Heckmann: Leo Kirch hat einen Teilerfolg in Karlsruhe erzielt, auch Ex-Vorstandschef Rolf Breuer sei mithaftbar für den entstandenen Schaden. Mit dieser Entscheidung war nicht unbedingt zu rechnen, oder?
Gerke: Nein, aber das sagt noch nichts darüber aus, darüber dass Herr Dr. Breuer nun da wirklich zur Kasse gebeten wird. Insofern glaube ich, dass das ein Pyrrhussieg sein kann, für Herrn Dr. Kirch, denn es klingt auch so ein bisschen an, dass er selber letzten Endes den Zusammenbruch seines Imperiums zu verantworten hat und hier jetzt nicht die Deutsche Bank dafür verantwortlich machen kann. Und das sehe ich auch so.
Ich muss sagen, Herr Dr. Breuer ist bis an die Grenzen dessen gegangen, wohin man gehen darf, wenn man über einen Kunden redet und dass hier gesagt wurde, dass er zu weit gegangen ist, das ist in Ordnung. Und das ist auch wichtig, dass das mal festgehalten ist. Aber dann hinzugehen und jetzt zu sagen, die Bank ist dran Schuld, dass hier die Kirchgruppe so einen Schaden hat hinnehmen müssen, das ist weit überzogen in meine Augen. Und ich könnte mir vorstellen, dass es zu gar keiner Schadenszahlung kommen muss.
Heckmann: Aber eine gewissen Anteil dürften diese Bemerkungen ja doch gehabt haben an dem Gesamtkonkurs. Wie ist das zu quantifizieren?
Gerke: Das ist ganz schwer zu quantifizieren. Und ich könnte mir sogar vorstellen, dass es gar nicht sicher ist, dass da ein Anteil dabei war. Wenn man damals mit entsprechend eingeweihten Fachleuten gesprochen hat, dann haben die viel intensiver als Herr Dr. Breuer auf die Schwierigkeiten der Kirch-Gruppe hingewiesen. Er hat das ja noch sehr vornehm ausgedrückt. Er durfte das nicht, aber wenn das eine Rating-Agentur gemacht hätte oder ein Neutraler, dann wäre das absolut zulässig gewesen. Insofern, ich sehe den Schaden ehrlich gesagt nicht. Ich sehe die Verfehlung von Herrn Dr. Breuer. Das ist gut, dass das in Zukunft in dieser Form sicherlich dann unterbleibt. Aber den Schaden, den hat Herr Kirch und sein Management selber verursacht.
Heckmann: Der Fehler von Herrn Breuer liegt klar auf der Hand. Wie kommt es denn aus ihrer Sicht, dass sich Herr Breuer denn zu diesen Worten hat hinreißen lassen?
Gerke: Ich vermute, dass das kein Ausrutscher war. Er ist Jurist, ich glaube, dass er wusste was er sagte. Ich habe die Vermutung, dass er sich sicher war, dass er noch im legalen Bereich sich bewegt. Er hat keine konkreten Zahlen genannt, er hat darüber gesprochen was man so in der Community hört. Die Sätze waren in meinen Augen geplant und kein Versehen, nur war er sich der Schuld dabei nicht bewusst. Ich vermute, dass er hier einfach signalisieren wollte, wir, Deutsche Bank, sind nicht bereit, hier noch einen Euro zu investieren und wir sehen im Moment auch bei den Konditionen die bisher Herr Kirch bekommen hat, niemanden im Markt, der das übernehmen würde. Das darf er einfach nicht, das wissen wir jetzt, als jemand der selber Kredite hier gegeben hat. Hätte er diesen Kredit selber nicht gegeben, wäre diese Stellungnahme in meinen Augen ganz normales Statement gewesen, was den Zustand der Kirch-Gruppe damals dargestellt hätte.
Heckmann: Aber das macht natürlich den Unterschied aus. Wir haben es gerade gehört im Bericht, Kirch muss nun nachweisen, dass dieses Interview tatsächlich Schaden verursacht hat. Sie gehen also davon aus, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass ihm das gelingt?
