Karl Schulte-Uebbing: Guten Tag, Herr Heinlein.
Heinlein: Eine durchwachsende Bilanz, halb voll oder halb leer, wie lautet denn Ihre Bilanz des Ausbildungspaktes?
Schulte-Uebbing: Bei uns ist das Glas mehr als halb voll, bei uns ist es fast dreiviertel voll, denn entgegen dem Trend haben wir gerade im nördlichen Ruhrgebiet, einer Region, die ja nun auch zu den Krisengeschädigten zählt, aber im Aufwind ist, haben wir doch da zehn Prozent bei uns, der Industrie- und Handelskammer, mehr Lehrverträge eingetragen, also tatsächlich vorhanden.
Heinlein: Woran liegt das, warum sind Sie so erfolgreich aus Ihrer Sicht bei der Vermittlung von Lehrstellen?
Schulte-Uebbing: Das liegt daran, dass wir schon seit Jahren eine schwierige Situation haben und alle beteiligten Partner, ob die Agenturen für Arbeit, Berufskolleg oder IHK und Bildungsträger daran arbeiten, wirklich in jedem Betrieb, der gerade ausbilden kann, auch tatsächlich einen Ausbildungsplatz zu akquirieren und dort Jugendliche unterzubringen. Sei es, dass wir versuchen, mehrere Betriebe zu einem Verbund zusammenzuschließen oder dass wir neue Betriebe motivieren, dann auch sofort mit der Ausbildung einzusteigen.
Heinlein: Wie viele Lehrestellen müssen Sie denn noch zur Verfügung stellen in den kommenden Monaten, damit jeder Jugendliche eine Lehrstelle hat?
Schulte-Uebbing: Das ist sehr schwierig, das so pauschal zu beantworten. Denn von denen bei der Arbeitsverwaltung gemeldeten Jugendlichen sind ja nicht alle ausbildungsfähig und -reif, das ist ja immer diese Diskrepanz. Ich kann Ihnen das aber am Beispiel des letzten Jahres noch mal verdeutlichen: wir hatten dort gut 900 unversorgte zum 30. September, also gut vor einem Jahr und durch die Vermittlungen, auch die Anstrengungen des Landes und des Bundes ist es gelungen, diese Zahl auf bis neun Personen abzuschmelzen. Und davon gehen wir aus, dass diese Verhältnisse in diesem Jahr ähnlich sein werden, also wieder um die 900 bis 1000, die am 30.9. noch als unversorgt, aber vermittelbar gelten und dass es uns gelingen wird, diese ebenfalls mit den Anstrengungen, auch mit der Einstiegsqualifizierung zu vermitteln.
Heinlein: Aber rechnen Sie sich damit die Zahl nicht schön, indem Sie sagen, einige Jugendliche sind ausbildungsfähig, die Mehrheit - und dann kommt der große Rest oder ein Rest, der nicht ausbildungsfähig ist und den kann man nicht vermitteln?
Schulte-Uebbing: Nein, wir rechnen uns die Zahlen nicht schön, weil wir gerade in dieser Region, im nördlichen Ruhrgebiet ja sehr starke Arbeitsplatzverluste haben, wir haben in den letzten zehn Jahren gut 60.000 Arbeitsplätze insgesamt verloren in den Beschäftigten und das Beschäftigten- und Ausbildungssystem hängen zusammen. Es ist uns aber gelungen, die Zahl der Ausbildungsbetriebe zu steigern, also mehr hinzubekommen.
Heinlein: Wer sind denn die Jugendlichen, die nur schwer oder gar nicht vermittelbar sind?
Schulte-Uebbing: Das sind die, die sehr große Defizite in den Grundfertigkeiten haben, sprich also Deutsch und Mathematik, die keinen Abschluss haben, diese Jugendlichen werden dann durch Lehrgänge der Agenturen für Arbeit und den Bildungsträgern reif für den Beruf gemacht.
Heinlein: Was sagen Sie denn zu der Mitteilung des DGB aus Ihrer Region, die deutlich sagt, die Situation hat sich im Vergleich zum Vorjahr sogar noch verschlechtert?
Schulte-Uebbing: Gerade vom DGB erwarten wir eine konstruktive Mitarbeit, denn er hat den Ausbildungspakt nicht mit unterschrieben, auch auf Bundesebene nicht. Wir haben zum Beispiel in Gelsenkirchen die Möglichkeit, mit der IG Metall etwas zu ermöglichen, dass neue Ausbildungsplätze geschaffen werden, indem zum Beispiel die Übernahmeverpflichtung, die im Tarifvertrag vorhanden ist, ausgesetzt wird. Das hat man in Münster und in Bielefeld gemacht, das könnten wir auch machen und es wäre ein guter Beitrag des DGB und der IG Metall, tatsächlich auch zu einer Entspannung beizutragen.
