CLAIM-Allianz
Zahl der antimuslimischen Vorfälle in Deutschland stark gestiegen - über 3.000 dokumentierte Vorfälle

Die Zahl antimuslimischer Vorfälle in Deutschland ist einer Erhebung zufolge im vergangenen Jahr drastisch gestiegen. Das geht aus der jetzt in Berlin veröffentlichten Bilanz der Allianz CLAIM hervor. Die Statistik dokumentiert 3.080 Übergriffe und Diskriminierungen - ein Anstieg von 60 Prozent zum Vorjahr.

    An einer Mauer steht in schwarzer Schrift "No Islam" und Gekritzel in orange.
    Die Zahl antimuslimischer Vorfälle in Deutschland ist stark gestiegen. (picture alliance/Lutz Wallroth/Shotshop)
    70 Angriffe wurden demnach auf religiöse Einrichtungen wie Moscheen verübt. Zudem zählte das Bündnis 198 Körperverletzungen und zwei Tötungsdelikte. Man gehe von einer großen Dunkelziffer aus, hieß es.
    Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Pawlik, sagte, Gewalt, Ausgrenzung und Beleidigungen gegen Muslime seien Alltag in Deutschland. Das dürfe man nicht akzeptieren. Die Co-Geschäftsführerin der CLAIM-Allianz, Hanano, beklagte eine neue Qualität von antimuslimischem Rassismus in Form einer zunehmenden Normalisierung, Enthemmung und Brutalität. Frauen mit Kopftuch würden bespuckt, Kinder auf dem Schulweg beschimpft, Moscheen mit Hakenkreuzen beschmiert. Menschen verlören Wohnungen, Jobs, Sicherheit und ihre Würde.
    Der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, Mete, forderte mehr Sensibilisierung in Behörden und Schulbüchern sowie einen eigenen Bundesbeauftragten gegen antimuslimischen Rassismus. "Noch immer vermitteln Schulbücher ein verzerrtes Bild: Migration wird überwiegend als Problem dargestellt, nicht als Teil unserer gesellschaftlichen Realität", sagte Mete dem "Tagesspiegel".

    Misstrauen der Betroffenen

    Die Zahlen ähneln denen, die CLAIM in der vorigen Woche für Berlin vorgestellt hat. Auch in der Hauptstadt stieg die Zahl der islam- und muslimfeindlichen Vorfälle um fast 70 Prozent auf 644. Damit ereigneten sich fast zwei pro Tag. Beratungsstellen nähmen zudem ein hohes Maß an Misstrauen betroffener Menschen gegenüber staatlichen Institutionen aber auch gegenüberzivilgesellschaftlichen Stellen fest. Deshalb sei auch hier mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen, hieß es vonseiten der CLAIM-Allianz.

    Terror lässt Zahlen steigen

    Wie die CLAIM-Allianz herausstellte, ist seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 parallel zu der Zahl antisemitischer auch die antimuslimischer Vorfälle stark gestiegen. Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg im Dezember 2024 habe dort ebenfalls zu mehr antimuslimischen Übergriffen und Bedrohungen geführt.
    CLAIM vereint und vernetzt laut eigener Beschreibung mehr als 50 muslimische und nichtmuslimische Akteure. Die Allianz wird vom Bundesbildungs- und Bundesinnenministerium gefördert. In die Jahresbilanz fließen den Angaben zufolge dokumentierte Fälle oberhalb und unterhalb der Strafbarkeitsgrenze ein. Grundlage sei die Auswertung der Daten von Beratungsstellen. Zudem gebe die Analyse Hinweise darauf, welche Taten in welchen Lebensbereichen verübt würden, wer betroffen sei und was für Gegenmaßnahmen erfolgen müssten.

    Weitere Informationen

    Woher kommt der Hass auf Muslime? Gespräch mit Rima Hanano, CLAIM-Allianz
    Diese Nachricht wurde am 17.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.