Christiane Kaess: Es ist einer der längsten Vorwahlkämpfe in der Geschichte der USA. Umso mehr hoffen viele US-Amerikaner, heute könnten zumindest die Vorwahlen im US-Bundesstaat Pennsylvania mehr Klarheit bringen zwischen den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten Hillary Clinton und Barack Obama. Klarheit darüber, wer für die Demokraten nun gegen den Republikaner John McCain antritt. In den USA wird das Rennen zwischen Clinton und Obama schon als epischer Kampf bezeichnet. Vor der Sendung habe ich mit Jim Cooney gesprochen. Er ist Vizerektor für Internationale Beziehungen an der Colorado State University. Ich habe ihn zuerst gefragt, ob der Ton im Vorwahlkampf zwischen den beiden demokratischen Konkurrenten schärfer ist als sonst üblich.
Jim Cooney: Härter als sonst und härter als fünf oder sechs Wochen kann ich auch sagen.
Kaess: Woran liegt das?
Cooney: Das liegt daran, nur dadurch, dass Hillary Clinton jetzt klar siegt, hat sie Chancen. Und die Chancen mit diesen Delegierten, die sie gewinnen muss, wird das lange dauern, bis wir eine klare Antwort haben. Und die Klarheit, von der Sie gesprochen haben, die findet erst im August statt. Es sei denn, dass Obama jetzt gewinnt und er Kandidat wird.
Kaess: Sie gehen davon aus, dass auch diese Wahl und die nächsten Vorwahlen, die noch anstehen, kein Ergebnis bringen?
Cooney: Die bringen kein Ergebnis für Hillary Clinton. Sie können ein Ergebnis für Obama bringen. Aber mit den Delegierten jetzt ist es mathematisch unmöglich, für Hillary Clinton klar zu siegen vor August. Wenn sie eine Parteiversammlung haben in Colorado, da wird die endgültige Entscheidung getroffen werden. Und die Gefahr ist, wenn es solange dauert, dann haben die Republikaner einen großen Vorsprung.
Kaess: Aber wenn es so wäre, dass Obama weiterhin mit allen entscheidenden Zahlen vorn liegt, die Vorwahlsiege, die Wählerstimmen und die Parteitagsdelegierten, könnten denn die Superdelegierten beim Parteitag im August dennoch gegen ihn entscheiden?
Cooney: Sie können gegen ihn entscheiden. Ich gehe davon aus. Die Demokraten werden versuchen, spätestens Anfang Juni eine Entscheidung von den Superdelegierten zu haben und zugleich sagen, diese Superdelegierten, das sind die Politiker, das sind die führenden Parteileute in den ganzen Vereinigten Staaten. Sie können unabhängige Entscheidungen treffen für Kandidaten. Wenn es klar ist, dass Obama gewinnen wird im August, werden sie versuchen, eine endgültige Entscheidung Anfang Juni zu machen.
Kaess: Sie haben es schon angesprochen. Es sieht so aus, als ob Hillary Clinton schärfer gegen Barack Obama vorgeht als umgekehrt. Bisher war es ja Obamas Strategie, mehr auf Versöhnung zu setzen. Geht diese Strategie denn noch auf, oder müsste er jetzt, wenn er gegen Clinton gewinnen möchte, auch mal härter gegen sie vorgehen?
Cooney: Er muss wahrscheinlich auch härter gegen Hillary Clinton gehen. Aber diese Strategie ist natürlich typisch für die ganze Welt. Wer führt, kann mehr von Versöhnung sprechen. Wer auf dem zweiten Platz steht, wie Hillary Clinton, muss schärfer sprechen. Und viele Leute behaupten, das ist schlecht für die Demokraten. Denn im November werden die Republikaner eine ähnliche Strategie verfolgen. Natürlich werden sie das machen. Es wäre naiv zu sagen, nur weil Hillary Clinton diese schärferen Fragen stellt, werden die Republikaner daran denken. Sie hätten sowieso daran gedacht.
Kaess: Welcher Kurs kommt den bei den Wählern besser an? Der harte Kurs von Clinton oder der Versöhnungskurs von Obama?
Cooney: Der Versöhnungskurs von Obama kommt besser an. Aber das ist die einzige Möglichkeit für Hillary Clinton zurzeit.
