Sandra Schulz: Frage an Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD): Wie zufrieden sind Sie mit der Organisation?
Klaus Wowereit: Ich bin sehr zufrieden. Sie müssen sehen, Leichtathletik-Weltmeisterschaften haben natürlich nicht den Stellenwert wie die Fußball-Weltmeisterschaft. Da läuft vieles von alleine, hier muss hart gekämpft werden. Aber ich glaube, wir haben uns gut positioniert und man merkt ja jetzt auch, bevor es anfängt, da ist doch jetzt die Stimmung da, und das war bei der Fußball-Weltmeisterschaft oder bei der Handball-Weltmeisterschaft auch nicht anders. Da war im Vorfeld immer Kritik, keiner weiß was, immer die übliche Nörgelei, und dann auf einmal gehen die Spiele los und dann ist es wie ausgetauscht, und so erhoffen wir es uns natürlich auch für Berlin.
Schulz: Ein Unterschied zur WM ist ja, dass der Kartenverkauf weit hinter seinen Erwartungen zurückbleibt. Woran liegt das?
Wowereit: Na ja, da müssen Sie wirklich die internationalen Relationen sehen. Wir haben heute schon mehr Karten verkauft, bevor die Spiele los gehen, als Osaka oder Helsinki nach Ende der Spiele verkauft haben. Das heißt, man muss wirklich die Relationen betrachten. Das Olympia-Stadion ist ein sehr großes Stadion. Wenn wir ins Jahn-Stadion gegangen wären, dann wären wir schon längst ausverkauft, dann würde gar keine mehr eine Chance bekommen. Wir haben uns absichtlich für dieses wunderschöne Olympia-Stadion entschieden. Das ist aber ein sehr, sehr großes Stadion für die Leichtathletik und deshalb: mit dem Vorverkauf – wir werden ja so bei zirka 340.-, 350.000 Karten heute Abend liegen – haben wir einen riesigen Erfolg erzielt und ich bin sicher, dass viele sich begeistern lassen durch die Berichterstattung und spontan sich entscheiden, noch ins Stadion zu kommen, und dazu sind alle herzlich eingeladen.
Schulz: Aber wenn wir auf die nationalen Relationen schauen und auf die letzte Leichtathletik-WM in Deutschland in Stuttgart 1993, da war das Stadion nachmittags jeden Tag voll besetzt. Will oder kann Berlin sich an Stuttgart nicht messen?
Wowereit: Doch, aber Sie müssen auch sehen, Stuttgart war eine andere Zeit der Leichtathletik. Da waren die deutschen Athletinnen und Athleten die Top-Favoriten in unheimlich vielen Disziplinen. Das hat sich verändert. Die Leichtathletik hat insgesamt auch zu kämpfen; das sehen Sie bei den Meetings. In Deutschland findet ja neben dem ISTAF kein internationales Meeting mehr statt. Stuttgart hat die Bahnen entfernt, Stuttgart ist gar nicht mehr in der Lage, Leichtathletik-Weltmeisterschaften durchzuführen. Das heißt, wir tun das jetzt auch, stellvertretend für Deutschland, für die deutsche Leichtathletik und erhoffen uns durch die Weltmeisterschaften vor Ort in Deutschland einen neuen Impuls auch für Leistungssteigerungen der deutschen Athletinnen und Athleten, und Sie werden sehen: wenn hier tolle Geschichten geschrieben werden, Überraschungserfolge erzielt werden, dann wird es auch eine ähnliche Begeisterung geben wie in Stuttgart. Im Übrigen, Stuttgart: vorher war auch keine Begeisterung da.
Schulz: Leistungssteigerung ist insofern auch ein gutes Stichwort, dass es ja Berichte über Doping gibt, die jetzt den Auftakt überschatten. Hat die Stadt sich vielleicht verschätzt, auch was das Image der Leichtathletik betrifft?
Wowereit: Nein, das haben wir überhaupt nicht. Ich finde, es ist richtig, dass man über Doping, über einen fairen Wettbewerb in Deutschland miteinander streitet, diskutiert. Der Deutsche Leichtathletik-Verband gehört zu den Verbänden, die konsequent Doping bekämpfen. Selbstverständlich gibt es auch immer wieder schwarze Schafe, die müssen entdeckt werden und dann müssen sie hart bestraft werden, also disqualifiziert werden, selbstverständlich gesperrt werden. Aber deshalb kann man eine ganze Sportart nicht unter Generalverdacht stellen und die Leistungen der einzelnen Sportler auch nicht so darstellen, na ja, was ist denn da immer. Nein, Leichtathletik ist immer noch eine faszinierende Sportart. Wir sind für einen fairen Wettbewerb, deshalb konsequent Doping-Kontrollen und Sanktionen, und das werden wir sehen, wie der Sport, also die internationale Leichtathletik-Organisation und das DLV, wie sie damit umgehen.
Schulz: Schaut die Politik denn genug hin? Es gibt ja diese Aktion des Dopingopfer-Hilfevereins, die verteilen Brillen: "ich will das nicht sehen". Sie sagen, man muss die entdecken. Schaut man auch hin?