Heinlein: Also aus Ihrer Sicht funktioniert der Ausbildungspakt trotz der Blockade und des Widerstands der Gewerkschaft?
Schulte-Uebbing: Eine Blockade würde ich nicht sagen, sondern wir arbeiten da konstruktiv zusammen. Wenn Ergebnisse kämen, wäre es umso besser, aber wir haben diese Erfahrung der Zusammenarbeit in dieser Region seit langem gepflegt und das kommt uns jetzt zugute.
Heinlein: Wie sehr wirkt denn im Hintergrund noch diese Drohung mit der Ausbildungsplatzabgabe? Führt das dazu, dass größere Betriebe jetzt eher bereit sind, zusätzliche Lehrstellen zur Verfügung zu stellen?
Schulte-Uebbing: Bei den größeren Betrieben war Ausbildung nie das Thema, sondern gerade bei den mittelständischen und kleinen ist es eines und da hat diese Diskussion tatsächlich dazu beigetragen, dass diese leichter zu öffnen waren durch unsere Werber, wir haben ja ungefähr zehn Werber in der Region, die Ausbildungsplätze akquirieren und damit das auch erfolgreich sein konnte.
Heinlein: Was kann man denn noch zusätzlich machen, um vielleicht auch die weniger gut vermittelbaren Jugendlichen doch noch in letzter Minute jetzt zum Jahresende eine Lehrstelle zu vermitteln?
Schulte-Uebbing: Da wird diese Einstiegsqualifikation, die bundesweit ja 25.000 Plätze bringen soll, dazu dienen, dass wir diese Jugendlichen einerseits ein Stück qualifizieren, in diesen Grundfertigkeiten, die einfach zum Bestehen einer Abschlussprüfung notwendig sind und auf der anderen Seite wird es uns gelingen, diese Jugendlichen in Betrieben unterzubringen, so dass man sich kennen lernen kann und dass dann eventuell im Anschluss Ausbildungsverträge geschlossen werden können.
Heinlein: Eine durchwachsende Bilanz, halb voll oder halb leer, wie lautet denn Ihre Bilanz des Ausbildungspaktes?
Schulte-Uebbing: Bei uns ist das Glas mehr als halb voll, bei uns ist es fast dreiviertel voll, denn entgegen dem Trend haben wir gerade im nördlichen Ruhrgebiet, einer Region, die ja nun auch zu den Krisengeschädigten zählt, aber im Aufwind ist, haben wir doch da zehn Prozent bei uns, der Industrie- und Handelskammer, mehr Lehrverträge eingetragen, also tatsächlich vorhanden.
Heinlein: Woran liegt das, warum sind Sie so erfolgreich aus Ihrer Sicht bei der Vermittlung von Lehrstellen?
Schulte-Uebbing: Das liegt daran, dass wir schon seit Jahren eine schwierige Situation haben und alle beteiligten Partner, ob die Agenturen für Arbeit, Berufskolleg oder IHK und Bildungsträger daran arbeiten, wirklich in jedem Betrieb, der gerade ausbilden kann, auch tatsächlich einen Ausbildungsplatz zu akquirieren und dort Jugendliche unterzubringen. Sei es, dass wir versuchen, mehrere Betriebe zu einem Verbund zusammenzuschließen oder dass wir neue Betriebe motivieren, dann auch sofort mit der Ausbildung einzusteigen.
Heinlein: Wie viele Lehrestellen müssen Sie denn noch zur Verfügung stellen in den kommenden Monaten, damit jeder Jugendliche eine Lehrstelle hat?
Schulte-Uebbing: Das ist sehr schwierig, das so pauschal zu beantworten. Denn von denen bei der Arbeitsverwaltung gemeldeten Jugendlichen sind ja nicht alle ausbildungsfähig und -reif, das ist ja immer diese Diskrepanz. Ich kann Ihnen das aber am Beispiel des letzten Jahres noch mal verdeutlichen: wir hatten dort gut 900 unversorgte zum 30. September, also gut vor einem Jahr und durch die Vermittlungen, auch die Anstrengungen des Landes und des Bundes ist es gelungen, diese Zahl auf bis neun Personen abzuschmelzen. Und davon gehen wir aus, dass diese Verhältnisse in diesem Jahr ähnlich sein werden, also wieder um die 900 bis 1000, die am 30.9. noch als unversorgt, aber vermittelbar gelten und dass es uns gelingen wird, diese ebenfalls mit den Anstrengungen, auch mit der Einstiegsqualifizierung zu vermitteln.
