Schulz: Die Automobilindustrie steckt tief in der Absatzkrise. In der vergangenen Woche meldete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden Deutschland in der Rezession. Die ökonomischen Vorzeichen für das heutige Treffen in Darmstadt, sie sind nicht eben rosig. Zum dritten nationalen IT-Gipfel - IT steht für Informationstechnologie - kommen Bundeskanzlerin Merkel, begleitet von gleich mehreren Ministern, die Chefs aller führenden IT-Unternehmen Deutschlands und hochrangige Wissenschaftler zusammen. Auf das Treffen vorausblicken wollen wir nun mit Karl-Heinz Streibich. Er ist der Vorstandsvorsitzende der "Software AG", dem zweitgrößten Software-Unternehmen in Deutschland. Heute in Darmstadt sitzt er mit am Tisch und nun ist er am Telefon. Guten Morgen!
Streibich: Hallo! Guten Morgen.
Schulz: Herr Streibich, die Automobilbranche steckt in der Krise, eine Branche, die ja zuletzt verstärkt investiert hatte in die IT. Klopft die IT-Branche als nächstes an die Tür der Politik mit der Bitte um Unterstützung?
Streibich: Davon gehen wir im Moment nicht aus. Wir haben ja in unseren Geschäftsbereichen der IT nicht nur Investitionsanteile, sondern wir betreiben ja auch Systeme und das sind ja Dinge, die in die laufenden Kosten gehen. Dort erwarten wir nicht, dass die unter Druck stehen, sondern es sind mehr die Neuprojekte. Insbesondere, wie wir hören, die Hardware-Industrie ist da betroffen. Aber wir meinen, in der Service-Industrie und auch wir in der Software-Industrie und, wie ich höre, auch in der Telekom-Industrie gehen wir weiterhin von stabileren Zahlen aus.
Schulz: Werden sie denn heute in Darmstadt über Geld sprechen?
Streibich: Wir werden sicherlich nicht darüber sprechen, dass die IT-Industrie irgendwelche Unterstützungen vom Staat braucht, sondern wir setzen uns gemeinsam zusammen, um zu überlegen, wie wir helfen können mit Hilfe der IT, noch schneller aus der Krise kommen zu können.
Schulz: Jetzt hat der Branchenverband "BITKOM" aber schon Unzufriedenheit damit signalisiert, dass Software-Entwickler nun von dem geplanten Konjunkturpaket der Bundesregierung nicht profitieren werden. Warum sollte man einer Branche helfen, der es ohnehin gut geht?
Streibich: Der Branchenverband "BITKOM" hat natürlich auch die Rolle des Mahners. Wir müssen natürlich immer schon frühzeitig auf Dinge hinweisen, die uns helfen, auch Dinge für unsere Branche in die richtige Richtung einzuleiten - keine Frage. Aber wir in der Branche sind nicht vorbereitet, auf dem Gipfel irgendwelche finanzielle Forderungen an die Politik zu stellen, sondern es geht ausschließlich darum, auf diesem IT-Gipfel der Bundeskanzlerin gemeinsam zu diskutieren, wie die IT und die Telekommunikation helfen kann, dass die Industrie auch wieder schneller aus dieser Talsohle herauskommt.
Schulz: Mit welchen Konsequenzen der Finanzkrise rechnen Sie in Ihrer Branche?
Streibich: Wie ich bereits sagte: insbesondere die Bereiche, die sehr stark im Investitionsgüterbereich sind, also neue Projekte, neue Hardware und so weiter, das sind Themen, die wie wir hören doch schon in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber die Bereiche, die im Service-Bereich sind, und die, die zur Grundversorgung gehören, die werden natürlich weiterbetrieben und da erwarten wir keine größeren Einbrüche.
Schulz: Vor zwei Jahren hat ja Bundeskanzlerin Merkel die Frage zur Chefsache gemacht, das Image der Branche aufzupolieren. Was hat das gebracht?
Streibich: Ja, natürlich. Ich muss ein großes Kompliment an die Bundesregierung und vor allen Dingen an die Bundeskanzlerin geben. Die IT-Gipfel sind ja ein Prozess. Das ist nicht ein Projekt, das ist nicht ein Einmal-Werk. Wir haben mit neuen Arbeitsgruppen über die drei Jahre systematisch Themen erarbeitet. Wir sind uns viel näher gekommen und wir haben Etliches auf den Weg gebracht. Ich bin sehr, sehr zufrieden über den bisherigen Prozess.