Kaess: Nun attackiert Hillary Clinton Obama jetzt wegen seiner Äußerung, die sinngemäß lautete, viele Amerikaner in Kleinstädten seien frustriert wegen ihrer schwierigen wirtschaftlichen Lage und klammerten sich deshalb an Religion oder Waffen. Damit habe er viele Landsleute verletzt, so sagt Clinton. Kommt da Obamas Unerfahrenheit durch, die ihm ja oft vorgehalten wird?
Cooney: Das ist eine große Gefahr für ihn. Ich will auch sagen, ich bin immer erstaunt, wie gut informiert die deutsche Bevölkerung ist über amerikanische politische Verhältnisse. Die Amerikaner würden gar nichts, ich sehe jetzt, in Deutschland spricht man von vielleicht schwarz-grüner Koalition in der Zukunft. Die Amerikaner würden kein Verständnis davon haben. Aber interessanterweise, der populärste Politiker in den Vereinigten Staaten letzte Woche war ohne Zweifel Papst Bennedikt.
Bei uns, ich glaube, wir sind alle so müde von diesen Vorwahlen, wir würden es begrüßen, wenn wir jetzt Klarheit hätten. Und, wie gesagt, die einzige Möglichkeit für jemanden wie Hillary Clinton ist, jetzt eine schärfere Attacke zu haben, und das ist die Gefahr. Es kann sein, dass sie auch negative Bewertungen von der ganzen Bevölkerung hat, insofern eine schwächere Kandidatin im November sein würde, wenn sie die Normierung bekäme.
Kaess: Kommen wir noch mal zurück zu dieser umstrittenen Äußerung von Obama. Könnte ihm diese Äußerung die Stimmen in Pennsylvania kosten? Denn das ist ja ein Bundesstaat, der von Arbeitslosigkeit und sozialen Problemen stark betroffen ist?
Cooney: Ja, und, wie gesagt, wir sind alle müde von dieser Vorwahl. Die Unterschiede zwischen diesen zwei Kandidaten für die Demokraten sind nicht besonders groß. Insofern ist es nötig, so eine Äußerung zu betonen. Und hier, er hat schon öfter mal versucht zu erklären, was er meinte. Ich glaube, es wird ihn Stimmen kosten. Auf der anderen Seite, in der ganzen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten versteht man das. Pennsylvania ist ein Staat, wo die Arbeitslosigkeit sehr hoch ist, wo die Bevölkerung älter ist als in anderen Bundesländern. Das ist nicht so positiv für Barack Obama. Vielleicht liegt es daran, dass er die Äußerung gemacht hat. Vielleicht liegt es daran, dass es so demografisch ausgestattet ist in Pennsylvania.
Kaess: Es scheint ein bisschen so, als nehmen die Demokraten den eigentlichen Gegner, nämlich John McCain, eigentlich im Moment gar nicht mehr wahr. Profitiert McCain davon?
Cooney: Er profitiert davon und bemerkt auch, was gegen Obama funktioniert. Vor einem Monat hätten wir gesagt, McCain würde lieber gegen Hillary Clinton eintreten. Und jetzt, glaube ich, der freut sich, dass Obama der wahrscheinliche Kandidat für die Demokraten sein wird. Er sieht die Schwächen Obamas jetzt. Und es geht um Unerfahrenheit, es geht um seine Irak-Position auch. McCain ist wahrscheinlich jetzt eher bereit, gegen Obama einzutreten als gegen Hillary Clinton.
Kaess: Das heißt auch, dass Sie denken, dass die Amerikaner oder dass McCain davon ausgeht, dass die Amerikaner ihm letztendlich mehr vertrauen als Obama?
Cooney: Wenn es eine Abstimmung ist, nur über Vertrauen in Obama sind die Chancen besser für McCain. Wenn die Wahl eher um den Krieg im Irak geht oder um die Wirtschaft, dann sind die Chancen besser für Obama. McCain ist natürlich sehr erfahren in Sicherheitsproblemen. Auf der anderen Seite hat er eine sehr harte Stelle in Bezug auf Krieg in Irak zurzeit.
Kaess: Welche Fehler hat denn umgekehrt John McCain gemacht in den letzten Wochen?
