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Zu viele Unfälle und vollgestellte Gehwege
Skandinavische Städte gehen gegen E-Roller vor

Auch in Skandinavien werden E-Roller zum Problem. Oslo reduziert die Zahl der Roller deshalb ab September drastisch. Gleichzeitig wollen Anbieter durch eigene Maßnahmen Vertrauen zurückgewinnen - zum Beispiel mit gedrosselter Geschwindigkeit in der Nacht oder einer freiwilligen Sperrstunde.

Von Sophie Donges | 06.08.2021
E-Scooter in Kopenhagen
In Kopenhagen sind fast alle Roller aus der Innenstadt verschwunden – hier dürfen sie nämlich nicht mehr geparkt oder ausgeliehen werden. (picture alliance/dpa/Steffen Trumpf)
50 Euro Strafe pro Person und ein Eintrag in ein Strafregister, sagt dieser Polizist. So teuer wird es, wenn die Stockholmer zu zweit auf einem E-Roller fahren und erwischt werden. Innerhalb von einer halben Stunde hat die Polizei in der vergangenen Woche 50 Personen angehalten und einige mussten zahlen, so Polizist Frederik Ehrström: "Die meisten wissen, welche Regeln gelten, wenn sie Fahrrad fahren. Aber bei E-Rollern denken sie, alles sei anders."
Wie in vielen anderen Städten auch ist die Zahl der E-Roller auf Stockholms Straßen regelrecht explodiert: Vor drei Jahren waren es keine 500 – heute sind es 21.000.
Menschen auf E-Scootern fahren in der Nacht durch eine Straße in der Düsseldorfer Altstadt. Auch Autos sind auf der Straße unterwegs.
E-Roller - "Viele Unfälle passieren nachts"
E-Roller stehen oft mitten im Weg, ihre Nutzer sind nicht immer rücksichtsvoll im Straßenverkehr. Für die Probleme werden derzeit verschiedene Lösungen erprobt: von nächtlichen Fahrverboten bis zu Belohnungen für gutes Verhalten.

Kopenhagen geht gegen Roller vor

In Kopenhagen wiederum sind fast alle Roller aus der Innenstadt verschwunden – hier dürfen sie nämlich nicht mehr geparkt oder ausgeliehen werden.
Oslo wiederum behauptet von sich, die Stadt mit den meisten E-Rollern zu sein – ein ungewollter Rekord, sagt Sirin Stav, zuständig für Umwelt und Transport: "Wir erleben in unserer Stadt inzwischen eine untragbare Situation mit fast 25.000 E-Rollern. Damit liegen wir weit über den europäischen Höchstwerten. Es war an der Zeit, das Problem anzugehen, und jetzt haben wir endlich die Genehmigung dafür bekommen das lokal zu regulieren."
Ab September gelten hier neue Regeln – ein Nachtfahrverbot zwischen 23 und 5 Uhr morgens und außerdem dürfen nur noch 8.000 E-Roller in der Stadt unterwegs sein. Weniger Roller, weniger Unfälle mit betrunkenen Fahrerinnen und Fahrern – das ist das Ziel.

Hilft gedrosselte Geschwindigkeit?

Nicht alle sind mit den neuen Regeln einverstanden. Christina Moi Gjerde vom E-Roller-Verleih Voi wirft Oslo schlechtes politisches Management vor: "Der Vorschlag bedeutet das Ende für das Angebot an Mikromobilität in Oslo. Sehr schade."
Gleichzeitig versuchen in Skandinavien einige Anbieter selbst, die Sicherheit ihrer Kunden zu stärken – man wolle das Vertrauen der Menschen und der Politik zurückgewinnen, sagte kürzlich ein Sprecher eines Verleihs. Die Ideen gehen von gedrosselter Geschwindigkeit in der Nacht bis hin zu einer freiwilligen Sperrstunde, in der die E-Roller nicht gestartet werden können.

Gefahr für sehbehinderte Menschen

Geschwindigkeit und Unfälle sind aber nur ein Problem, die E-Roller stehen und liegen überall rum. Das nervt viele und für manche ist das sogar eine richtige Gefahr. So etwa für Fatmir Seremeti, er ist blind und hat einen TikTok-Kanal, wo er über seinen Alltag spricht – auch über die E-Roller in Malmö: "Ich habe ein paar blinde Freunde, die über Roller gefallen sind. Einer hier hat sich am Ellenbogen verletzt, und zwar so sehr, dass sogar die Nerven in der Hand betroffen sind. Dadurch hat er jetzt immer Beeinträchtigungen."
Und trotzdem sagt Seremeti: Die E-Roller sind doch ein tolles, umweltfreundliches Fortbewegungsmittel, verschwinden müssen sie nicht: "Ich finde, man sollte einfach Parkplätze für die E-Roller einrichten, und wenn man sie da nicht abstellt, dann kriegt man einen Strafzettel. Und dann sollten wir alle einfach Respekt füreinander haben. Man würde ja auch nie sein eigenes Fahrrad mitten auf dem Fußgängerweg abstellen – warum macht man das dann mit einem E-Roller?"