Schulz: Was ist daran ein Erfolg, Arbeitskreise gebildet zu haben?
Streibich: Es sind ja nicht nur die Arbeitskreise, sondern es sind natürlich die Ergebnisse der Arbeitskreise. Schauen Sie, wir haben zum Beispiel auf diesem IT-Gipfel wesentliche Themen vorgesehen wie zum Beispiel "Green IT", dass die IT nicht nur hilft, weiterhin Energie zu sparen, sondern dass wir selbst auch einen wesentlichen Beitrag leisten, um eben die CO2-Bilanz besser zu gestalten. Und wir möchten zum Beispiel auch dem Mittelstand helfen, dass er durch IT seine Wettbewerbsfähigkeit und die Internationalisierung wesentlich erfolgreicher nach vorne treibt.
Schulz: Aber es gibt ein weiteres Problem, mit dem die Branche massiv zu kämpfen hat. Das ist der Fachkräftemangel. Warum ist Ihre Branche so unattraktiv für Schulabgänger?
Streibich: Der Fachkräftemangel ist natürlich immer dann ein Thema, wenn eine Branche wächst, und IT und TK sind eine wachsende Branche. Natürlich kommt auch hinzu, dass insbesondere die Offshore-Diskussion, die es in den letzten Jahren gab - und da sind ja auch sehr viele IT-Leistungen in Indien und in Osteuropa erbracht worden -, den einen oder anderen vielleicht aufgeschreckt haben mag, nicht in diesem Bereich zu studieren. Aber insgesamt meine ich, dass wir durch eine konzertierte Aktion, wie wir es jetzt machen, auch im Bildungsbereich mittelfristig hier wesentlich voran kommen müssen.
Schulz: Die konzertierte Aktion läuft ja nun schon seit zwei Jahren, eben seit dem ersten nationalen IT-Gipfel. Welchen konkreten Erfolg können Sie nennen?
Streibich: Der konkrete Erfolg ist der, dass wir zum Beispiel wieder eine leicht steigende Zahl von Ingenieuren, von Abgängern haben, und ich meine, dass wir mittelfristig hier, wenn sich der Trend weiterführt, wesentlich voran kommen müssen. Möglicherweise brauchen wir jetzt auch in der Krise, die vor uns steht, in den nächsten ein, zwei Jahren nicht die Masse von Informatikern, die wir ursprünglich geplant haben. Somit könnte sein, dass sich das Thema auch auf diesem Weg etwas mit entspannt.
Schulz: Wenn Sie auf den heutigen Tag blicken, was müsste heute Abend rauskommen, damit Sie von einem Erfolg sprechen?
Streibich: Wir haben eine so genannte "Darmstädter Erklärung" im Entwurf vorbereitet. Da möchten wir vor allen Dingen klar aufzeigen: was sind die Wachstumsmärkte, die wir durch IKT fördern können? Zweitens: Wir möchten uns als "Green IT"-Pionier in Deutschland weiter positionieren und hier ganz konkrete Maßnahmen beschließen, wie wir nach vorne gehen. Und wir müssen das IKT-Vertrauen, also das Technikvertrauen in der Bevölkerung weiter stärken. Auch hier werden wir eine Reihe von Maßnahmen aufsetzen, die sowohl im wirtschaftlichen Bereich als auch im politischen Bereich liegen. Und wenn wir uns darauf alle einigen und dann alle an einem Strang ziehen, dann wird das mit Sicherheit ein großer Erfolg.
Schulz: Ganz kurz die Frage zum Schluss. Nennen Sie uns von den angekündigten Maßnahmen drei konkrete Schritte.
Streibich: Drei konkrete Schritte. - Zum einen müssen wir zum Thema IKT-Infrastruktur die Breitbandinfrastruktur in Deutschland weiter ausbauen. Hier ist ja die Deutsche Telekom der Vorreiter. René Obermann selbst leitet da eine Arbeitsgruppe und ich bin überzeugt, dass wir hier wesentlich eine Bewusstseinsänderung schaffen. - Zweitens: Wir werden zum Thema "Green IT" ein Zentrum aufbauen, welches wesentlich dieses Thema vorantreibt. - Der dritte und wesentliche Punkt ist: auch das Thema Datenschutz und Datensicherheit, was ja die Frau Zypries selbst leitet, wird helfen, die Angst vor dem Internet zu reduzieren, so dass wir hier einen erheblich besseren Verbreitungsgrad haben werden.
