Christoph Schmitz: Die Hauptstadt Berlin verfügt über mehrere Orchester, die national und international einen guten, teils überragenden Ruf genießen. Zwei der Berliner Klangkörper sind das Deutsche Symphonie-Orchester (DSO) und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB). Sie gehören beide zu einer Gesellschaft, die sich ROC nennt. Dahinter verbirgt sich die Rundfunk Orchester und Chöre GmbH. Gesellschafter und damit verantwortlich sind der Bund, der Rundfunk Berlin-Brandenburg, das Land Berlin und das Deutschlandradio, also auch wir, der Deutschlandfunk. Die Gesellschafter diskutieren seit Tagen darüber, wie es um die Zukunft der ROC und der beiden Orchester bestellt ist. Ende vergangener Woche war eine Fusion der beiden Klangkörper im Gespräch. Willi Steul, Intendant des Deutschlandradio, ist die Fusion seit heute vom Tisch?
Willi Steul: Wir haben das in der Gesellschafterversammlung diskutiert. Ich hatte ja den Auftrag, Vorschläge zu unterbreiten, Optionen. Und die Gesellschafter sind sich einig darüber: Es besteht dringender struktureller Handlungsbedarf, aber eine Zusammenführung der beiden Orchester, das kann man nicht befürworten.
Schmitz: Warum möchte man das nicht, Herr Steul?
Steul: Ja, ich habe in Wirklichkeit nicht damit gerechnet, dass das so ist, nur man muss die Optionen natürlich diskutieren. Wissen Sie, es wäre zwar wirtschaftlich das Richtige, es ist künstlerisch jedoch sicher umstritten. Sie werden gelesen haben, was zum Beispiel gestern sowohl die "Süddeutsche Zeitung" als auch die "FAZ" zur unterschiedlichen Handschrift beider Orchester und zu ihrer herausragenden Qualität geschrieben haben. Da kann auch ich nur jedes Wort unterschreiben. Und das wäre wirtschaftlich sicher eine gute Option, künstlerisch dauert es dann Jahre, bevor Sie ein wirkliches exzellentes Orchester haben. Ich persönlich halte diese Option für nicht ausgeschlossen, aber die anderen oder andere Gesellschafter haben es ausgeschlossen. Dennoch, wir müssen im Sinne auch dieser beiden Orchester, ich selber bin sehr glücklich darüber, wenn die beiden aber auch solide finanziert als erstklassige Orchester auf Dauer und zukunftsfähig erhalten bleiben. In der Verpflichtung sind wir jetzt alle.
Schmitz: Sie haben gerade von dringendem Handlungsbedarf gesprochen. Worin besteht der denn?
Steul: Ja, das war so, dass im Frühjahr war die Gesellschaft pleite. Und es haben sowohl Deutschlandradio als auch der Bund als auch Berlin - das heißt, Berlin diskutiert jetzt noch am Donnerstag über den Kulturetat - um sechs Millionen den Etat erhöht, um sozusagen die Pleite, die Insolvenz zu vermeiden. Und nun haben wir zwar ausreichende Mittel vorgesehen bis 2012, aber 2012 beginnt das Gerangel erneut. Und eines müssen wir uns klarmachen: Die derzeitigen und künftigen Finanzprobleme des Bundes und von Berlin liegen auf der Hand. Die Entwicklung ist so dramatisch, die Öffentlichkeit will das noch nicht sehen - was machen wir 2012? Und deshalb will ich diese Diskussion vorantreiben, damit wir gemeinsam eine tragfähige Lösung finden.
Schmitz: Sie sagten das, also mit der Fusion hätte man Geld gespart, wirtschaftlich wäre das eine Option gewesen. Wie kann man denn Geld sparen, wenn man weiß, oder wo bekommt man Geld her, wenn man weiß, dass 2012 die Frage wieder offen ist: Wie finanzieren?
Steul: Ich bin auch Journalist und weiß, warum Sie diese Frage stellen, Sie wollen auch wissen, was es für weitere Optionen gibt. Es wäre ein Fehler, wenn ich Ihnen weitere Möglichkeiten mit Ihnen jetzt diskutiere. Wir müssen das intern mit den Gesellschaftern tun, ich schulde selbstverständlich auch die Diskussion als Vertreter der Gesellschafter mit den Musikern, das hätte passieren müssen. Aber zuerst hat am vergangenen Freitag ein namenloser Indiskretin das veröffentlicht, ohne weitere Recherche, und dann mussten wir, musste ich auch handeln und dazu stehen, zu diesem Vorschlag. Der ist jetzt vom Tisch, aber noch einmal: Wir müssen über zukunftsfähige Optionen sprechen, und das werden wir in den nächsten Monaten tun.
Schmitz: Wenn Sie verständlicherweise nicht über die Inhalte der Diskussion im Einzelnen reden können, wollen, möchten, dennoch die Frage: Ist denn die Verhandlung auf einem guten Weg oder weiß man noch überhaupt nicht, wo es hingehen soll?
