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"Wir sind auf einem guten Weg"

Manfred Hampe zweifelt nicht daran, dass der Bachelorstudiengang in der Industrie angenommen wird. Insbesondere in den Ingenieurswissenschaften sei es jedoch sinnvoll, noch einen Masterabschluss an den Bachelor dranzuhängen.

Manfred Hampe im Gespräch mit Manfred Götzke |
    Manfred Götzke: Wie läuft es mit der Bologna-Reform? Auf diese Frage hat eigentlich jeder eine andere Antwort, Bundesbildungsministerin Annette Schavan publiziert gerne Studien, die sagen, dass der Bachelor von der Industrie geschätzt werde, die Deutsche Physikalische Gesellschaft dagegen sagt, Physiker mit Bachelor haben auf dem Arbeitsmarkt keine Schnitte. So oder so ähnlich sieht es bei vielen anderen Themen rund um die Umstellung der Studiengänge aus, aber vielleicht bekommen wir heute ein bisschen mehr Klarheit. Denn heute haben die Bologna-Berater des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) Bilanz gezogen, zwei Jahre lang haben 18 Experten an den Hochschulen die Umsetzung der Reform untersucht. Einer der Experten ist Professor Manfred Hampe. Herr Hampe, fangen wir mal bei der Akzeptanz der neuen Abschlüsse an: Wird der Bachelor von der Wirtschaft angenommen?

    Manfred Hampe: Also, der Bachelor wird in der Industrie angenommen, da ist kein Zweifel dran. Allerdings, die Studierenden stimmen zurzeit mit den Füßen ab, und die Studierenden hören natürlich die Botschaft der Politiker, wie wunderbar es ist, eine möglichst hohe Qualifikation zu haben, heißt natürlich auch Masterstudium. Diese Botschaft hören unsere Studierenden und richten sich danach. Das stellt die Universitäten und Fachhochschulen vor einige Probleme, weil sie natürlich finanziell ausgerüstet werden müssen, um einem solchen Ansturm standzuhalten.

    Götzke: Jetzt haben wir aber zum Beispiel diese Studie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, die das mal untersucht haben, und die sagen, Physiker mit Bachelorabschluss, die haben keine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Wie ist das denn mit Ihrer Studie, mit Ihrer Bilanz, wie kommt das da überein?

    Hampe: Bei Physikern ist es traditionell so, dass der Diplomphysiker derjenige Abschluss war, der der Industrie vertraut war. Wir müssen dazu sagen, dass natürlich Deutschland ein Land ist mit einer Hochindustrie, das heißt, unsere Produkte ... Wenn ich den Maschinenbau anschaue, sind wir in 32 von 37 Sparten des Maschinenbaus Weltmarktführer. Das heißt, wir haben die besten Produkte und das erfordert natürlich, dass auch die Ingenieure, die diese Produkte entwickeln, besonders gut ausgebildet sein müssen.

    Götzke: Und da reicht der Bachelor eben nicht aus?

    Hampe: Und in vielen Fächern, also beispielsweise bei den Ingenieuren von den Universitäten, ist es durchaus sinnvoll, da einen Masterabschluss anzufügen, weil er besonders die Forschungsstärke der deutschen Universitäten widerspiegelt und sich das nachher in die Industrie hinein fortsetzt. Ich glaube auch, dass die Industrie sehr unglücklich wäre, wenn sie diese forschungsorientiert ausgebildeten Master von der Universität nicht mehr hätte.

    Götzke: Großes Thema bei der Bologna-Reform ist ja die Mobilität. Es beklagen ja Studierende schon seit Jahren, dass es im Bachelorstudium fast unmöglich geworden ist, ein Auslandssemester einzulegen. Wenn das so stimmt, müsste man ja sagen, die Reform ist zu einem großen Teil gescheitert, denn es ging ja um ein Mehr an Mobilität?

    Hampe: Wenn man die Zahlen anschaut, die tatsächlichen Mobilitätszahlen: Wir haben heutzutage deutlich mehr Mobilität als zuvor. Sowohl die Zahl der Incomer als auch die Zahl der Outgoer ist von dem Jahr 2000 an deutlich erhöht worden, das stimmt einfach nicht, dass wir weniger Mobilität haben, im Gegenteil, wir haben mehr Mobilität.

    Götzke: Im Bachelor selbst mehr Mobilität?

    Hampe: Nein, im Bachelor ... Sie müssen dann, wenn Sie gerecht sein wollen, Bachelor und Master zusammennehmen, und wir haben beispielsweise eine deutliche Intercycle-Mobilität, das heißt, jemand studiert einen Bachelorstudiengang an der einen Universität und einen Masterstudiengang an einer ausländischen Universität. Das ist deutlich mehr geworden, als es zuvor war.

    Götzke: Ihr Gesamtfazit also: Es ist alles rosig, es läuft alles super in Sachen Bologna-Reform?

    Hampe: Nein, es ist nicht alles rosig, aber wir sind auf einem guten Weg.

    Götzke: Herr Hampe, vielen Dank für das Gespräch!

    Hampe: Nichts zu danken, gern geschehen!

    Götzke: Der DAAD-Bologna-Berater Manfred Hampe hat heute Bilanz gezogen, und die fiel positiv aus.