Cooney: Fehler hat er wahrscheinlich nicht gemacht in den letzten Wochen. Der Nachteil für ihn ist, er ist nicht mehr in den Schlagzeilen. Denn natürlich, Politiker wollen immer in den Schlagzeilen sein, sogar wenn die Schlagzeilen negativ sind. Ich will nicht sagen, dass er verschwunden ist. Der war in Europa, der war in Mittelost, der versucht, mehr Geld zu kriegen auch. Der einzige Fehler ist wahrscheinlich, dass er nicht mehr jeden Tag im Fernsehen zu sehen ist.
Jim Cooney: Härter als sonst und härter als fünf oder sechs Wochen kann ich auch sagen.
Kaess: Woran liegt das?
Cooney: Das liegt daran, nur dadurch, dass Hillary Clinton jetzt klar siegt, hat sie Chancen. Und die Chancen mit diesen Delegierten, die sie gewinnen muss, wird das lange dauern, bis wir eine klare Antwort haben. Und die Klarheit, von der Sie gesprochen haben, die findet erst im August statt. Es sei denn, dass Obama jetzt gewinnt und er Kandidat wird.
Kaess: Sie gehen davon aus, dass auch diese Wahl und die nächsten Vorwahlen, die noch anstehen, kein Ergebnis bringen?
Cooney: Die bringen kein Ergebnis für Hillary Clinton. Sie können ein Ergebnis für Obama bringen. Aber mit den Delegierten jetzt ist es mathematisch unmöglich, für Hillary Clinton klar zu siegen vor August. Wenn sie eine Parteiversammlung haben in Colorado, da wird die endgültige Entscheidung getroffen werden. Und die Gefahr ist, wenn es solange dauert, dann haben die Republikaner einen großen Vorsprung.
Kaess: Aber wenn es so wäre, dass Obama weiterhin mit allen entscheidenden Zahlen vorn liegt, die Vorwahlsiege, die Wählerstimmen und die Parteitagsdelegierten, könnten denn die Superdelegierten beim Parteitag im August dennoch gegen ihn entscheiden?
Cooney: Sie können gegen ihn entscheiden. Ich gehe davon aus. Die Demokraten werden versuchen, spätestens Anfang Juni eine Entscheidung von den Superdelegierten zu haben und zugleich sagen, diese Superdelegierten, das sind die Politiker, das sind die führenden Parteileute in den ganzen Vereinigten Staaten. Sie können unabhängige Entscheidungen treffen für Kandidaten. Wenn es klar ist, dass Obama gewinnen wird im August, werden sie versuchen, eine endgültige Entscheidung Anfang Juni zu machen.
Kaess: Sie haben es schon angesprochen. Es sieht so aus, als ob Hillary Clinton schärfer gegen Barack Obama vorgeht als umgekehrt. Bisher war es ja Obamas Strategie, mehr auf Versöhnung zu setzen. Geht diese Strategie denn noch auf, oder müsste er jetzt, wenn er gegen Clinton gewinnen möchte, auch mal härter gegen sie vorgehen?
Cooney: Er muss wahrscheinlich auch härter gegen Hillary Clinton gehen. Aber diese Strategie ist natürlich typisch für die ganze Welt. Wer führt, kann mehr von Versöhnung sprechen. Wer auf dem zweiten Platz steht, wie Hillary Clinton, muss schärfer sprechen. Und viele Leute behaupten, das ist schlecht für die Demokraten. Denn im November werden die Republikaner eine ähnliche Strategie verfolgen. Natürlich werden sie das machen. Es wäre naiv zu sagen, nur weil Hillary Clinton diese schärferen Fragen stellt, werden die Republikaner daran denken. Sie hätten sowieso daran gedacht.
Kaess: Welcher Kurs kommt den bei den Wählern besser an? Der harte Kurs von Clinton oder der Versöhnungskurs von Obama?
Cooney: Der Versöhnungskurs von Obama kommt besser an. Aber das ist die einzige Möglichkeit für Hillary Clinton zurzeit.
Kaess: Nun attackiert Hillary Clinton Obama jetzt wegen seiner Äußerung, die sinngemäß lautete, viele Amerikaner in Kleinstädten seien frustriert wegen ihrer schwierigen wirtschaftlichen Lage und klammerten sich deshalb an Religion oder Waffen. Damit habe er viele Landsleute verletzt, so sagt Clinton. Kommt da Obamas Unerfahrenheit durch, die ihm ja oft vorgehalten wird?
