber auch einigen kleinen Unternehmen helfen. Die Sorge, die ich nur habe, ist: Man muss sehr genau darauf achten, auch eine Exit-Strategie festzulegen, und da stellt sich die Frage dann, ob der Zeitraum nicht vielleicht zu lang gewählt ist. Ich habe in der Vergangenheit immer dafür plädiert, die Zeiträume einer solchen Verlängerung möglichst kurz zu fassen. Ich weiß aber sehr wohl, es wird einer ganzen Reihe von Unternehmen helfen.
Engels: Holger Schwannecke, der Generalsekretär des Zentralverbands des deutschen Handwerks. Wir sprachen mit ihm über den heutigen Kreditgipfel beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Vielen Dank für das Gespräch.
Schwannecke: Bitte.
"Videolink zum Thema:"
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) zur Krediten im ZDF-Morgenmagazin
O-Ton Hans-Joachim Metternich: Wir können noch mal drüberschauen über einen Antrag, denn sowohl der Antragsteller wie auch Berater machen mal Fehler und es kann sein, dass auch ein Unternehmen sich bei einer Bank nicht so gut verkauft hat. Auch das ist vielfach ein Grund, warum es zu einer Kreditablehnung kommt.
Engels: Hans-Joachim Metternich, Kreditmediator der Bundesregierung. – Am Treffen teilnehmen wird auch der Generalsekretär des Zentralverbands des deutschen Handwerks, Holger Schwannecke. Er ist nun am Telefon. Guten Morgen, Herr Schwannecke!
Holger Schwannecke: Guten Morgen, Frau Engels!
Engels: Sind Handwerksbetriebe zu ungeschickt in der Darstellung, um Kredite zu bekommen?
Schwannecke: Nein, das glaube ich nicht. Richtig ist auf alle Fälle, die Unternehmensfinanzierung ist für unsere Betriebe und auch für viele andere Betriebe ein Kernthema dieses Jahres. Das ist auch der Grund dafür gewesen, dass wir beim Zusammentreffen der Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft, Handwerk, Industrie, Handel und Arbeitgeber, mit der Bundeskanzlerin bei der internationalen Handwerksmesse in München Ende letzter Woche das noch einmal zum Thema gemacht haben. Wir haben deutlich darauf hingewiesen, hier haben wir ein erhebliches Wachstumsrisiko, wenn es uns nicht gelingt, die Unternehmen, die darauf setzen, in diesem Jahr in die Aufschwungphase hineinzukommen, mit ausreichend Kapital zu versorgen. In dieser Schnittstelle kann ein Kreditmediator durchaus eine hilfreiche Rolle spielen. Er setzt da auf, wo die Handwerkskammern beispielsweise in der Vergangenheit schon intensiv unterwegs waren, nämlich Hilfestellung zu leisten den Unternehmen in Bankgesprächen, bei der Prüfung ihrer Geschäfts- und Business-Modelle. Also das ist ein System, das wir im Grunde genommen kennen, aber es kann jetzt im Zusammenhang mit der Finanzkommunikation einen hilfreichen Beitrag leisten.
Engels: Wie viele Handwerksbetriebe kommen denn nach Ihrer Erfahrung zurzeit nicht an die notwendigen Kredite heran?
Schwannecke: Man kann das vielleicht ganz gut messen am Rückgang der Kreditvolumina insgesamt. Die Bundesbank hat zum Jahresende 2009 eine Statistik vorgelegt, die ein ganz interessantes Bild, wie ich meine, zeichnet. Da stellen wir fest, dass wir einen Rückgang haben der ausgereichten Kredite insgesamt um 6,7 Prozent, und was uns hier besonders Sorge macht ist der Bereich der Betriebsmittelfinanzierung. Hier haben wir einen Rückgang von 11,4 Prozent, und das ist in unseren Augen sehr dramatisch. Wir wissen nicht genau, wie viele Betriebe es im Einzelnen sind, aber die Bestände, die Rückgänge in Prozent machen deutlich, dass dahinter ein riesiges Potenzial schlummert, das wir dringend im Gespräch mit Politik und mit Banken lösen müssen.
Engels: Also haben wir eine Kreditklemme?
Schwannecke: Nein, wir haben keine Kreditklemme. Wir müssen das, glaube ich, sehr differenziert sehen innerhalb der einzelnen Branchen. Es gibt Branchen, das sind insbesondere diejenigen, die am Export dranhängen, an der Investitionskonjunktur, die haben Probleme, und es gibt andere Branchen auf der anderen Seite im Dienstleistungsbereich, die haben keine Probleme. Ich bleibe dabei, bei meiner Einschätzung vom letzten Jahr auch schon: Wir haben keine Kreditklemme. Wir müssen nur aufpassen, dass in einer anziehenden konjunkturellen Entwicklung wir nicht darauf hinaussteuern, und da heißt es jetzt – und dazu dient vielleicht auch das Gespräch heute -, noch mal die dringenden Hinweise an die Politik und an die Bankenwelt zu geben, wir brauchen vier, fünf Schnittstellen, wo wir ansetzen müssen, damit es genau dazu, zu einer Kreditklemme nicht kommt.
Engels: Können Sie diese Schnittstellen mal umreißen? Ich meine, seit Jahrzehnten sind ja eigentlich die Kontakte zwischen Banken und dem Handwerk eingespielt. Warum klappt das denn auf einmal nicht mehr?
Schwannecke: Da sind viele Akteure am Werk. Das ist nicht nur die Bankenwelt im Verhältnis zum Handwerk, sondern da spielt der Bund eine Rolle, da spielen die Länder eine Rolle. Ein Punkt beispielsweise ist im Zusammenhang mit den kommunalen Investitionsprogrammen, die dem Handwerk ja helfen zurzeit, der Punkt der Auftragsvorfinanzierung. Hier werden wir den dringenden Appell noch einmal an Kommunen und an die Länder auch aussprechen, Vorschusszahlungen zu leisten und diese dann auch nicht zu verzinsen. Das hilft den Betrieben in finanzieller Weise.
