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Zahl der Riester-Verträge rückläufig

Die Zahl der Riester-Rentenverträge ist in diesem Jahr erstmals seit Einführung der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge zurückgegangen. Aus der Statistik fielen mittlerweile Verträge heraus, die an Beitragszahler ausgezahlt werden, sagte ein Sprecher des Bundessozialministeriums.

Von Katharina Hamberger | 15.07.2013
    Insgesamt gibt es 27.000 staatlich geförderte Riester-Verträge weniger. Laut der Statistik, die das Bundesarbeitsministerium veröffentlichte, gibt es besonders bei den geförderten Fondssparplänen einen Einbruch, nämlich von 36.000 Verträgen. Hier gebe es allerdings einige statistische Verzerrungen, sagte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums:

    "Wir erreichen jetzt einen Reifegrad bei der Riesterrente, wo Verträge einfach in die Auszahlungsphase übergehen, wo die dann von den Anbietern jeweils anders klassifiziert werden. Und bei der Fondsbranche war's anscheinend so, dass sie fehlerhaft klassifiziert wurden, dass sie nämlich gar nicht mehr mitgezählt wurden."

    Insgesamt, so der Ministeriumssprecher, sei nun aber einfach ein gewisser Sättigungsgrad bei der Riesterrente erreicht.

    "Die, die’s vorhatten, die bewusst sich entschieden haben zusätzlich für das Alter vorzusorgen, die haben das getan. Und es gibt im Moment ein Umfeld, das es nicht unbedingt neuen Gruppen von potentiellen Riester-Sparern verlockend erscheinen lässt, dort einzusteigen. Das hat auch mit der aktuellen Verunsicherung durch die Finanzmarktkrise zu tun, mit der Niedrigzinsphase."

    Woran es tatsächlich liege, dass so viele Verträge gekündigt werden und zudem offenbar, so Schätzungen des Bundesarbeitsministeriums, fast jeder fünfte Vertrag auf Eis liegt, sprich keine Beiträge mehr einbezahlt werden, könne man nur spekulieren, sagt die Finanzexpertin Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Sie geht allerdings davon aus, dass es drauf zurückzuführen ist, dass ein erheblicher Teil der Leute festgestellt habe, dass sie nicht den richtigen Vertrag abgeschlossen haben:

    "So haben wir häufig Fälle in den Verbraucherzentralen: Verbraucher, die kommen und sagen, dass sie ihre bestehenden Verträge überprüfen lassen wollen, ob sie gut aufgestellt sind. Und da ist gerade dort häufig das Ergebnis, dass zu teure Produkte abgeschlossen worden sind, die dann nicht entsprechend ausreichend rentierlich sind."

    So Finanzexpertin Mohn. Sowohl Arbeitsministerium, Verbraucherschützer und Verbände sehen die Notwendigkeit für Veränderungen. Nur wie genau diese aussehen sollen, dazu gibt es verschiedene Ansichten: Das Arbeitsministerium verweist darauf, dass durchaus schon etwas passiert sei und nennt als Beispiel das Altersvorsorgeverbesserungsgesetz, das gerade erst in Kraft getreten ist.

    Die Grundzulage zu erhöhen, wie es der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft fordert, sei nicht opportun, heißt es aus dem Arbeitsministerium. Die sei mit 154 Euro und bis zu 300 Euro pro Kind schon recht hoch. Es bestehe allerdings nach wie vor Reform- und Fortentwicklungsbedarf bei der Riesterrente.

    Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert hingegen radikaler Reformschritte. Denn besonders problematisch sei, dass der Vertrieb der Verträge über Provisionen funktioniere. Aus Sicht der Verbraucherschützer sollte es deshalb ein staatliches Altersvorsorgeprodukte geben – das provisionsfrei vertrieben wird.