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Wirtschaftsstandort Sachsen
Schlechte Stimmung trotz guter Lage

Sachsens Landeshauptstadt Dresden ist ein Zentrum für die Chipindustrie. In Leipzig erweitert der Autobauer Porsche sein Werk. Die Wirtschaft wächst, die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Sachsen steht also gut da - trotzdem: "Die Stimmung ist schlechter als die Lage", sagt ein Ökonom.

Von Nadine Lindner | 29.08.2019
Sachsen, Leipzig: Wolken ziehen über das Porsche Werk Leipzig
Neben Chipfirmen und VW ist auch Porsche ein wichtiger privater Arbeitgeber in Sachsen (dpa/Jan Woitas)
Dem Wirtschaftsstandort Sachsen geht es gut. Das ist die kurze Antwort. Die lange Antwort fällt so aus: Zahlen der IHK aus dem Februar zeigen, das Wachstum war zuletzt etwas schwächer, aber noch immer besser als der Bundestrend – und eine Rezession ist auch nicht in Sicht. Das Baugewerbe hat eine enorme Kapazitätsauslastung vor allem für den Wohnungsbau. Und auch das Dienstleistungsgewerbe, die Gesundheitswirtschaft, Freizeitindustrie sind auf einem Hoch. Die Arbeitslosigkeit lag im August bei 5,4 Prozent, das ist ein ganz leichter Anstieg zum Vormonat, aber im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Arbeitsmarkt positiv entwickelt - da waren es noch 5,8 Prozent.
Und dennoch: "Die Stimmung ist schlechter als die Lage", sagt Joachim Ragnitz von ifo Institut in Dresden. Denn wichtige Branchen stehen vor großen Transformationen. Zentral in Sachsen ist der Automobilbau, aber auch der Maschinenbau, die Halbleiterbranche und Energiewirtschaft. Allein an der Braunkohle hängen 25.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt. Dort gibt es mit dem Strukturwandelgesetz die Hoffnung auf bessere Infrastruktur – doch es gibt noch große Fragezeichen.
Sachsen braucht Fachkräfte – "für Ostdeutsche gewöhnungsbedürftig"
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) wirbt für mehr Fachkräfte aus dem Ausland. Denn vor allem auf dem Land gehen in den kommenden Jahren gehen viele Beschäftigte in Rente. Anders als in den Städten Leipig, Dresden und Chemnitz, in denen es noch Zuzug gibt. Im Vogtlandkreis in Südwestsachsen an der Grenze zu Bayern geht innerhalb der nächsten zehn Jahre jeder vierte Beschäftigte in Rente. Das geht aus Daten der Arbeitsagentur hervor. Der Fachkräftemangel wird sich in den kommenden Jahren also verstärken. "Wir brauchen jetzt in allen Regionen in Sachsen Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland", sagte Kretschmer in einem Interview mit der Welt am Sonntag. Das sei "für Ostdeutsche gewöhnungsbedürftig, schließlich haben wir lange Zeit die Erfahrung mit hoher Arbeitslosigkeit und Abwanderung gemacht", gab Kretschmer zu.
Ähnlich fällt die Einschätzung von Joachim Ragnitz aus, der darauf hinweist, dass Sachsen für einige Zuwanderer nicht so attraktiv ist – und zugleich einige Sachsen skeptisch sind. Das bedeute, dass eine Integrationsleistung in zwei Richtungen vollbracht werden muss.
Vor der Landtagswahl positionieren sich auch einige Unternehmen. Für das Ostritzer Friedensfest etwa engagieren sich auch Firmen aus der Region. Die Fit GmbH präsentiert ihr Spülmittel "Fit" im Design des Friedensfestes. Aber auf der anderen Seite gibt es auch Firmen aus Sachsen, die Großspender an die AfD sind, wie etwa eine große Baufirma aus Bautzen. Auf beiden Seiten positionieren sich die Firmen inzwischen etwas stärker.