Heinlein: Aber rechnen Sie sich damit die Zahl nicht schön, indem Sie sagen, einige Jugendliche sind ausbildungsfähig, die Mehrheit - und dann kommt der große Rest oder ein Rest, der nicht ausbildungsfähig ist und den kann man nicht vermitteln?
Schulte-Uebbing: Nein, wir rechnen uns die Zahlen nicht schön, weil wir gerade in dieser Region, im nördlichen Ruhrgebiet ja sehr starke Arbeitsplatzverluste haben, wir haben in den letzten zehn Jahren gut 60.000 Arbeitsplätze insgesamt verloren in den Beschäftigten und das Beschäftigten- und Ausbildungssystem hängen zusammen. Es ist uns aber gelungen, die Zahl der Ausbildungsbetriebe zu steigern, also mehr hinzubekommen.
Heinlein: Wer sind denn die Jugendlichen, die nur schwer oder gar nicht vermittelbar sind?
Schulte-Uebbing: Das sind die, die sehr große Defizite in den Grundfertigkeiten haben, sprich also Deutsch und Mathematik, die keinen Abschluss haben, diese Jugendlichen werden dann durch Lehrgänge der Agenturen für Arbeit und den Bildungsträgern reif für den Beruf gemacht.
Heinlein: Was sagen Sie denn zu der Mitteilung des DGB aus Ihrer Region, die deutlich sagt, die Situation hat sich im Vergleich zum Vorjahr sogar noch verschlechtert?
Schulte-Uebbing: Gerade vom DGB erwarten wir eine konstruktive Mitarbeit, denn er hat den Ausbildungspakt nicht mit unterschrieben, auch auf Bundesebene nicht. Wir haben zum Beispiel in Gelsenkirchen die Möglichkeit, mit der IG Metall etwas zu ermöglichen, dass neue Ausbildungsplätze geschaffen werden, indem zum Beispiel die Übernahmeverpflichtung, die im Tarifvertrag vorhanden ist, ausgesetzt wird. Das hat man in Münster und in Bielefeld gemacht, das könnten wir auch machen und es wäre ein guter Beitrag des DGB und der IG Metall, tatsächlich auch zu einer Entspannung beizutragen.
Heinlein: Also aus Ihrer Sicht funktioniert der Ausbildungspakt trotz der Blockade und des Widerstands der Gewerkschaft?
Schulte-Uebbing: Eine Blockade würde ich nicht sagen, sondern wir arbeiten da konstruktiv zusammen. Wenn Ergebnisse kämen, wäre es umso besser, aber wir haben diese Erfahrung der Zusammenarbeit in dieser Region seit langem gepflegt und das kommt uns jetzt zugute.
Heinlein: Wie sehr wirkt denn im Hintergrund noch diese Drohung mit der Ausbildungsplatzabgabe? Führt das dazu, dass größere Betriebe jetzt eher bereit sind, zusätzliche Lehrstellen zur Verfügung zu stellen?
Schulte-Uebbing: Bei den größeren Betrieben war Ausbildung nie das Thema, sondern gerade bei den mittelständischen und kleinen ist es eines und da hat diese Diskussion tatsächlich dazu beigetragen, dass diese leichter zu öffnen waren durch unsere Werber, wir haben ja ungefähr zehn Werber in der Region, die Ausbildungsplätze akquirieren und damit das auch erfolgreich sein konnte.
Heinlein: Was kann man denn noch zusätzlich machen, um vielleicht auch die weniger gut vermittelbaren Jugendlichen doch noch in letzter Minute jetzt zum Jahresende eine Lehrstelle zu vermitteln?
Schulte-Uebbing: Da wird diese Einstiegsqualifikation, die bundesweit ja 25.000 Plätze bringen soll, dazu dienen, dass wir diese Jugendlichen einerseits ein Stück qualifizieren, in diesen Grundfertigkeiten, die einfach zum Bestehen einer Abschlussprüfung notwendig sind und auf der anderen Seite wird es uns gelingen, diese Jugendlichen in Betrieben unterzubringen, so dass man sich kennen lernen kann und dass dann eventuell im Anschluss Ausbildungsverträge geschlossen werden können.