Steul: Nein, wir reden im Kreise der Gesellschafter ohne jede Aufregung und vernünftig miteinander. Wir müssen uns die Konstruktionen der ROC GmbH ansehen, wir müssen uns die gesamten mit der ROC verbundenen Kosten ansehen, und darüber ist zu debattieren. Alle Beteiligten, alle Beteiligten - das gilt für Deutschlandradio, das gilt für den RBB, das gilt aber auch für den Bund und für das Land Berlin -, wir wollen doch nicht die Kultur niedermachen, sondern wir wollen sie sichern. Und das sind sehr ernsthafte und konstruktive Gespräche.
Willi Steul: Wir haben das in der Gesellschafterversammlung diskutiert. Ich hatte ja den Auftrag, Vorschläge zu unterbreiten, Optionen. Und die Gesellschafter sind sich einig darüber: Es besteht dringender struktureller Handlungsbedarf, aber eine Zusammenführung der beiden Orchester, das kann man nicht befürworten.
Schmitz: Warum möchte man das nicht, Herr Steul?
Steul: Ja, ich habe in Wirklichkeit nicht damit gerechnet, dass das so ist, nur man muss die Optionen natürlich diskutieren. Wissen Sie, es wäre zwar wirtschaftlich das Richtige, es ist künstlerisch jedoch sicher umstritten. Sie werden gelesen haben, was zum Beispiel gestern sowohl die "Süddeutsche Zeitung" als auch die "FAZ" zur unterschiedlichen Handschrift beider Orchester und zu ihrer herausragenden Qualität geschrieben haben. Da kann auch ich nur jedes Wort unterschreiben. Und das wäre wirtschaftlich sicher eine gute Option, künstlerisch dauert es dann Jahre, bevor Sie ein wirkliches exzellentes Orchester haben. Ich persönlich halte diese Option für nicht ausgeschlossen, aber die anderen oder andere Gesellschafter haben es ausgeschlossen. Dennoch, wir müssen im Sinne auch dieser beiden Orchester, ich selber bin sehr glücklich darüber, wenn die beiden aber auch solide finanziert als erstklassige Orchester auf Dauer und zukunftsfähig erhalten bleiben. In der Verpflichtung sind wir jetzt alle.
Schmitz: Sie haben gerade von dringendem Handlungsbedarf gesprochen. Worin besteht der denn?
Steul: Ja, das war so, dass im Frühjahr war die Gesellschaft pleite. Und es haben sowohl Deutschlandradio als auch der Bund als auch Berlin - das heißt, Berlin diskutiert jetzt noch am Donnerstag über den Kulturetat - um sechs Millionen den Etat erhöht, um sozusagen die Pleite, die Insolvenz zu vermeiden. Und nun haben wir zwar ausreichende Mittel vorgesehen bis 2012, aber 2012 beginnt das Gerangel erneut. Und eines müssen wir uns klarmachen: Die derzeitigen und künftigen Finanzprobleme des Bundes und von Berlin liegen auf der Hand. Die Entwicklung ist so dramatisch, die Öffentlichkeit will das noch nicht sehen - was machen wir 2012? Und deshalb will ich diese Diskussion vorantreiben, damit wir gemeinsam eine tragfähige Lösung finden.
Schmitz: Sie sagten das, also mit der Fusion hätte man Geld gespart, wirtschaftlich wäre das eine Option gewesen. Wie kann man denn Geld sparen, wenn man weiß, oder wo bekommt man Geld her, wenn man weiß, dass 2012 die Frage wieder offen ist: Wie finanzieren?
Steul: Ich bin auch Journalist und weiß, warum Sie diese Frage stellen, Sie wollen auch wissen, was es für weitere Optionen gibt. Es wäre ein Fehler, wenn ich Ihnen weitere Möglichkeiten mit Ihnen jetzt diskutiere. Wir müssen das intern mit den Gesellschaftern tun, ich schulde selbstverständlich auch die Diskussion als Vertreter der Gesellschafter mit den Musikern, das hätte passieren müssen. Aber zuerst hat am vergangenen Freitag ein namenloser Indiskretin das veröffentlicht, ohne weitere Recherche, und dann mussten wir, musste ich auch handeln und dazu stehen, zu diesem Vorschlag. Der ist jetzt vom Tisch, aber noch einmal: Wir müssen über zukunftsfähige Optionen sprechen, und das werden wir in den nächsten Monaten tun.
Schmitz: Wenn Sie verständlicherweise nicht über die Inhalte der Diskussion im Einzelnen reden können, wollen, möchten, dennoch die Frage: Ist denn die Verhandlung auf einem guten Weg oder weiß man noch überhaupt nicht, wo es hingehen soll?
Steul: Nein, wir reden im Kreise der Gesellschafter ohne jede Aufregung und vernünftig miteinander. Wir müssen uns die Konstruktionen der ROC GmbH ansehen, wir müssen uns die gesamten mit der ROC verbundenen Kosten ansehen, und darüber ist zu debattieren. Alle Beteiligten, alle Beteiligten - das gilt für Deutschlandradio, das gilt für den RBB, das gilt aber auch für den Bund und für das Land Berlin -, wir wollen doch nicht die Kultur niedermachen, sondern wir wollen sie sichern. Und das sind sehr ernsthafte und konstruktive Gespräche.