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WM-Bewerbung 2026
Anforderungen zielen auf Schwachstellen der Marokkaner

Fifa-Boss Gianni Infantino würde die Fußball-WM 2026 am liebsten an die USA vergeben. Denn eine Weltmeisterschaft dort verspricht viel Geld zu bringen, das die Fifa dringend benötigt. Den anderen Bewerber versucht Infantino deshalb jetzt offenbar auszustechen.

Von Thomas Kistner | 11.05.2018
    Fussball International, FIFA Council Meeting Pressekonferenz 10.01.2017 FIFA Council Meeting entscheidet die WM-Aufstockung auf 48 Teams ab der WM 2026; Pressekonferenz FIFA Praesident Gianni Infantino (Schweiz) Foto: Pressefoto ULMER/Markusd Ulmer xxNOxMODELxRELEASExx PUBLICATIONxNOTxINxAUTxSUIxITA Football International FIFA Council Meeting Press conference 10 01 2017 FIFA Council Meeting decides The World Cup Increase on 48 Teams from the World Cup 2026 Press conference FIFA President Gianni Infantino Switzerland Photo Press Photo Ulmer Ulmer xxNOxMODELxRELEASExx PUBLICATIONxNOTxINxAUTxSUIxITA
    Fifa-Präsident Gianni Infantino während einer Pressekonferenz im Jahr 2017 (imago sportfotodienst)
    Marokko beklagt nun offen die Foulspiele der Fifa. Im überarbeiteten Anforderungskatalog für die WM-Bewerber zielen einige Punkte nun auffällig direkt auf Schwachstellen der Nordafrikaner. So geben die revidierten Regeln vor, dass WM-Städte mindestens 250.000 Bewohner haben müssen. Da wären Marokkos Spielorte El Jadida, Nador und Ouarzazate – letzterer mit nur 70.000 Einwohnern – völlig unzureichend. Zudem wurde die Maximalentfernung einer WM-Stadt zum nächsten Flughafen auf 90 Minuten festgelegt. Zugleich wurde die Fahrt von El Jadida an Marokkos Westküste zum Flughafen Casablanca mit 91 Minuten veranschlagt.
    Selbst Trump mischt sich ein
    Infantinos Fifa-Prüfstab, der aus fünf engen Getreuen besteht, hat Marokko zweimal besucht; die frostigen Begegnungen waren mit Intrigen garniert. Ende Mai wird nun entschieden, ob Marokko beim Fifa-Wahlkongress am 13. Juni in Moskau antreten darf. Dort wählen erstmals alle Nationalverbände das WM-Land 2026, und Marokkos Chancen wachsen beständig. Weil US-Präsident Donald Trump mit offenen Drohungen gegen alle Marokko-Wähler Einfluss zugunsten der Amerika-Allianz nehmen will – und weil ihn die Fifa gewähren lässt, obwohl Trump damit die oberste Sportregel bricht. Die besagt, dass sich Regierungen nicht in den Fußball einmischen dürfen.
    Auch Infantinos kaum verhohlene Parteinahme schadet der US-Bewerbung. Diese wird deutlich mehr Geld erlösen als ein Turnier in Nordafrika, wenn auch nicht die elf Milliarden Dollar, mit denen die Bewerber locken. Allerdings erklären hohe Uefa-Vertreter, dass sie ein vorzeitiges K.o. für Marokko nicht akzeptieren wollen.
    Mysteriöser 25-Milliarden-Deal
    Geldsucher Infantino puscht neben der Amerika-Allianz auch eine neue Macht im Fußball: Saudi-Arabien. Saudische Investoren stehen hinter einer mysteriösen 25-Milliarden-Dollar-Offerte für zwei neue Turnierformate, die Infantino derzeit in der Fußballwelt durchzuboxen versucht. Niemand kennt bisher Details zu dieser Mega-Deal, weshalb alle relevanten Gremien dem intransparenten Vorstoß den Zuschlag verweigern. Von der Klubvereinigung ECA und dem Ligen-Dachverband bis zu Infantinos eigenem Fifa-Vorstand.
    Wie eng Infantinos Liaison mit den Saudis ist, muss sich bald zeigen: Die Uefa bereitet juristische Schritte gegen einen offenbar saudischen Piratensender vor. Dieser strahlt seit Monaten illegal die teuren Fußball-Fernsehrechte des Senders BeIN-Sports in Katar auf seinem eigenen Bezahlkanal aus. Zudem kündigte der Schwarzsender an, alle WM-Spiele in Russland kopieren zu wollen. Zieht die Fifa beim Vorgehen gegen den Piratensender nicht mit, steht das Verhältnis zur Uefa auf dem Spiel. Zudem würde das den Verdacht nähren, dass Infantino seine mysteriösen Unterstützer in Saudi-Arabien nicht verprellen kann.