Gerke: Ja, ich sehe das natürlich erstmal als Ökonom jetzt. Aber jetzt sind auch Ökonomen gefragt, es geht ja jetzt um die Frage: Ist ein Schaden entstanden? Und ich sehe den Schadensentstehungsgrund im doch sehr riskanten Management in der Kirch-Gruppe. Ich sehe das nicht beim Kreditgeber. Ich sehe auch nicht einmal, dass die Äußerungen von Herrn Dr. Breuer in irgendeiner Form dann den Zusammenbruch des Imperiums von Herrn Kirch verursacht hat. Das wäre mit oder ohne Stellungnahme von Herrn Dr. Breuer passiert. Das entschuldigt nicht seinen Auftritt, aber das ist auch keine Basis in meine Augen für eine höhere Schadenszahlung.
Heckmann: Das hat zu letzter Konsequenz, dass auch für die Deutsche Bank im Prinzip möglicherweise gar kein Schaden entsteht?
Gerke: So sehe ich das. Sicherlich ist davon auszugehen, dass wir möglicherweise jetzt doch wieder lange Prozesszeiten haben, das ist für das Image der Deutschen Bank sicherlich nicht förderlich, sie hat genug andere Probleme in dieser Beziehung am Hals, aber da wird sie durch müssen.
Heckmann: Und würden sie den beiden Parteien empfehlen sich zu vergleichen, so wie das der vorsitzende Richter getan hat?
Gerke: Ja, das würde ich empfehlen. Aber ich sehe wenig Chancen dazu. Ich glaube, dass die Ansprüche, die hier von Seiten Kirchs gestellt werden, eine Dimension haben, dass die Deutsche Bank nicht darauf eingehen kann. Sie kann mehr auf eine symbolische Zahlung eingehen, aber auf eine nachhaltige Zahlung in meinen Augen nicht. Und insofern ist sicherlich gut gemeint, dass der Richter hier einen Vergleich empfiehlt. Aber ich glaube, die beiden Parteien sind noch nicht so weit, dass sie da einen gemeinsamen Nenner finden.
Heckmann: Noch nicht soweit, aber sie halten es auch nicht für ausgeschlossen, dass ein gemeinsamer Nenner gefunden wird?
Gerke: Ja, ich meine so ein Prozess ist auch eine unangenehme Sache, und man ist froh, wenn man so was vom Hals hat und es schädigt das Image, wie gesagt, also so was wird man auch mit einkalkulieren müssen ...
Heckmann: ... wie stark ist diese Imageschaden, wenn man noch die andern Fälle dazunimmt?
Gerke: Der Imageschaden hier, ich halte den gar nicht mal für so hoch, aber in Kombination gerade auch mit dem was beim Offenen Immobilienfond gelaufen ist, wo man eben doch über 300.000 Kunden jetzt im Regen stehen lässt, da kommt dann einiges zusammen, wo dann eben doch der zusätzliche Tropfen dann das Fass zum Überlaufen bringt. Und da sehe ich eben die Gefahr, und vielleicht auch eine gewisse Chance für Kirch dann vielleicht doch einen Vergleich ansteuern zu können. Aber ich bin da nicht sehr optimistisch.
Heckmann: Ich möchte noch ein anderes Thema ansprechen, Professor Gerke, und zwar wurde gestern bekannt, dass der ehemalige Staatssekretär im Finanzministerium Caio Koch-Weser Top-Berater der Deutschen Bank werden wird, der war erst letzten Herbst nach der Bundestagswahl ausgeschieden. Für wie unproblematisch halten sie diesen Schritt?
Gerke: Ich sehe da kein so großes Problem drin. Herr Koch-Weser ist aus der Politik völlig ausgestiegen in dem Sinne, und er könnte meines Erachtens die Deutsche Bank, gerade was den öffentlichen Auftritt angeht, auch sehr gut beraten. Hier ist bei der Deutschen Bank ein Nachholbedarf da, was die deutsche Seite angeht. Und da glaube ich, wenn er in diesem Feld denn auch mit eingesetzt würde, dass das der Deutschen Bank zugute kommen kann. Herr Koch-Weser ist ein absolut erfahrener alter Hase in Fragen auch der Kommunikation, Fragen der Finanzmärkte, der internationalen Finanzmärkte und das könnte für die Deutsche Bank ja durchaus ein Gewinn sein.
