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WM 2022
Katar will bessere Arbeitsbedingungen für Ausländer

Ausländische Arbeiter schuften auf Katars Baustellen ohne jegliche Rechte. Immer wieder wurde das Golfemirat dafür von Menschenrechtsaktivisten kritisiert. Nun hat die Internationale Arbeitsorganisation ILO darüber beraten, inwieweit die von Katar angekündigten Reformen umgesetzt werden. Mit einem überraschenden Ergebnis.

Von Dietrich Karl Mäurer |
    Drei Bauarbeiter gehen am Dau-Hafen entlang mit der Skyline der katarischen Hauptstadt Doha im Hintergrund.
    Etwa 80 Prozent der Bevölkerung Katars machen Gastarbeiter aus, die oftmals unter schlechten Bedingungen im Land leben. (DLF / Thorsten Gerald Schneiders)
    Noch immer wird die Entscheidung, die Fußball WM 2022 in Katar auszutragen heiß diskutiert. Doch Vergabe hatte bereits etwas Gutes. Sie lenkte die Aufmerksamkeit auf die miserablen Arbeitsbedingungen der gut zwei Millionen ausländischen Wanderarbeiter in dem Golfemirat. Menschenrechtsaktivisten kritisieren besonders das Kafala-System. Es macht die ausländischen Arbeiter zu modernen Sklaven. Jeder ausländische Arbeiter muss in Katar bislang einen einheimischen Bürgen haben - einen Menschen oder eine Firma. Ohne Erlaubnis des Bürgen dürfen die Ausländer nicht ihren Arbeitsplatz wechseln und nicht das Land verlassen.
    Oft mussten sie gar ihre Pässe abgeben. Bauarbeiter, die sich mit dem Versprechen hoher Löhne auf Katars WM-Baustellen locken ließen, erhielten oft deutlich weniger Lohn, als ihnen zugesagt wurde. Rechtsschutz gab es nicht.
    Untersuchungen gegen Katar gestoppt
    In zwei Beschwerdeverfahren ermittelte die Internationale Arbeitsorganisation ILO gegen Katar. Nun wurden die Untersuchungen eingestellt, denn die Regierung des Emirats verpflichtete sich, für eine positive Veränderung zu sorgen. Mit der ILO vereinbarte man ein Drei-Jahres-Programms.
    Im Nebel stehen die Hochhäuser der Skyline von Doha, Katar, am 15.0.2014.
    Im Nebel stehen die Hochhäuser der Skyline von Doha in Katar. (dpa/EPA/Yoan Valat)
    Luc Cortebeeck, der Vorsitzender der Arbeitnehmervertreter im ILO-Verwaltungsrat ist voll des Lobes über die Vereinbarung. In Genf sagte er: "Etwa zwei Millionen Arbeitnehmer aller Bereiche genießen damit einen besseren Schutz, einschließlich eines Systems zur Konfliktbeilegung, das auch für die Einheimischen zugänglich ist. Das Bürgschaftssystem wird damit beendet werden. Es wird richtige Arbeitsverträge geben, es wird Beschwerdeverfahren geben und die Arbeiter werden dabei von der ILO unterstützt werden."
    Mindestlohn und Rechtsschutz soll kommen
    Bereits letztes Jahr hatte Katar Reformen angekündigt. Im Oktober wurde man konkreter: eingeführt werden soll ein Mindestlohn, ebenso Rechtsschutz. Verträge mit Arbeitern müssen künftig einer staatlichen Behörde vorgelegt werden. Eine nachträgliche Änderung soll so verhindert werden. Arbeitgeber sollen ihre Beschäftigten nicht mehr daran hindern können, das Land zu verlassen.
    Das Khalifa International Stadium bei Doha
    Das Khalifa International Stadium in Doha - Einer der Spielorte der WM 2022. (imago Sportfotodienst)
    Dies sei ein bedeutender Schritt sagt Luc Cortebeeck und ergänzt: "Es ist sehr wichtig und es ist ein Beginn. Wir sagen aber auch immer, dass die Regeln sowohl in Gesetzesform, als auch in der Praxis umgesetzt werden müssen. Es muss noch vieles getan werden in der Zukunft. Aber die Vereinbarung ist wirklich ein sehr wichtiger Schritt und wir freuen uns, dass wir diese Entscheidung mit den drei Parteien treffen konnten: mit der Regierung, mit den Arbeitgebern und den Arbeitern."
    "Tag des Glücks für zwei Millionen Arbeitsmigranten"
    Voller Hoffnung blickt auch der Internationale Gewerkschaftsbund IGB auf die Vereinbarung und die sich damit verbindende Entwicklung. Der Gewerkschaftsbund gehörte in den vergangenen Jahren zu den schärfsten Kritikern Katars. Nun beglückwünschte IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow Katar zu der Zusage: "Das ist ein Tag des Glücks für zwei Millionen Arbeitsmigranten, die in den kommenden Monaten befreit werden vom Druck des Kafala-Systems. Der Mut des Arbeitsministers von Katar, die Unterstützung der Regierung von Katar die Wirtschaft des Landes zu öffnen, Arbeitnehmerrechte einzuführen, zu schauen, wie man internationale Arbeitsstandards einhalten wird, das Ganze in einem Drei-Jahres-Vertrag mit der ILO, das ist wirklich großartig."
    Entwicklung in Katar - so Sharan Burrow - sende ein klares Signal an Saudi Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, in denen ebenfalls das Kafala-System angewendet werde.