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Zauber der Freien Software

Vom 9. bis 13. Juni trafen sich Anhänger und Förderer so genannter Freier Software in Berlin zur Tagung "". Zwar können Vertreter des Open Source-Gedankens stolz auf große Erfolge - darunter nicht zuletzt das alternative Betriebssystem Linux - verweisen. Andererseits setzen Rechtsstreitigkeiten wie etwa mit SCO oder auch der EU-Entwurf zu Softwarepatenten die Szene unter Druck. Diese Themen sowie die Findung eines sozialen und wirtschaftlichen Modell der Open Source Bewegung beschäftigten die Teilnehmer der Berliner Tagung.

Von Wolfgang Noelke |
    Den Vers aus dem 12 Jahrhundert "Die Gedanken sind Frei" zitiert der US- amerikanische Rechtsprofessor Eben Moglen zum Auftakt der noch bis einschließlich Sonntag laufenden Veranstaltung am Berliner Alexanderplatz als leider noch heute gültiges Argument, sich gegen Gedankenkontrolle zu wehren. Im digitalen Zeitalter geschehe Gedankenkontrolle eben nicht mehr über Veröffentlichungsverbote, wie zu Zeiten des Buchdrucks, sondern über Versuche, bestimmte Übertragungstechniken einzuschränken oder Zugänge zu regulieren. Vormals allgemein zugängliches Wissen würde immer mehr nur noch einem dafür zahlenden Publikum zugänglich, kritisiert Professor Moglen: Wie die Gedankenfreiheit, solle auch der Zugang zur digitalen Welt zu den Grundbedürfnissen der Bürger gehören, nicht ohne die Rechte der Autoren freier Software und frei zugänglicher Datenbanken einzuschränken. Die Initiative "Creative Commons" bietet in ein digitales Werkzeug an, welches Autoren direkt ermöglichen soll, Rechte zu vergeben, sagt Christiane Asschenfeldt, Koordinatorin von Creative Commons Deutschland: Das Copyright würde Creative Commons noch nicht ersetzen:

    Es ist keine Alternative, sondern es komplimentiert die gesetzlichen Systeme und ist dort aber sehr notwendig, weil es im Grunde die Antwort ist auf die Standardverträge von großen Unternehmen, die genau das selbe Prinzip nutzen wie wir jetzt auch: sie nutzen die Vertragsfreiheit, um Millionen von Nutzern unter bestimmte Bedingungen zu bringen und wir greifen das System sozusagen von der anderen Seite auf und nutzen die Individuen, die sich freiwillig dazu entscheiden, bestimmte Bedingungen einzugehen. Man ist gleichberechtigt, diese Möglichkeit bietet uns das Internet und der Erfolg zeigt es ja auch, dass jetzt schon drei Millionen Nutzer die Lizenz nutzen, und sechzig Länder, die mit machen. Ich denke, davon werden wir noch viel hören in der Zukunft.

    Überzeugend wenigstens für einen großen deutschen Fachverlag, aufgrund der CreativeCommons- Vereinbarungen rechtzeitig zum Kongress gleich zwei dazu passende Bücher zum freien Herunterladen ins Netz zu stellen. Passend zum Kongress sind jetzt auch Hardware- Foren, die den freien Netzzugang nicht nur propagieren, sondern auch gleich praktisch realisieren. Mit der WLAN- Karte ins freie Netz zu gehen, sei sowieso bereits möglich, aber, so Jürgen Neumann von "freenet.de", für knapp 200 Euro gäbe es schon einen so genannten Access-point, mit dem das eigene Laptop ohne große Konfiguration das bestehende freie Netz vergrößern könne:

    Dieses Aushandeln, wer kümmert sich um was? und wie müssen wir uns miteinander verbinden? – ist eigentlich der spannende Teil am Networking. Das heißt eben "social networking", soziale Vernetzung und ist auch für uns eine der wichtigsten Motivationen, uns darum zu kümmern. Zum Thema Reichweite: sie hängt davon ab, welche Antenne ich an meinen Acces-Point anschließe: mit der Antenne, die an so einem Gerät von der Fabrik aus dran ist, komme ich etwa 300 bis 500 Meter weit, wenn ich Sichtkontakt habe. Durch Richtfunkantennen lassen sich Weiten von mehreren Kilometern realisieren.

    So sollen in Berlin, Frankfurt am Main und Halle etwa in zwei Jahren flächendeckend alternative Netze zur Verfügung stehen. Dass sich der zunächst alternativ wirkende Kongress in nur drei Jahren zum ernst zu nehmenden Diskussionsforum mauserte, überrascht selbst gestandene Manager und Entwickler, die sich den Foren nicht mehr verschließen, denn diskutiert wird ebenfalls um bürgerfreundliche Anwendungsprogramme der zur Zeit klammen Kommunen. Verwaltungssoftware, wie sie Frank Steimke für Bremen entwickelte, könne bundesweit eingesetzt werden, doch...

    ...es gibt dort eine Lücke, die im Wesentlichen dadurch begründet ist, dass man eine doch wesentlich aufwendige technische Infrastruktur braucht, die letztendlich ja auch zwischen allen Bundesländern bis hin in jede einzelne Kommune funktionieren muss. Das ist, glaube ich, das eigentliche Problem an der Stelle. Es ist einfach so, dass wir es noch mit Kommunen zu tun haben, deren technische Infrastruktur nicht ausreichend ist, für das, was wir von ihnen fordern.