Wowereit: Man schaut hin. In Deutschland werden ja die Athletinnen und Athleten nicht nur zu Wettkämpfen getestet, sondern spontan in ihrem Training. Das ist international nicht überall so der Fall – ich glaube, da muss man ansetzen -, dass hier auch in der Bekämpfung von Doping genauso viel Energie aufgewendet wird wie in Europa oder wie speziell in Deutschland. Ich glaube, das ist die Aufgabe, die vor uns liegt.
Schulz: Jetzt haben prominente Namen relativ kurzfristig abgesagt, zum Beispiel die Gold-Hoffnung Mikitenko. Wer sind denn die Stars?
Wowereit: Das werden wir sehen, wer die Stars sind. Die Hoffnungen aus deutscher Sicht sind natürlich die ganz heiße Favoritin Ariane Friedrich im Hochsprung der Frauen. Es ist natürlich völlig klar: aufgrund ihrer Leistung, die sie dieses Jahr gezeigt hat, ist sie Top-Favoritin. Aus Berliner Sicht hoffe ich mir natürlich Robert Harting, der im Diskus, wenn er in richtig schöner Form ist, wirklich zu den Favoriten gehört. André Höhne beispielsweise, vielleicht nicht so sehr beachtet, im 20 Kilometer gehen. Franka Dietzsch, Christina Obergföll, das sind natürlich Möglichkeiten, aber vielleicht – und das ist ja immer das, was man sich erhofft, wie Ulrike Maifahrt bei den Olympischen Spielen in München; als 16-Jährige war sie auf einmal Olympia-Siegerin. Also wir brauchen auch Geschichten, die geschrieben werden. Hoffentlich gibt es viele Geschichten aus deutscher Sicht.
Schulz: Klaus Wowereit, 20 Jahre nach der friedlichen Revolution, Marathon und Gehen finden am Brandenburger Tor statt. Ist das auch ein Beitrag zum Gedenkjahr?
Wowereit: Das ist auch ein Beitrag zum Gedenkjahr und es ist das erste Mal, dass Marathon und Geher-Wettbewerbe dann nicht im Stadion enden. Wir haben einen Rundkurs gestaltet, zehn Kilometer durch die Innenstadt, also rund um das Brandenburger Tor. Das sind Bilder, die um die Welt gehen, und da werden Geschichten auch erzählt über die Situation, wie war es vor 20 Jahren, als die Mauer noch stand, und wie hat die Stadt sich verändert, was ist positiv geschehen, was ist noch zu leisten. Wir sehen das als gute Chance, Berlin noch international zu positionieren.
Klaus Wowereit: Ich bin sehr zufrieden. Sie müssen sehen, Leichtathletik-Weltmeisterschaften haben natürlich nicht den Stellenwert wie die Fußball-Weltmeisterschaft. Da läuft vieles von alleine, hier muss hart gekämpft werden. Aber ich glaube, wir haben uns gut positioniert und man merkt ja jetzt auch, bevor es anfängt, da ist doch jetzt die Stimmung da, und das war bei der Fußball-Weltmeisterschaft oder bei der Handball-Weltmeisterschaft auch nicht anders. Da war im Vorfeld immer Kritik, keiner weiß was, immer die übliche Nörgelei, und dann auf einmal gehen die Spiele los und dann ist es wie ausgetauscht, und so erhoffen wir es uns natürlich auch für Berlin.
Schulz: Ein Unterschied zur WM ist ja, dass der Kartenverkauf weit hinter seinen Erwartungen zurückbleibt. Woran liegt das?
Wowereit: Na ja, da müssen Sie wirklich die internationalen Relationen sehen. Wir haben heute schon mehr Karten verkauft, bevor die Spiele los gehen, als Osaka oder Helsinki nach Ende der Spiele verkauft haben. Das heißt, man muss wirklich die Relationen betrachten. Das Olympia-Stadion ist ein sehr großes Stadion. Wenn wir ins Jahn-Stadion gegangen wären, dann wären wir schon längst ausverkauft, dann würde gar keine mehr eine Chance bekommen. Wir haben uns absichtlich für dieses wunderschöne Olympia-Stadion entschieden. Das ist aber ein sehr, sehr großes Stadion für die Leichtathletik und deshalb: mit dem Vorverkauf – wir werden ja so bei zirka 340.-, 350.000 Karten heute Abend liegen – haben wir einen riesigen Erfolg erzielt und ich bin sicher, dass viele sich begeistern lassen durch die Berichterstattung und spontan sich entscheiden, noch ins Stadion zu kommen, und dazu sind alle herzlich eingeladen.
Schulz: Aber wenn wir auf die nationalen Relationen schauen und auf die letzte Leichtathletik-WM in Deutschland in Stuttgart 1993, da war das Stadion nachmittags jeden Tag voll besetzt. Will oder kann Berlin sich an Stuttgart nicht messen?