Heckmann: Professor Wolfgang Gerke war das von der Universität Erlangen-Nürnberg. Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Gerke: Nein, aber das sagt noch nichts darüber aus, darüber dass Herr Dr. Breuer nun da wirklich zur Kasse gebeten wird. Insofern glaube ich, dass das ein Pyrrhussieg sein kann, für Herrn Dr. Kirch, denn es klingt auch so ein bisschen an, dass er selber letzten Endes den Zusammenbruch seines Imperiums zu verantworten hat und hier jetzt nicht die Deutsche Bank dafür verantwortlich machen kann. Und das sehe ich auch so.
Ich muss sagen, Herr Dr. Breuer ist bis an die Grenzen dessen gegangen, wohin man gehen darf, wenn man über einen Kunden redet und dass hier gesagt wurde, dass er zu weit gegangen ist, das ist in Ordnung. Und das ist auch wichtig, dass das mal festgehalten ist. Aber dann hinzugehen und jetzt zu sagen, die Bank ist dran Schuld, dass hier die Kirchgruppe so einen Schaden hat hinnehmen müssen, das ist weit überzogen in meine Augen. Und ich könnte mir vorstellen, dass es zu gar keiner Schadenszahlung kommen muss.
Heckmann: Aber eine gewissen Anteil dürften diese Bemerkungen ja doch gehabt haben an dem Gesamtkonkurs. Wie ist das zu quantifizieren?
Gerke: Das ist ganz schwer zu quantifizieren. Und ich könnte mir sogar vorstellen, dass es gar nicht sicher ist, dass da ein Anteil dabei war. Wenn man damals mit entsprechend eingeweihten Fachleuten gesprochen hat, dann haben die viel intensiver als Herr Dr. Breuer auf die Schwierigkeiten der Kirch-Gruppe hingewiesen. Er hat das ja noch sehr vornehm ausgedrückt. Er durfte das nicht, aber wenn das eine Rating-Agentur gemacht hätte oder ein Neutraler, dann wäre das absolut zulässig gewesen. Insofern, ich sehe den Schaden ehrlich gesagt nicht. Ich sehe die Verfehlung von Herrn Dr. Breuer. Das ist gut, dass das in Zukunft in dieser Form sicherlich dann unterbleibt. Aber den Schaden, den hat Herr Kirch und sein Management selber verursacht.
Heckmann: Der Fehler von Herrn Breuer liegt klar auf der Hand. Wie kommt es denn aus ihrer Sicht, dass sich Herr Breuer denn zu diesen Worten hat hinreißen lassen?
Gerke: Ich vermute, dass das kein Ausrutscher war. Er ist Jurist, ich glaube, dass er wusste was er sagte. Ich habe die Vermutung, dass er sich sicher war, dass er noch im legalen Bereich sich bewegt. Er hat keine konkreten Zahlen genannt, er hat darüber gesprochen was man so in der Community hört. Die Sätze waren in meinen Augen geplant und kein Versehen, nur war er sich der Schuld dabei nicht bewusst. Ich vermute, dass er hier einfach signalisieren wollte, wir, Deutsche Bank, sind nicht bereit, hier noch einen Euro zu investieren und wir sehen im Moment auch bei den Konditionen die bisher Herr Kirch bekommen hat, niemanden im Markt, der das übernehmen würde. Das darf er einfach nicht, das wissen wir jetzt, als jemand der selber Kredite hier gegeben hat. Hätte er diesen Kredit selber nicht gegeben, wäre diese Stellungnahme in meinen Augen ganz normales Statement gewesen, was den Zustand der Kirch-Gruppe damals dargestellt hätte.
Heckmann: Aber das macht natürlich den Unterschied aus. Wir haben es gerade gehört im Bericht, Kirch muss nun nachweisen, dass dieses Interview tatsächlich Schaden verursacht hat. Sie gehen also davon aus, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass ihm das gelingt?