Schulz: Karl-Heinz Streibich. Er ist Vorstandsvorsitzender der "Software AG", dem zweitgrößten Software-Unternehmen in Deutschland. Haben Sie vielen Dank!
Streibich: Ja. Bitte schön!
Streibich: Hallo! Guten Morgen.
Schulz: Herr Streibich, die Automobilbranche steckt in der Krise, eine Branche, die ja zuletzt verstärkt investiert hatte in die IT. Klopft die IT-Branche als nächstes an die Tür der Politik mit der Bitte um Unterstützung?
Streibich: Davon gehen wir im Moment nicht aus. Wir haben ja in unseren Geschäftsbereichen der IT nicht nur Investitionsanteile, sondern wir betreiben ja auch Systeme und das sind ja Dinge, die in die laufenden Kosten gehen. Dort erwarten wir nicht, dass die unter Druck stehen, sondern es sind mehr die Neuprojekte. Insbesondere, wie wir hören, die Hardware-Industrie ist da betroffen. Aber wir meinen, in der Service-Industrie und auch wir in der Software-Industrie und, wie ich höre, auch in der Telekom-Industrie gehen wir weiterhin von stabileren Zahlen aus.
Schulz: Werden sie denn heute in Darmstadt über Geld sprechen?
Streibich: Wir werden sicherlich nicht darüber sprechen, dass die IT-Industrie irgendwelche Unterstützungen vom Staat braucht, sondern wir setzen uns gemeinsam zusammen, um zu überlegen, wie wir helfen können mit Hilfe der IT, noch schneller aus der Krise kommen zu können.
Schulz: Jetzt hat der Branchenverband "BITKOM" aber schon Unzufriedenheit damit signalisiert, dass Software-Entwickler nun von dem geplanten Konjunkturpaket der Bundesregierung nicht profitieren werden. Warum sollte man einer Branche helfen, der es ohnehin gut geht?
Streibich: Der Branchenverband "BITKOM" hat natürlich auch die Rolle des Mahners. Wir müssen natürlich immer schon frühzeitig auf Dinge hinweisen, die uns helfen, auch Dinge für unsere Branche in die richtige Richtung einzuleiten - keine Frage. Aber wir in der Branche sind nicht vorbereitet, auf dem Gipfel irgendwelche finanzielle Forderungen an die Politik zu stellen, sondern es geht ausschließlich darum, auf diesem IT-Gipfel der Bundeskanzlerin gemeinsam zu diskutieren, wie die IT und die Telekommunikation helfen kann, dass die Industrie auch wieder schneller aus dieser Talsohle herauskommt.
Schulz: Mit welchen Konsequenzen der Finanzkrise rechnen Sie in Ihrer Branche?
Streibich: Wie ich bereits sagte: insbesondere die Bereiche, die sehr stark im Investitionsgüterbereich sind, also neue Projekte, neue Hardware und so weiter, das sind Themen, die wie wir hören doch schon in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber die Bereiche, die im Service-Bereich sind, und die, die zur Grundversorgung gehören, die werden natürlich weiterbetrieben und da erwarten wir keine größeren Einbrüche.
Schulz: Vor zwei Jahren hat ja Bundeskanzlerin Merkel die Frage zur Chefsache gemacht, das Image der Branche aufzupolieren. Was hat das gebracht?
Streibich: Ja, natürlich. Ich muss ein großes Kompliment an die Bundesregierung und vor allen Dingen an die Bundeskanzlerin geben. Die IT-Gipfel sind ja ein Prozess. Das ist nicht ein Projekt, das ist nicht ein Einmal-Werk. Wir haben mit neuen Arbeitsgruppen über die drei Jahre systematisch Themen erarbeitet. Wir sind uns viel näher gekommen und wir haben Etliches auf den Weg gebracht. Ich bin sehr, sehr zufrieden über den bisherigen Prozess.
Schulz: Was ist daran ein Erfolg, Arbeitskreise gebildet zu haben?
