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Wohnungsnot
Studierende leiden stark unter teuren Mieten

Der Wohnraummangel in deutschen Uni-Städten stellt Studierende vor massive Probleme. Allein in Aachen suchen derzeit nach Angaben des dortigen Studierendenwerks 5.400 Studierende eine Bleibe. Die Gründe: Es gibt weder günstige Zimmer noch bezahlbare Baugrundstücke für neue Studentenheime.

Von Heike Zafar | 08.08.2018
    Blick in eine studentische Wohngemeinschaft in Berlin.
    WG-Zimmer ergattert: 540 Euro für 20 Quadratmeter (picture-alliance / dpa / Jens Kalaene)
    "Ich komme aus Berlin und habe die echt die ganze Zeit immer auf WG gesucht und überall geguckt. Es ist ja auch schwierig, dann WG-Casting auszumachen, wenn man nicht spontan kommen kann – und dann muss man noch Glück haben, dass man genommen wird."
    "Manche Wohnungen sind ja auch innerhalb von fünf Minuten weg, also es ist schon schwer. Deswegen erstmal pendeln."
    "Auch absolut teuer, wenn man noch halbwegs zentral wohnen möchte und nicht außerhalb, das ist auch immer so eine Sache."
    "Meistens suchen die Leute auch welche, die nicht Erstis sind und über 20. Ich weiß nicht, wie das werden soll. Ich glaub, das wird noch schlimmer als letztes Jahr."
    Dass die Suche nach einer bezahlbaren Bleibe schwierig wird, scheint in Münster unausweichlich. Denn der Wohnungsmarkt ist schon jetzt, zwei Monate bevor das Wintersemester beginnt, fast leergefegt. Dabei mischen sich unter die Suchenden ab sofort noch die Erstsemester, die gerade ihre Zusage für einen Studienplatz bekommen haben. Und natürlich startet jetzt der Run auf die Zimmer. Gabriela Wong aus Hongkong hat Glück. Sie hat vor ein paar Tagen ein WG-Zimmer ergattert: 540 Euro für 20 Quadratmeter.
    "Ich brauchte sehr viel Zeit, drei Monate oder so. Es war so schlecht, wirklich schlecht. Ich hatte einen Kumpel, der mir geholfen hat, wenn er nicht geholfen hat, dann vielleicht war ich obdachlos."
    Ein Zimmer im Studentenheim ist fast wie ein Sechser im Lotto
    Mehr als 60.000 Studierende gibt es an der Universität Münster – und sie alle wollen ein Dach über dem Kopf. Ein Zimmer im Studentenheim ist fast wie ein Sechser im Lotto, sagt der künftige Informatik-Student Konstantin Lühr:
    "Studentenheim - also gestern habe ich bei zwei angerufen, die sagen, innerhalb von zwei Jahren kriegen Sie nichts mehr, weil die halt komplett überfüllt sind und alle schon reserviert sind"
    Hinzu kommt: In Münster werden ausgerechnet jetzt zwei große Studentenheime saniert – unter anderem, weil dort in den 70er-Jahren Asbest verbaut wurde. Rund 1.100 Studentenheimzimmer fallen damit weg. Frank Olivier, Leiter des Studierendenwerks Münster, versucht gar nicht erst, die Situation zu beschönigen:
    "Diese 1.100 Plätze, die wir vom Markt genommen haben, die tun uns gerade jetzt zum Wintersemester sehr weh. Insofern sind wir händeringend dabei, auch noch Anmietungen zu machen, aber zaubern können wir auch nicht."
    "Für ausländische Studierende wird es immer schwerer"
    Denn: Es gibt weder günstige Wohnungen noch bezahlbare Baugrundstücke für neue Studentenheime. So ist es auch in anderen Universitätsstädten wie in Köln und Düsseldorf. Allein in Aachen suchen derzeit nach Angaben des dortigen Studierendenwerks 5.400 Studierende eine Wohnung. "Vor allem für ausländische Studierende wird es immer schwerer", sagt Frank Olivier vom Studierendenwerk der Universität Münster.
    "Das macht uns große Sorge. Gerade auch die international Studierenden, die wissen nicht, dass die Wohnversorgung nicht damit verknüpft ist, wenn man einen Studienplatz hat. Das heißt man hat zum Teil Erasmusstudierende, die stehen mit dem Köfferchen hier vor der Tür und sagen: 'Wo ist denn mein Wohnheim'. Aber so viele Möglichkeiten haben wir in Münster auch nicht mehr. Das ist einfach das Problem."
    Eine Couch für Erstis
    Und so stellen sich die Asta-Vertreter verschiedener Universitäten auch in diesem Jahr auf Protestcamps, Zeltlager und verzweifelte Erstsemester ein. In Münster gibt es Überlegungen, Studierende vorübergehend in nicht mehr genutzten Flüchtlingsunterkünften in ehemaligen Kasernen unterzubringen. Und: Es gibt auch wieder einen Aufruf an die Münsteraner, den Neuankömmlingen zu helfen, sagt Asta-Vorsitzender Finn Schwennsen:
    "Das nennt sich eine Couch für Erstis, wo Leute in der Regel unentgeltlich ihre Couch zur Verfügung stellen können, wenn Menschen nach Münster kommen, dass sie die Möglichkeit haben, an Orientierungswochen teilzunehmen und vielleicht die ersten zwei, drei Wochen da pennen können. Und das versuchen wir mit dem Angebot zu ermöglichen und hoffen, dass das ein bisschen hilft."
    Eine Lösung für die Wohnprobleme in Uni-Städten ist das natürlich nicht. Und darum wünscht sich Annabell Kalsow, Co-Vorsitzende des Asta-Münster:
    "Dass man sich des Problems einfach bewusster wird und dass man sich kümmert, mehr günstigen Wohnungen den Studenten und allen anderen Anwohnern in Münster zur Verfügung stellt. Und dass man wirklich Geld in die Hand nimmt und Wohnheime baut."