
"Moin Jens, weißt du Bescheid?"
Kai Detloff, Vorsitzender der Jusos in Magdeburg, drückt seinem Parteikollegen und amtierenden Vize-Ministerpräsidenten Jens Bullerjahn ein Flugblatt in die Hand. Darin kritisiert die SPD-Jugendorganisation die Pläne der künftigen schwarz-roten Regierung. Diese will den Wissenschafts- und Hochschulbereich dem Wirtschaftsministerium zuordnen.
Detloff: "Wir haben Angst, wenn es in den Bereich Wirtschaftsministerium kommt, dass wirtschaftliche Richtlinien beim Wissenschaftsbereich angewandt werden und dann Geisteswissenschaften wegfallen und auch im medizinischen Bereich die ganze Grundlagenforschung wegfällt, weil sie halt nicht wirtschaftlich ist."
Kai Detloff hofft, dass der SPD-Vorstand darum die Pläne noch einmal überdenkt. Jens Bullerjahn aber wiegelt ab. Der Koalitionsausschuss habe sich bemüht, Aufgaben zusammenzuführen und zu bündeln. Zwei Wochen lang haben die Vertreter von CDU und SPD um Inhalte und die Verteilung der Ressorts gerungen. Jetzt steht fest, dass zum Beispiel der Bereich frühkindliche Bildung vom Sozial- ins Kultusministerium wechseln und wiederum der Wissenschafts- und Hochschulbereich aus dem Kultus- ins Wirtschaftsministerium verlagert werden soll. Der designierte CDU-Ministerpräsident, Reiner Haseloff, der zurzeit noch das Wirtschaftsministerium leitet, hatte schon vor der Wahl gefordert: Sachsen-Anhalts Hochschulen sollten ihre Studiengänge stärker am Bedarf im Land ausrichten. Die Autonomie der Hochschulen bleibe aber selbstverständlich bestehen, betonte gestern Reiner Haseloff:
"Das darf man sich nicht als ganz primitiven Eingriff in die Hochschulautonomie vorstellen, sondern es geht eigentlich darum, dass wir eine Sensibilisierung erreichen und die Sensibilisierung kann dadurch erfolgen, dass wir auch den jungen Menschen bei der Berufsorientierung frühzeitig Informationen geben, wohin man sich gut entwickeln kann, wenn man in diesem Land groß geworden ist, hier bleiben will, hier studieren will und entsprechend auch eingestellt werden möchte."
Über 1000 Ingenieure verlassen jedes Jahr erfolgreich die Hochschulen in Sachsen-Anhalt. Ein großer Teil davon kehrt allerdings auch dem Land den Rücken zu - sehr zum Ärger von Wirtschaftsminister Reiner Haseloff. Durch die Ressortzusammenlegung könne man künftig die Belange der Unternehmer wie auch die der Studierenden besser unter einen Hut bringen, glaubt Reiner Haseloff. Die beiden Jusomitglieder Kai Detloff und Hendrikje Wiards befürchten indes, dass vor allem die Geisteswissenschaften dabei zu kurz kommen könnten:
"Ich glaube nicht, dass die CDU daran interessiert ist, den hochschulpolitischen Bereich so zu lassen, wie er ist. Es gibt Interessen bei der CDU, die ganzen geisteswissenschaftlichen Bereiche runter zu fahren, unter anderem den Lehramtsbereich. Wir haben ja das Prinzip des lebenslangen Lernens, dass man von der Kita an bis ins hohe Alter, dass das durchlässig gestaltet wird. Das bedarf eines engverzahnten Bildungssystems, und wenn man da einen Bereich rauslöst, dann sehen wir halt die Gefahr, dass die Zusammenarbeit nicht ausreichend besteht."
Auch immer mehr SPD-Parlamentarier kritisieren inzwischen die Pläne ihres Landesvorstandes. Rita Mittendorf, Mitglied im Bildungs- und Wissenschaftsausschuss, betont, Wissenschaft und Forschung hätten nichts mit Ware und Wirtschaft zu tun. Außerdem sei es schlichtweg dumm, die Studienrichtungen den wirtschaftlichen Interessen des Landes unterzuordnen:
"Wenn ich das schon höre, dieses provinzielle Denken. Wir leben europaweit, wir leben weltweit. Man muss aufhören - dieses provinzielle Denken auch mit den Landeskindern immer. Ich bin sehr dafür, dass man hier und da mal hilft, aber wir brauchen junge Menschen, die nicht bloß auf die Wirtschaft orientiert, sondern die gesellschaftlich ganzheitlich denken. Die sind ja die Eliten der Zukunft und dann dürfen sie eben nicht nur Wirtschaft machen, sondern sie müssen in der Tat sich auch für die anderen Dinge einsetzen, die die Gesellschaft zusammenhalten."
Auch Klaus Pollmann, Rektor der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität, findet den Ressortumbau problematisch. Nicht so sehr, weil die Wissenschaft von der Wirtschaft dominiert werden könnte, so Pollmann. Aber er vermutet, dass die Fördergelder künftig anders fließen werden. Finanziell stärkere Unterstützung erhalten dann wohl Bereiche, die unmittelbare Arbeits- und Innovationseffekte nachweisen können. Auch könnte die Unerfahrenheit der Abteilungen im Wirtschaftsministerium negative Folgen haben, mutmaßt Uni-Rektor Klaus Pollmann.
