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Zugunglück in Italien
Versagte das telefonische Warnsystem?

Die Ursache für das Zugunglück im Süden Italiens, das mehr als 20 Todesopfer forderte, ist weiter unklar. Im Zentrum der Ermittlungen steht derzeit ein offenbar veraltetes Telefonwarnsystem. Bei dem Unfall waren gestern zwei Züge mit jeweils rund 100 Stundenkilometern aufeinander geprallt.

13.07.2016
    Unglückstelle des Zugunfalls in Italien
    Die Unglückstelle des Zugunfalls in Italien (ANSA)
    Das Telefonwarnsystem beruhte offensichtlich auf Anrufen von Stationsvorstehern, mit denen sie sich über Züge auf der eingleisigen Strecke benachrichtigten. Gewerkschafter und Bahnpolizei machten menschliches Versagen für das Unglück verantwortlich. Denn in dem Abschnitt gebe es kein automatisches Warnsystem, das sich einschaltet, wenn sich zwei Züge einander nähern. Aufschluss soll die Blackbox der Züge geben. Die eingleisige Strecke sollte eigentlich schon auf zwei Gleise ausgebaut worden sein. Der Ausbau hatte sich aber in der Vergangenheit immer wieder verzögert.
    Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen.
    Italiens Premierminister Matteo Renzi hatte noch am Abend am Unglücksort eine vollständige Aufklärung versprochen. Im Namen der Regierung sagte er der Bevölkerung Apuliens Unterstützung zu. "Wir bleiben an ihrer Seite in ihrer Verzweiflung und dem Schmerz durch das, was wir ansehen mussten." Verkehrsminister Graziano Delrio wird am späten Nachmittag im italienischen Parlament eine Erklärung abgeben.
    Der italienische Premierminister Matteo Renzi besuchte die Unglücksstelle.
    Der italienische Premierminister Matteo Renzi besuchte die Unglücksstelle. (CHIGI'S PALACE PRESS OFFICE)
    Die Pendlerzüge waren gestern in der Region Apulien zwischen den Städten Andria und Corato in einer Kurve frontal zusammengestoßen. Mindestens 22 Menschen starben, rund 50 wurden verletzt. In der Nacht zu Mittwoch wurden die Rettungs- und Bergungsarbeiten mithilfe eines großen Krans und von Spürhunden fortgesetzt. Beide Züge gehörten dem privaten Eisenbahnunternehmen Ferrotramviaria.
    (cvo/tj)