Wowereit: Doch, aber Sie müssen auch sehen, Stuttgart war eine andere Zeit der Leichtathletik. Da waren die deutschen Athletinnen und Athleten die Top-Favoriten in unheimlich vielen Disziplinen. Das hat sich verändert. Die Leichtathletik hat insgesamt auch zu kämpfen; das sehen Sie bei den Meetings. In Deutschland findet ja neben dem ISTAF kein internationales Meeting mehr statt. Stuttgart hat die Bahnen entfernt, Stuttgart ist gar nicht mehr in der Lage, Leichtathletik-Weltmeisterschaften durchzuführen. Das heißt, wir tun das jetzt auch, stellvertretend für Deutschland, für die deutsche Leichtathletik und erhoffen uns durch die Weltmeisterschaften vor Ort in Deutschland einen neuen Impuls auch für Leistungssteigerungen der deutschen Athletinnen und Athleten, und Sie werden sehen: wenn hier tolle Geschichten geschrieben werden, Überraschungserfolge erzielt werden, dann wird es auch eine ähnliche Begeisterung geben wie in Stuttgart. Im Übrigen, Stuttgart: vorher war auch keine Begeisterung da.
Schulz: Leistungssteigerung ist insofern auch ein gutes Stichwort, dass es ja Berichte über Doping gibt, die jetzt den Auftakt überschatten. Hat die Stadt sich vielleicht verschätzt, auch was das Image der Leichtathletik betrifft?
Wowereit: Nein, das haben wir überhaupt nicht. Ich finde, es ist richtig, dass man über Doping, über einen fairen Wettbewerb in Deutschland miteinander streitet, diskutiert. Der Deutsche Leichtathletik-Verband gehört zu den Verbänden, die konsequent Doping bekämpfen. Selbstverständlich gibt es auch immer wieder schwarze Schafe, die müssen entdeckt werden und dann müssen sie hart bestraft werden, also disqualifiziert werden, selbstverständlich gesperrt werden. Aber deshalb kann man eine ganze Sportart nicht unter Generalverdacht stellen und die Leistungen der einzelnen Sportler auch nicht so darstellen, na ja, was ist denn da immer. Nein, Leichtathletik ist immer noch eine faszinierende Sportart. Wir sind für einen fairen Wettbewerb, deshalb konsequent Doping-Kontrollen und Sanktionen, und das werden wir sehen, wie der Sport, also die internationale Leichtathletik-Organisation und das DLV, wie sie damit umgehen.
Schulz: Schaut die Politik denn genug hin? Es gibt ja diese Aktion des Dopingopfer-Hilfevereins, die verteilen Brillen: "ich will das nicht sehen". Sie sagen, man muss die entdecken. Schaut man auch hin?
Wowereit: Man schaut hin. In Deutschland werden ja die Athletinnen und Athleten nicht nur zu Wettkämpfen getestet, sondern spontan in ihrem Training. Das ist international nicht überall so der Fall – ich glaube, da muss man ansetzen -, dass hier auch in der Bekämpfung von Doping genauso viel Energie aufgewendet wird wie in Europa oder wie speziell in Deutschland. Ich glaube, das ist die Aufgabe, die vor uns liegt.
Schulz: Jetzt haben prominente Namen relativ kurzfristig abgesagt, zum Beispiel die Gold-Hoffnung Mikitenko. Wer sind denn die Stars?
Wowereit: Das werden wir sehen, wer die Stars sind. Die Hoffnungen aus deutscher Sicht sind natürlich die ganz heiße Favoritin Ariane Friedrich im Hochsprung der Frauen. Es ist natürlich völlig klar: aufgrund ihrer Leistung, die sie dieses Jahr gezeigt hat, ist sie Top-Favoritin. Aus Berliner Sicht hoffe ich mir natürlich Robert Harting, der im Diskus, wenn er in richtig schöner Form ist, wirklich zu den Favoriten gehört. André Höhne beispielsweise, vielleicht nicht so sehr beachtet, im 20 Kilometer gehen. Franka Dietzsch, Christina Obergföll, das sind natürlich Möglichkeiten, aber vielleicht – und das ist ja immer das, was man sich erhofft, wie Ulrike Maifahrt bei den Olympischen Spielen in München; als 16-Jährige war sie auf einmal Olympia-Siegerin. Also wir brauchen auch Geschichten, die geschrieben werden. Hoffentlich gibt es viele Geschichten aus deutscher Sicht.
Schulz: Klaus Wowereit, 20 Jahre nach der friedlichen Revolution, Marathon und Gehen finden am Brandenburger Tor statt. Ist das auch ein Beitrag zum Gedenkjahr?
Wowereit: Das ist auch ein Beitrag zum Gedenkjahr und es ist das erste Mal, dass Marathon und Geher-Wettbewerbe dann nicht im Stadion enden. Wir haben einen Rundkurs gestaltet, zehn Kilometer durch die Innenstadt, also rund um das Brandenburger Tor. Das sind Bilder, die um die Welt gehen, und da werden Geschichten auch erzählt über die Situation, wie war es vor 20 Jahren, als die Mauer noch stand, und wie hat die Stadt sich verändert, was ist positiv geschehen, was ist noch zu leisten. Wir sehen das als gute Chance, Berlin noch international zu positionieren.