Streibich: Es sind ja nicht nur die Arbeitskreise, sondern es sind natürlich die Ergebnisse der Arbeitskreise. Schauen Sie, wir haben zum Beispiel auf diesem IT-Gipfel wesentliche Themen vorgesehen wie zum Beispiel "Green IT", dass die IT nicht nur hilft, weiterhin Energie zu sparen, sondern dass wir selbst auch einen wesentlichen Beitrag leisten, um eben die CO2-Bilanz besser zu gestalten. Und wir möchten zum Beispiel auch dem Mittelstand helfen, dass er durch IT seine Wettbewerbsfähigkeit und die Internationalisierung wesentlich erfolgreicher nach vorne treibt.
Schulz: Aber es gibt ein weiteres Problem, mit dem die Branche massiv zu kämpfen hat. Das ist der Fachkräftemangel. Warum ist Ihre Branche so unattraktiv für Schulabgänger?
Streibich: Der Fachkräftemangel ist natürlich immer dann ein Thema, wenn eine Branche wächst, und IT und TK sind eine wachsende Branche. Natürlich kommt auch hinzu, dass insbesondere die Offshore-Diskussion, die es in den letzten Jahren gab - und da sind ja auch sehr viele IT-Leistungen in Indien und in Osteuropa erbracht worden -, den einen oder anderen vielleicht aufgeschreckt haben mag, nicht in diesem Bereich zu studieren. Aber insgesamt meine ich, dass wir durch eine konzertierte Aktion, wie wir es jetzt machen, auch im Bildungsbereich mittelfristig hier wesentlich voran kommen müssen.
Schulz: Die konzertierte Aktion läuft ja nun schon seit zwei Jahren, eben seit dem ersten nationalen IT-Gipfel. Welchen konkreten Erfolg können Sie nennen?
Streibich: Der konkrete Erfolg ist der, dass wir zum Beispiel wieder eine leicht steigende Zahl von Ingenieuren, von Abgängern haben, und ich meine, dass wir mittelfristig hier, wenn sich der Trend weiterführt, wesentlich voran kommen müssen. Möglicherweise brauchen wir jetzt auch in der Krise, die vor uns steht, in den nächsten ein, zwei Jahren nicht die Masse von Informatikern, die wir ursprünglich geplant haben. Somit könnte sein, dass sich das Thema auch auf diesem Weg etwas mit entspannt.
Schulz: Wenn Sie auf den heutigen Tag blicken, was müsste heute Abend rauskommen, damit Sie von einem Erfolg sprechen?
Streibich: Wir haben eine so genannte "Darmstädter Erklärung" im Entwurf vorbereitet. Da möchten wir vor allen Dingen klar aufzeigen: was sind die Wachstumsmärkte, die wir durch IKT fördern können? Zweitens: Wir möchten uns als "Green IT"-Pionier in Deutschland weiter positionieren und hier ganz konkrete Maßnahmen beschließen, wie wir nach vorne gehen. Und wir müssen das IKT-Vertrauen, also das Technikvertrauen in der Bevölkerung weiter stärken. Auch hier werden wir eine Reihe von Maßnahmen aufsetzen, die sowohl im wirtschaftlichen Bereich als auch im politischen Bereich liegen. Und wenn wir uns darauf alle einigen und dann alle an einem Strang ziehen, dann wird das mit Sicherheit ein großer Erfolg.
Schulz: Ganz kurz die Frage zum Schluss. Nennen Sie uns von den angekündigten Maßnahmen drei konkrete Schritte.
Streibich: Drei konkrete Schritte. - Zum einen müssen wir zum Thema IKT-Infrastruktur die Breitbandinfrastruktur in Deutschland weiter ausbauen. Hier ist ja die Deutsche Telekom der Vorreiter. René Obermann selbst leitet da eine Arbeitsgruppe und ich bin überzeugt, dass wir hier wesentlich eine Bewusstseinsänderung schaffen. - Zweitens: Wir werden zum Thema "Green IT" ein Zentrum aufbauen, welches wesentlich dieses Thema vorantreibt. - Der dritte und wesentliche Punkt ist: auch das Thema Datenschutz und Datensicherheit, was ja die Frau Zypries selbst leitet, wird helfen, die Angst vor dem Internet zu reduzieren, so dass wir hier einen erheblich besseren Verbreitungsgrad haben werden.
Schulz: Karl-Heinz Streibich. Er ist Vorstandsvorsitzender der "Software AG", dem zweitgrößten Software-Unternehmen in Deutschland. Haben Sie vielen Dank!
Streibich: Ja. Bitte schön!