Gerke: Ja, ich sehe das natürlich erstmal als Ökonom jetzt. Aber jetzt sind auch Ökonomen gefragt, es geht ja jetzt um die Frage: Ist ein Schaden entstanden? Und ich sehe den Schadensentstehungsgrund im doch sehr riskanten Management in der Kirch-Gruppe. Ich sehe das nicht beim Kreditgeber. Ich sehe auch nicht einmal, dass die Äußerungen von Herrn Dr. Breuer in irgendeiner Form dann den Zusammenbruch des Imperiums von Herrn Kirch verursacht hat. Das wäre mit oder ohne Stellungnahme von Herrn Dr. Breuer passiert. Das entschuldigt nicht seinen Auftritt, aber das ist auch keine Basis in meine Augen für eine höhere Schadenszahlung.
Heckmann: Das hat zu letzter Konsequenz, dass auch für die Deutsche Bank im Prinzip möglicherweise gar kein Schaden entsteht?
Gerke: So sehe ich das. Sicherlich ist davon auszugehen, dass wir möglicherweise jetzt doch wieder lange Prozesszeiten haben, das ist für das Image der Deutschen Bank sicherlich nicht förderlich, sie hat genug andere Probleme in dieser Beziehung am Hals, aber da wird sie durch müssen.
Heckmann: Und würden sie den beiden Parteien empfehlen sich zu vergleichen, so wie das der vorsitzende Richter getan hat?
Gerke: Ja, das würde ich empfehlen. Aber ich sehe wenig Chancen dazu. Ich glaube, dass die Ansprüche, die hier von Seiten Kirchs gestellt werden, eine Dimension haben, dass die Deutsche Bank nicht darauf eingehen kann. Sie kann mehr auf eine symbolische Zahlung eingehen, aber auf eine nachhaltige Zahlung in meinen Augen nicht. Und insofern ist sicherlich gut gemeint, dass der Richter hier einen Vergleich empfiehlt. Aber ich glaube, die beiden Parteien sind noch nicht so weit, dass sie da einen gemeinsamen Nenner finden.
Heckmann: Noch nicht soweit, aber sie halten es auch nicht für ausgeschlossen, dass ein gemeinsamer Nenner gefunden wird?
Gerke: Ja, ich meine so ein Prozess ist auch eine unangenehme Sache, und man ist froh, wenn man so was vom Hals hat und es schädigt das Image, wie gesagt, also so was wird man auch mit einkalkulieren müssen ...
Heckmann: ... wie stark ist diese Imageschaden, wenn man noch die andern Fälle dazunimmt?
Gerke: Der Imageschaden hier, ich halte den gar nicht mal für so hoch, aber in Kombination gerade auch mit dem was beim Offenen Immobilienfond gelaufen ist, wo man eben doch über 300.000 Kunden jetzt im Regen stehen lässt, da kommt dann einiges zusammen, wo dann eben doch der zusätzliche Tropfen dann das Fass zum Überlaufen bringt. Und da sehe ich eben die Gefahr, und vielleicht auch eine gewisse Chance für Kirch dann vielleicht doch einen Vergleich ansteuern zu können. Aber ich bin da nicht sehr optimistisch.
Heckmann: Ich möchte noch ein anderes Thema ansprechen, Professor Gerke, und zwar wurde gestern bekannt, dass der ehemalige Staatssekretär im Finanzministerium Caio Koch-Weser Top-Berater der Deutschen Bank werden wird, der war erst letzten Herbst nach der Bundestagswahl ausgeschieden. Für wie unproblematisch halten sie diesen Schritt?
Gerke: Ich sehe da kein so großes Problem drin. Herr Koch-Weser ist aus der Politik völlig ausgestiegen in dem Sinne, und er könnte meines Erachtens die Deutsche Bank, gerade was den öffentlichen Auftritt angeht, auch sehr gut beraten. Hier ist bei der Deutschen Bank ein Nachholbedarf da, was die deutsche Seite angeht. Und da glaube ich, wenn er in diesem Feld denn auch mit eingesetzt würde, dass das der Deutschen Bank zugute kommen kann. Herr Koch-Weser ist ein absolut erfahrener alter Hase in Fragen auch der Kommunikation, Fragen der Finanzmärkte, der internationalen Finanzmärkte und das könnte für die Deutsche Bank ja durchaus ein Gewinn sein.
Heckmann: Professor Wolfgang Gerke war das von der Universität Erlangen-Nürnberg. Ich danke Ihnen für das Gespräch.