Donnerstag, 28. März 2024

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Wirtschaftshistoriker Plumpe
"Die Griechen müssen wieder Herr im eigenen Haus werden"

Nach dem Sieg von Alexis Tsipras habe man den Eindruck, dass Brüssel und Deutschland die Wahl des griechischen Volkes als "unangenehm" empfinde, sagte Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe im DLF. "Wenn die Eurozone dazu führt, dass demokratischen Entscheidungen in einzelnen Ländern nicht mehr legitim sind, weil sie den Regeln des Euro nicht entsprechen, dann haben wir ein echtes Problem."

Werner Plumpe im Gespräch mit Britta Fecke | 01.02.2015
    Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis bei einer Pressekonferenz in Athen. Dijsselbloen trägt einen Kopfhörer. Im Hintergrund ist die Europa-Fahne.
    Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis in Athen (Aris Messinis, AFP)
    Der Umgang mit den griechischen Staatsschulden ist seit dem Wahlerfolg von Alexis Tsipras wieder ein prominentes Thema, da die Debatte um einen Schuldenschnitt neu entflammt ist. Der Frankfurter Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe glaubt aber nicht, dass Griechenland von einem Schuldenschnitt profitieren würde. "Alles nur Augenwischerei, denn die Griechen zahlen momentan ihre Schulden gar nicht ab. Die Griechen versuchen momentan lediglich, sich bessere Finanzierungsmöglichkeiten zu schaffen."
    Der entscheidende Punkt sei, dass man das europäische Finanzsystem und die instabile Struktur des Euro um jeden Preis schützen wolle, unterstrich Plumpe. In der Tat gebe es viele gute Argumente, das harte Regime der Eurozone für Griechenland zu beenden. "Griechenland muss zeitweilig den Druck mit dem Euro loswerden." Dann hätte Griechenland mehr Möglichkeiten und Luft, sich selbst wieder aufzustellen.
    Eigentlich sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, um die Bedingungen für eine wirtschaftliche Gesundung Griechenlands zu definieren. Geografische Standortvorteile müssten genau geprüft und dann auch genutzt werden. Wichtig sei in diesem Zusammenhang das Reedereiwesen.
    Sie können das Interview mindestens fünf Monate in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.