Cooney: Das ist eine große Gefahr für ihn. Ich will auch sagen, ich bin immer erstaunt, wie gut informiert die deutsche Bevölkerung ist über amerikanische politische Verhältnisse. Die Amerikaner würden gar nichts, ich sehe jetzt, in Deutschland spricht man von vielleicht schwarz-grüner Koalition in der Zukunft. Die Amerikaner würden kein Verständnis davon haben. Aber interessanterweise, der populärste Politiker in den Vereinigten Staaten letzte Woche war ohne Zweifel Papst Bennedikt.
Bei uns, ich glaube, wir sind alle so müde von diesen Vorwahlen, wir würden es begrüßen, wenn wir jetzt Klarheit hätten. Und, wie gesagt, die einzige Möglichkeit für jemanden wie Hillary Clinton ist, jetzt eine schärfere Attacke zu haben, und das ist die Gefahr. Es kann sein, dass sie auch negative Bewertungen von der ganzen Bevölkerung hat, insofern eine schwächere Kandidatin im November sein würde, wenn sie die Normierung bekäme.
Kaess: Kommen wir noch mal zurück zu dieser umstrittenen Äußerung von Obama. Könnte ihm diese Äußerung die Stimmen in Pennsylvania kosten? Denn das ist ja ein Bundesstaat, der von Arbeitslosigkeit und sozialen Problemen stark betroffen ist?
Cooney: Ja, und, wie gesagt, wir sind alle müde von dieser Vorwahl. Die Unterschiede zwischen diesen zwei Kandidaten für die Demokraten sind nicht besonders groß. Insofern ist es nötig, so eine Äußerung zu betonen. Und hier, er hat schon öfter mal versucht zu erklären, was er meinte. Ich glaube, es wird ihn Stimmen kosten. Auf der anderen Seite, in der ganzen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten versteht man das. Pennsylvania ist ein Staat, wo die Arbeitslosigkeit sehr hoch ist, wo die Bevölkerung älter ist als in anderen Bundesländern. Das ist nicht so positiv für Barack Obama. Vielleicht liegt es daran, dass er die Äußerung gemacht hat. Vielleicht liegt es daran, dass es so demografisch ausgestattet ist in Pennsylvania.
Kaess: Es scheint ein bisschen so, als nehmen die Demokraten den eigentlichen Gegner, nämlich John McCain, eigentlich im Moment gar nicht mehr wahr. Profitiert McCain davon?
Cooney: Er profitiert davon und bemerkt auch, was gegen Obama funktioniert. Vor einem Monat hätten wir gesagt, McCain würde lieber gegen Hillary Clinton eintreten. Und jetzt, glaube ich, der freut sich, dass Obama der wahrscheinliche Kandidat für die Demokraten sein wird. Er sieht die Schwächen Obamas jetzt. Und es geht um Unerfahrenheit, es geht um seine Irak-Position auch. McCain ist wahrscheinlich jetzt eher bereit, gegen Obama einzutreten als gegen Hillary Clinton.
Kaess: Das heißt auch, dass Sie denken, dass die Amerikaner oder dass McCain davon ausgeht, dass die Amerikaner ihm letztendlich mehr vertrauen als Obama?
Cooney: Wenn es eine Abstimmung ist, nur über Vertrauen in Obama sind die Chancen besser für McCain. Wenn die Wahl eher um den Krieg im Irak geht oder um die Wirtschaft, dann sind die Chancen besser für Obama. McCain ist natürlich sehr erfahren in Sicherheitsproblemen. Auf der anderen Seite hat er eine sehr harte Stelle in Bezug auf Krieg in Irak zurzeit.
Kaess: Welche Fehler hat denn umgekehrt John McCain gemacht in den letzten Wochen?
Cooney: Fehler hat er wahrscheinlich nicht gemacht in den letzten Wochen. Der Nachteil für ihn ist, er ist nicht mehr in den Schlagzeilen. Denn natürlich, Politiker wollen immer in den Schlagzeilen sein, sogar wenn die Schlagzeilen negativ sind. Ich will nicht sagen, dass er verschwunden ist. Der war in Europa, der war in Mittelost, der versucht, mehr Geld zu kriegen auch. Der einzige Fehler ist wahrscheinlich, dass er nicht mehr jeden Tag im Fernsehen zu sehen ist.