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Gewalt im Sport
Bund und Länder gründen Verein Safe Sport e.V.

Machtmissbrauch und Gewalt kommen im Sport immer wieder vor. Das Bundesinnenministerium und die Länder haben jetzt den Verein "Safe Sport e.V." gegründet, als Trägerverein einer unabhängigen Ansprechstelle gegen Gewalt im Sport. Betroffene und Athletenvertretungen sind Gründungsmitglieder.

Von Andrea Schültke | 03.11.2022
Ein Handball liegt auf den Hallenboden.
Ein Handball liegt auf den Hallenboden. (dpa/Kohring /Eibner-Pressefoto)
Das Bundesinnenministerium und die 16 Bundesländer haben den Verein Safe Sport e.V. gegründet, einen Trägerverein für eine unabhängige Ansprechstelle gegen Gewalt im Sport. Zu den Gründungsmitgliedern gehören außerdem der Verein Athleten Deutschland VertreterInnen der Betroffenen und aus der Wissenschaft.
Am Rande der Konferenz der Sportministerinnen und -Minister fand in Mainz die Gründungsversammlung statt. Der Verein soll einen gewaltfreien Sport fördern und Betroffene von sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt im Sport unterstützen.
Und zwar durch eine "unabhängige Ansprechstelle, die psychotherapeutische und oder rechtliche Erstberatung für Betroffene im Sport anbieten wird. Das bezieht sich dann auf Betroffene im Breitensport, im Leistungssport. Also jeder, der im Sport tätig ist, hat jetzt ein unabhängiges Beratungsangebot“, so Maximilian Klein von der Interessenvertretung Athleten Deutschland, einem der Gründungsmitglieder des Trägervereins.

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Betroffene im Trägerverein

Weitere Gründungsmitglieder sind unter anderem Gitta Schwarz vom Betroffenenrat der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Angela Marquardt vom Betroffenenrat der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung und die ehemalige Fußballweltmeisterin Steffi Jones.
Bundesinnen und -Sportministerin Nancy Faeser bezeichnet die Gründung des Trägervereins als wichtigen „Schritt für einen sicheren in jeder Hinsicht gewaltfreien Sport.“ Trotz aller staatlichen Maßnahmen stehe aber auch der organisierte Sport in einer besonderen Verantwortung und müsse diese wahrnehmen.

DOSB begrüßt Ansprechstelle

Der Deutsche Olympische Sportbund ist nicht Mitglied des Trägervereins. Christina Gassner von der Deutschen Sportjugend begrüßt die die Einrichtung der Ansprechstelle aber ausdrücklich.
Die soll Anfang 2023 die Arbeit aufnehmen. Ausgestattet mit einem jährlichen Budget von etwa 300.000 Euro, die im ersten Jahr der Bund übernimmt. Ab 2024 werden sich die Bundesländer zur Hälfte an der Finanzierung beteiligen.
Die neue Ansprechstelle soll sich mit den bereits bestehenden Beratungsangeboten in den Ländern, im organisierten Sport und der Athletenorganisationen vernetzen. Dazu gehört auch die von Athleten Deutschland gegründete Stelle „Anlauf gegen Gewalt“. Sie berät Betroffene von interpersoneller Gewalt im Leistungssport. Zuletzt hatten sich dort zahlreiche Handballspielerinnen gemeldet und über psychische Gewalt durch einen Bundesligatrainer berichtet.

Keine Doppelstruktur

Dass zwei Anlaufstellen für Betroffene aus dem Sport hier parallel agieren, sieht Maximilian Klein von Athleten Deutschland nicht: „Es ist immer gut, wenn Betroffene Wahlmöglichkeiten und Wahlfreiheit haben“. Er sei optimistisch, dass es zu einer sinnvollen Zusammenarbeit zwischen „Anlauf gegen Gewalt“ und der Ansprechstelle von Bund und Ländern komme.
Laut Bundesinnenministerium soll diese Ansprechstelle ein erster Schritt sein in Richtung eines geplanten „Zentrums für Safe Sport“. Diese unabhängige Institution soll eine übergeordnete Kontrollinstanz werden, neben der Beratung von Betroffenen auch Schutzkonzepte auf ihre Wirksamkeit überprüfen, Fälle aufarbeiten und gegebenenfalls auch sanktionieren.
Die Ampelregierung hatte die Umsetzung im Koalitionsvertrag festgeschrieben.