Angeblicher Geheimplan von Russland und USA
Worum es bei den Berichten über einen neuen "Friedensplan" für die Ukraine geht

Die USA haben Medienberichten zufolge gemeinsam mit Russland im Geheimen einen neuen Plan für ein Kriegsende in der Ukraine ausgearbeitet. Der Entwurf sieht große Zugeständnisse von der Ukraine vor. Beobachter sprechen von einer De-Facto-Kapitulation.

    Das Foto, aufgenommen von einer Drohne, zeigt das zerstörte Zentrum von Pokrowsk und brennende Häuser im Hintergrund.
    Medien berichten über einen angeblichen Geheimplan Moskaus und Washingtons (Archivbild aus Pokrowsk). (imago / News Licensing / VIACHESLAV RATYNSKYI)

    Was sieht der Plan vor?

    Die Ukraine soll die Gebiete Donezk und Luhansk vollständig räumen. Die beiden Gebiete sollen demilitarisiert werden. Die südliche Frontlinie durch die Gebiete Saporischschja und Cherson soll weitgehend eingefroren werden. Die Ukraine soll ihre Armee deutlich verkleinern und die Reichweite ihrer Waffen begrenzen. Darüber hinaus würden keine ausländischen Truppen auf ukrainischem Boden stationiert, und Kiew würde keine westlichen Langstreckenwaffen mehr erhalten, die tief in russisches Gebiet vordringen können, heißt es in einem Bericht der "Financial Times".
    Darüber hinaus wird gefordert, dass Russisch als Staatssprache anerkannt und die frühere moskautreue orthodoxe Kirche wieder zugelassen werde. Grundsätzlich entspricht der neue Plan nach Einschätzung der "Financial Times" weitgehend bekannten russischen Forderungen an Kiew.

    Wie kam der Plan zustande?

    Das Nachrichtenportal "Axios" meldet, der Plan sei Ende Oktober vom US-Sondergesandten Witkoff und dem Moskauer Vertreter Dmitrijew ausgehandelt worden. Auch Katar und die Türkei seien beteiligt gewesen. Zwei mit den Verhandlungen vertraute Personen erklärten, Witkoff habe deutlich gemacht, dass er von Kiew die Annahme der Bedingungen verlange, obwohl Punkte enthalten seien, die für die Ukraine seit Langem rote Linien darstellten.
    Den Angaben zufolge wurde der Plan diese Woche von Witkoff nach Kiew übermittelt. Deutschlandfunk-Korrespondent Peter Sawicki verwies auf Kommentatoren, die den Zeitpunkt der Veröffentlichung als bemerkenswert bezeichnen. Mutmaßlich sei der Plan gerade jetzt - eventuell auch von Seiten Russlands – geleakt worden, weil Präsident Selenskyj aktuell wegen eines Korruptionsskandals im Land unter Druck stehe.

    Wie äußern sich die Konfliktparteien und Vermittler?

    US-Außenminister Rubio reagierte ausweichend auf die Berichte über einen angeblichen neuen Friedensplan. Rubio erklärte, man arbeite an einer Liste möglicher Ideen. Grundsätzlich müssten beide Seiten auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden Zugeständnisse machen. Der Kreml bekräftigte die Haltung, nach der ein Friedensplan die - nach russischem Verständnis - grundlegenden Ursachen des Konflikts angehen müsse. Es gebe Kontakte zu den USA, aber keine Verhandlungen über einen solchen Plan.

    Wie fallen die Bewertungen und Reaktionen aus?

    Dlf-Korrespondent Sawicki bewertet den Plan als De-Facto-Kapitulation der Ukraine, weshalb diese den Plan nicht billigen könne.
    Die EU-Außenbeauftragte Kallas mahnte die Beteiligung Kiews und Brüssels an. Damit jedweder Friedensplan funktioniere, müssten die Ukrainer und die Europäer an Bord sein, sagte Kallas vor einem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel. Die Europäer begrüßten jede Bemühung für einen langfristigen Frieden. 
    Kanzleramtschef Frei (CDU) zeigte sich irritiert über den neuen Vorschlag der USA. Die ersten Nachrichten, die man dazu sehe, seien durchaus verstörend, sagte Frei bei RTL und ntv. Es mute etwas an, als ob Putin damit Kriegsziele erreichen könnte, die er auf dem Schlachtfeld nicht erreicht habe. Das wäre sicherlich ein Ergebnis, das nicht akzeptabel wäre.

    Welche Initiativen sind als Nächstes geplant?

    Die Außenminister der EU diskutieren in Brüssel über die weitere Unterstützung der Ukraine. Dabei geht es unter anderem um das weitere Vorgehen gegen die sogenannte russische Schattenflotte, mit deren Hilfe Moskau Sanktionen umgeht, insbesondere das Öl-Embargo. Der neue Plan zur Beendigung des Krieges wird sicherlich auch eine Rolle spielen.
    Diese Nachricht wurde am 20.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.