Kai Detloff, Vorsitzender der Jusos in Magdeburg, drückt seinem Parteikollegen und amtierenden Vize-Ministerpräsidenten Jens Bullerjahn ein Flugblatt in die Hand. Darin kritisiert die SPD-Jugendorganisation die Pläne der künftigen schwarz-roten Regierung. Diese will den Wissenschafts- und Hochschulbereich dem Wirtschaftsministerium zuordnen.
Detloff: "Wir haben Angst, wenn es in den Bereich Wirtschaftsministerium kommt, dass wirtschaftliche Richtlinien beim Wissenschaftsbereich angewandt werden und dann Geisteswissenschaften wegfallen und auch im medizinischen Bereich die ganze Grundlagenforschung wegfällt, weil sie halt nicht wirtschaftlich ist."
Kai Detloff hofft, dass der SPD-Vorstand darum die Pläne noch einmal überdenkt. Jens Bullerjahn aber wiegelt ab. Der Koalitionsausschuss habe sich bemüht, Aufgaben zusammenzuführen und zu bündeln. Zwei Wochen lang haben die Vertreter von CDU und SPD um Inhalte und die Verteilung der Ressorts gerungen. Jetzt steht fest, dass zum Beispiel der Bereich frühkindliche Bildung vom Sozial- ins Kultusministerium wechseln und wiederum der Wissenschafts- und Hochschulbereich aus dem Kultus- ins Wirtschaftsministerium verlagert werden soll. Der designierte CDU-Ministerpräsident, Reiner Haseloff, der zurzeit noch das Wirtschaftsministerium leitet, hatte schon vor der Wahl gefordert: Sachsen-Anhalts Hochschulen sollten ihre Studiengänge stärker am Bedarf im Land ausrichten. Die Autonomie der Hochschulen bleibe aber selbstverständlich bestehen, betonte gestern Reiner Haseloff:
"Das darf man sich nicht als ganz primitiven Eingriff in die Hochschulautonomie vorstellen, sondern es geht eigentlich darum, dass wir eine Sensibilisierung erreichen und die Sensibilisierung kann dadurch erfolgen, dass wir auch den jungen Menschen bei der Berufsorientierung frühzeitig Informationen geben, wohin man sich gut entwickeln kann, wenn man in diesem Land groß geworden ist, hier bleiben will, hier studieren will und entsprechend auch eingestellt werden möchte."
Über 1000 Ingenieure verlassen jedes Jahr erfolgreich die Hochschulen in Sachsen-Anhalt. Ein großer Teil davon kehrt allerdings auch dem Land den Rücken zu - sehr zum Ärger von Wirtschaftsminister Reiner Haseloff. Durch die Ressortzusammenlegung könne man künftig die Belange der Unternehmer wie auch die der Studierenden besser unter einen Hut bringen, glaubt Reiner Haseloff. Die beiden Jusomitglieder Kai Detloff und Hendrikje Wiards befürchten indes, dass vor allem die Geisteswissenschaften dabei zu kurz kommen könnten:
"Ich glaube nicht, dass die CDU daran interessiert ist, den hochschulpolitischen Bereich so zu lassen, wie er ist. Es gibt Interessen bei der CDU, die ganzen geisteswissenschaftlichen Bereiche runter zu fahren, unter anderem den Lehramtsbereich. Wir haben ja das Prinzip des lebenslangen Lernens, dass man von der Kita an bis ins hohe Alter, dass das durchlässig gestaltet wird. Das bedarf eines engverzahnten Bildungssystems, und wenn man da einen Bereich rauslöst, dann sehen wir halt die Gefahr, dass die Zusammenarbeit nicht ausreichend besteht."
Auch immer mehr SPD-Parlamentarier kritisieren inzwischen die Pläne ihres Landesvorstandes. Rita Mittendorf, Mitglied im Bildungs- und Wissenschaftsausschuss, betont, Wissenschaft und Forschung hätten nichts mit Ware und Wirtschaft zu tun. Außerdem sei es schlichtweg dumm, die Studienrichtungen den wirtschaftlichen Interessen des Landes unterzuordnen:
"Wenn ich das schon höre, dieses provinzielle Denken. Wir leben europaweit, wir leben weltweit. Man muss aufhören - dieses provinzielle Denken auch mit den Landeskindern immer. Ich bin sehr dafür, dass man hier und da mal hilft, aber wir brauchen junge Menschen, die nicht bloß auf die Wirtschaft orientiert, sondern die gesellschaftlich ganzheitlich denken. Die sind ja die Eliten der Zukunft und dann dürfen sie eben nicht nur Wirtschaft machen, sondern sie müssen in der Tat sich auch für die anderen Dinge einsetzen, die die Gesellschaft zusammenhalten."
Auch Klaus Pollmann, Rektor der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität, findet den Ressortumbau problematisch. Nicht so sehr, weil die Wissenschaft von der Wirtschaft dominiert werden könnte, so Pollmann. Aber er vermutet, dass die Fördergelder künftig anders fließen werden. Finanziell stärkere Unterstützung erhalten dann wohl Bereiche, die unmittelbare Arbeits- und Innovationseffekte nachweisen können. Auch könnte die Unerfahrenheit der Abteilungen im Wirtschaftsministerium negative Folgen haben, mutmaßt Uni-Rektor Klaus Pollmann.