Mittwoch, 24. April 2024

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Wissenschaftliche Verlage
Elsevier will "Datenanalyse-Firma" werden

Der Wissenschaftsverlag Elevier wolle sich von seinen verlegerischen Wurzeln hin zu einer Daten- oder Informationsanalyse-Firma entwickeln, sagte der Pressesprecher des Verlags, Hannfried von Hindenburg, im Dlf. Künftig wolle man Forscher bei mehr als nur der Veröffentlichung unterstützen.

Hannfried von Hindenburg im Gespräch mit Ralf Krauter | 16.04.2019
Studentin bei der Arbeit in der Neuen Philologischen Bibliothek der Freien Universität, Berlin, entworfen von Norman Foster.
Mit wem bei der Forschung kooperieren? Wo sich bewerben mit dem Projekt? Bei solchen Fragen von Forscherinnen und Forschern will Elsevier künftig helfen (picture alliance / Bernhard Claßen)
Der Verlag Elsevier hat etwa 2.000 Experten aus der Wissenschaft über die Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens und von wissenschaftlichen Veröffentlichungen befragt. Dabei hätten sich drei Hauptszenarien herauskristallisiert, so Pressesprecher Hannfried von Hindenburg.
Eine Möglichkeit sei, dass sich ein Open-Access-Modell entwickle, eine oder mehrere Plattformen, auf denen Forscher publizieren, zu der alle Zugang haben und auf denen auch Regierungen kooperieren. Für kleinere Wissenschaftsverlage bedeute dies aber unter Umständen das Aus, weil dieses Modell wirtschaftlich für sie nicht funktioniere.
Privatisierung von Forschung und Veröffentlichungen?
Eine zweite Möglichkeit bestehe darin, dass große Firmen, die "Tech-Titanen", der Privatsektor entscheidend die Wissenschaft mit Geld unterstütze - die sich darauf hin immer mehr daran orientieren müsse, was diesen Geldgebern nütze. Die Forschung würde darauf ausgerichtet, den Firmen wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen.
Die dritte Möglichkeit sei, dass Asien die große, bestimmende Kraft für wissenschaftliches Publizieren werde, insbesondere China. Es sei vorstellbar, dass sich deutsche oder französische Wissenschaftler künftig darüber unterhielten, wie sie nach Asien gehen könnten um dort zu forschen, weil dort das Geld herkomme.
"Datenmengen exorbitant gewachsen"
Die Datenrevolution und Technologierevolution habe durchaus Chancen eröffnet: Forscher könnten heute viel mehr erforschen als noch vor zehn, zwanzig Jahren.
Doch das berge auch Herausforderungen: Die Datenmenge sei exorbitant gewachsen, es sei schwierig herauszufinden: Was stimmt, was stimmt nicht, welcher Information kann man vertrauen?
Eingangsschild vor einem Bürogebäude von Elsevier und anderen Unternehmen
Elsevier will künftig verstärkt Informationslösungen für Wissenschaft und Technologie anbieten (imago / Richard Wareham)
In dieser Situation könnten Elsevier und andere Wissenschaftsverlage eine wichtige Rolle spielen. So könnten sie helfen, einen Sinn aus diesem Datenberg herauszufiltern oder Vorschläge machen: Dieser Artikel ist der nächste, der wichtig ist, den solltest du lesen.
Vom Verlag zur "Datenanalysefirma"
Auch könne der Verlag es Forschern ermöglichen, mit anderen zu kooperieren. Die Datenanalyse von Elsevier könne Vorschläge dazu unterbreiten, mit welchen Kollegen oder Kolleginnen eine Zusammenarbeit sinnvoll sei. Auch bei Bewerbungen oder Anträgen auf Fördergeldern könnte Elsevier aufgrund seiner Daten hilfreiche Vorschläge machen.
Deswegen wolle sich Elsevier von seinen verlegerischen Wurzeln zu einer Datenanalyse- oder Informationsanalysefirma weiterentwickeln. Dabei ginge es nicht nur darum, Wissenschaftlern eine Veröffentlichung zu ermöglichen, sondern auch bei vielen anderen, praktischen Fragen zu helfen.