Wir werden auf die KfW noch einmal zugehen. Hier haben wir Schwierigkeiten bei den Programmen, die laufen, bei einem KfW-Sonderprogramm und bei einem KfW-Unternehmerkredit. Hier gibt es zwar mittelstandsgerecht ein Zinsfenster, das heißt vergünstigte Zinssätze von 1 bis 1,5 Prozent, aber die KfW setzt dieses KMU-Fenster, so will ich einmal nennen, nur innerhalb bestimmter Rating-Klassen ein. Das heißt, ist das Risiko für die KfW vermeintlich zu groß, fallen diese Unternehmen aus der Clusterung hinaus, und da ist mein Punkt, ganz klar zu sagen, wenn das dann zu teuer wird möglicherweise für den Betrieb, warum lassen wir ihn das nicht selber entscheiden? Entscheidend ist für mich und muss sein, dass Betriebe die Möglichkeit überhaupt haben, an Kredite heranzukommen.
Also KfW ist ein Punkt. Ein weiterer Punkt ist die Finanzierungssituation vieler unserer kleinen Betriebe, die das nämlich tun über den Kontokorrent, und das ist nichts, was dauerhaft hilfreich ist. Das ist auch viel zu teuer und hier muss man gucken, dass man die Bürgschaftsbanken besser ins Spiel hineinbekommt.
Engels: Kontokorrent meint Zwischenfinanzierung, relativ teuere Kredite.
Schwannecke: Das ist über das laufende Konto, genau. Das ist die Finanzierung, das ist keine langfristige Finanzierung im Rahmen eines langfristigen Darlehens, sondern funktioniert im Grunde genommen aus der Tasche heraus, und das ist viel zu teuer und da muss man gucken, wie man das umsteuert, und das könnte man machen, beispielsweise indem man den Handlungsspielraum der Bürgschaftsbanken erweitert, setzt allerdings voraus, dass auch die Länder mitspielen, die in diesem gesamten Finanzierungskontext als Rückbürge funktionieren, und das ist das, was ich vorhin versucht habe, deutlich zu machen. Wir haben verschiedene Akteure, die da mitwirken müssen, und letztlich ist auch der Bund gefordert, weil eine ganze Reihe von Programmen nämlich Ende dieses Jahres auslaufen.
Engels: Herr Schwannecke, Sie sprechen ja für das Handwerk, und jetzt schauen wir mal auf den nicht staatlich regulierten Sektor. Es ist ja ein ganz normaler Teil des Wettbewerbs, dass Kredite in Krisenzeiten teuerer für Unternehmen sind, zumal wenn die Geschäftsaussichten trübe sind. In der Krise zeigt sich, wer überlebensfähig ist. Das ist Teil des Wettbewerbs. Wollen Sie die Regel auf den Kopf stellen?
Schwannecke: Nein! Ich will keine Regel auf den Kopf stellen, aber ich will gleiche Wettbewerbsvoraussetzungen haben für die Unternehmen, und wenn ich da feststelle, wenn wir da feststellen, dass es bei den kleineren Betrieben Schwierigkeiten gibt, die größere einfacher meistern können, dann muss man gucken, wie man das ändert. Wir haben einige Programme, das eine oder andere habe ich erwähnt, es gibt andere mehr, es gibt das Thema Ist-Versteuerung beispielsweise für die Betriebe, ein Riesenthema, die Frage, wann müssen sie Umsatzsteuer abführen. Müssen sie das abführen, wenn sie die Rechnung stellen, oder dann, wenn sie das Geld erhalten? Das berührt unmittelbar kleine und mittlere Unternehmen des Handwerks. Auch hier läuft eine Regelung aus demnächst, und da werden wir uns dafür einsetzen im Sinne von Wettbewerbsgleichheit, dass unsere Betriebe nicht benachteiligt werden.
Engels: Herr Schwannecke, die Bundesregierung plant nach einem Bericht der "Rheinischen Post" weitere staatliche Hilfen für krisengeschüttelte Unternehmen. Firmen, die Kurzarbeitergeld für ihre Mitarbeiter beantragen, sollen nicht nur bis Ende 2010, sondern bis Ende 2011 von Sozialbeiträgen für diese Mitarbeiter befreit werden können. Diese Meldungen sind noch nicht bestätigt, aber wenn sie zutreffen, wäre das hilfreich, wäre das eine gute Idee?
Schwannecke: Es wird insbesondere den Unternehmen helfen, die in der Vergangenheit schon Kurzarbeit intensiv nutzen mussten. Das spielt in die Richtung Metall- und Elektroindustrie, das spielt in den Rahmen exportorientierte Industrie, das wird aber auch einigen kleinen Unternehmen helfen. Die Sorge, die ich nur habe, ist: Man muss sehr genau darauf achten, auch eine Exit-Strategie festzulegen, und da stellt sich die Frage dann, ob der Zeitraum nicht vielleicht zu lang gewählt ist. Ich habe in der Vergangenheit immer dafür plädiert, die Zeiträume einer solchen Verlängerung möglichst kurz zu fassen. Ich weiß aber sehr wohl, es wird einer ganzen Reihe von Unternehmen helfen.
Engels: Holger Schwannecke, der Generalsekretär des Zentralverbands des deutschen Handwerks. Wir sprachen mit ihm über den heutigen Kreditgipfel beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Vielen Dank für das Gespräch.
Schwannecke: Bitte.
"Videolink zum Thema:"
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) zur Krediten im ZDF-Morgenmagazin