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Wirtschaftsforum in Berlin
Zögerliche deutsch-griechische Annährerung

Zwischen Deutschland und Griechenland wird wieder mehr gehandelt, doch deutsche Firmen trauen sich noch nicht wirklich in das Land. Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis ist dennoch optimistisch, dass die Zahl bald steigen wird.

Von Mike Herbstroth | 05.04.2016
    Euro-Münzen aus Zypern, Portugal, Irland und Griechenland
    Höhere Exporte und sinkende Arbeitslosenzahlen hätten die politische Instabilität des Jahres 2015 abgefedert. (picture alliance / dpa)
    Wenn es nach BDI-Präsident Grillo geht, dann braucht es eigentlich nur eine einzige Sache, um die griechische Wirtschaft wieder zum Blühen zu bringen: Vertrauen.
    "We all have to work on building trust. If you are successful with discussions, with context, with meetings to build up on trust, all the other things will follow immediately."
    Mit Meetings und Diskussionen solle am Vertrauen gearbeitet werden, dann würden Investitionen und der wirtschaftliche Aufschwung automatisch folgen. Doch das ist einfach gesagt. Zwar wird wieder mehr gehandelt zwischen Deutschland und Griechenland, doch deutsche Firmen scheinen sich laut Grillo trotzdem noch nicht wirklich zurück nach Griechenland zu trauen.
    "Waren es 2010 noch 165 deutsche Unternehmen in Griechenland, so ist das deutsche Engagement knapp drei Jahre später gut 30 Prozent niedriger."
    Positive Wachstumsrate erwartet
    Dass diese Zahl bald wieder steigen wird, davon ist der griechische Wirtschaftsminister Stathakis überzeugt. Denn die griechische Wirtschaft wachse und er rechne schon dieses Jahr mit einer positiven Wachstumsrate.
    "It will grow. I think the second semester will have a positive sign. And I think it will be a positive rate at the end of the year."
    Grund für den Optimismus seien unter anderem die Erfahrungen aus dem letzten Jahr. 2015 gab es in Griechenland gleich drei Wahlen, dazu wurde die Kapitalkontrolle eingeführt und es wurde eine Rezession von Minus 2,5 Prozent vorhergesagt. Ende des Jahres verzeichnete die griechische Wirtschaft allerdings nur ein Minus von 0,3 Prozent, was Stathakis auf mehrere Faktoren zurückführt:
    "Exports increased, the fiscal performance was very good and unemployment was reduced by 1,5 percent."
    Höhere Exporte, ein sehr guter Haushalt und sinkende Arbeitslosenzahlen hätten die politische Instabilität des Jahres 2015 abgefedert. Die Umsetzung der Auflagen für das 86-Milliarden-Kreditpacket aus dem letzten Sommer laufe gut, fast 70 Prozent der Reformen seien schon erfüllt.
    Deutsch-griechische Beziehungen grundlegend für die Zukunft Europas
    Während auf griechischer Seite also positiv gestimmt war, schlug BDI-Präsident Grillo beim Greece-Germany Business Forum fordernde Töne an. Grundlage für eine Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Griechenland seien aufseiten der Griechen ein zuverlässiges Steuer- und Rechtssystem, günstige Finanzierungsbedingungen und eine effiziente Verwaltung.
    "Wir fordern deshalb die griechische Regierung auf, die entscheidenden Schritte vorwärtszugehen. Wenn diese Basis geschaffen ist, kann sich die Wirtschaft entfalten und zum Wohlstand des Landes beitragen."
    Und auch zum Wohlstand Europas, wenn es nach dem Wirtschaftsjournalisten Daniel Franklin geht. Denn die griechisch-deutschen Beziehungen seien keine nebensächliche Sache, die nur zwei Länder betreffen, sagte er in seiner Eröffnungsrede des Forums. Sie seien - auch aufgrund der Flüchtlingskrise - grundlegend für die Zukunft Europas.
    "This isn't a peripheral thing, a small matter of greek-german business relations. This actually is at the heart of Europes future. So we're discussing something really important here today."