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Zum Tod von Kirk Douglas
Kinn und klare Kante zeigen

Kirk Douglas war die letzte Hollywood-Legende. Obwohl der US-Schauspieler in vielen Rollen glänzte, blieb ihm der Oscar lange verwehrt. Doch davon ließ er sich nicht unterkriegen. Am Mittwoch ist er im Alter von 103 Jahren gestorben.

Von Jörg Albrecht | 06.02.2020
Kirk Douglas in dem Film "The Man from Snowy River" (1982).
Kirk Douglas in dem Film "The Man from Snowy River" (1982). (imago/United Archives)
Howard Fast: "Without Kirk Douglas there would have been no film. It was his enormous drive, his ambition that enabled this film to be made."
"Ohne Kirk Douglas hätte es den Film nicht gegeben. Es waren sein Antrieb und sein Ehrgeiz, die diesen Film möglich gemacht haben." Howard Fast, der Autor von "Spartacus", über einen Mann, der mehr war als nur der Titelheld eines Monumentalfilms. Ende der 1950er-Jahre Jahre erwirbt Kirk Douglas die Filmrechte an "Spartacus".
Kirik Douglas: "Spartacus an sich ist eine Riesengeschichte. Natürlich war es schwierig den Film damals zu machen. Es war ein außergewöhnlich teures Projekt mit allen möglichen Schwierigkeiten."
Anführer einer Rebellion
Einige dieser Schwierigkeiten haben mit den Auswirkungen der McCarthy-Ära zu tun. Nicht nur vor der Kamera – in der Rolle des Sklaven – gibt Kirk Douglas den Anführer einer Rebellion.
Szene aus "Spartacus":
"Wir sind mächtiger als die Soldaten, die gegen uns geschickt werden."
Dafür sind wir zu wenig."
"Wir sind in ein paar Tagen viele, wenn wir erst auf dem Marsch sind. Dann befreien wir jeden Sklaven – überall wo wir hinkommen werden."
Auch hinter den Kulissen macht Douglas Schluss mit der jahrelangen Diskriminierung von Autoren und Regisseuren in Hollywood und stellt sich hinter seine Drehbuchautoren Howard Fast und Dalton Trumbo:
Kirk Douglas: "Ich habe die 'Schwarze Liste' durchbrochen. Howard Fast galt als verdächtig. Dalton Trumbo hatte ein Jahr im Gefängnis verbracht – wegen angeblicher Verbindungen zu Kommunisten. Aber das Schlimmste für mich war die Heuchelei in Hollywood zu sehen. Die Studiobosse engagierten diese Leute, gestatteten ihnen aber nicht ihre Namen zu verwenden. Ich sagte: 'Zum Teufel damit! Was ist, wenn ich Dalton Trumbos Namen auf das Drehbuch schreibe?' Sie sagten: 'Das kannst du nicht machen!'Zum Teufel damit!"
"Spartacus" wird ein Erfolg und der Höhepunkt einer Karriere, die 15 Jahre vorher ihren Anfang genommen hat. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – Douglas dient bei der US-Navy – gibt er an der Seite von Barbara Stanwyck sein Filmdebüt. Zu diesem Zeitpunkt hat er schon erste Erfahrungen als Darsteller in Broadway-Produktionen gesammelt. Als einziger Sohn weißrussischer Einwanderer – der Vater war Lumpensammler – wächst Douglas mit sechs Schwestern in einem New Yorker Armenviertel auf:
"I was born Issur Danielowitsch, ..."
Er wurde geboren als Issur Danielowitsch, sagt Douglas.
"... and that is a great name, if you wanna be a ballet dancer."
Das wäre ein toller Name, wenn du Balletttänzer werden willst. Doch nicht Balletttänzer will er werden, sondern Schauspieler. Und so ändert er seinen Namen in Kirk Douglas. Dass er sich von klein auf durchboxen muss, spiegeln viele seiner Rollen. Der Boxerfilm "Zwischen Frauen und Seilen" ist es auch, der ihm 1949 seine erste Oscar-Nominierung einbringt.
Kantiges Gesicht mit dem berühmten Grübchen
Mit Vorliebe gibt Douglas den eigenwilligen Draufgänger. Oft sind es Männer der Tat, die der athletische Star mit dem kantigen Gesicht und dem berühmten Grübchen verkörpert. In der Gaunerkomödie "Archie und Harry – Sie können´s nicht lassen" macht Ko-Star Burt Lancaster Douglas´ Markenzeichen zum Thema:
Szene aus "Archie und Harry – Sie können´s nicht lassen":
"Ich hätte nie damit gerechnet."
"Mäßige dich bitte! Sonst schlage ich dir noch ein Grübchen ins Kinn!"
So muss sich Douglas 1961 in Graumans Chinese Theatre in Hollywood, wo seine Kollegen ihre Fußabdrücke im Zement hinterlassen haben, sogar mit seinem Kinn auf dem Boden verewigen.
Nachrichtenbericht: "The film star doesn´t stop at footprints. His famous chin is implanted on his second anniversary oft he release oft he star´s world famous picture ´Spartacus´."
Kirk Douglas und sein Sohn Michel im Jahr 2012 in Los Angeles, USA. 
Kirk Douglas (r.) und sein Sohn Michel im Jahr 2012. (picture alliance / Hubert Boesl)
Obwohl er in vielen Rollen glänzt – ob als zweifelnder Soldat in "Wege zum Ruhm" oder als exzentrischer Maler Vincent van Gogh: Die höchsten Weihen der Filmbranche bleiben Kirk Douglas lange verwehrt. Erst 1996 wird er mit dem Ehren-Oscar ausgezeichnet.
Weder der Absturz mit einem Hubschrauber 1991 noch ein Schlaganfall fünf Jahre später haben seine Vitalität mindern können. Einer wie er hat sich durch nichts unterkriegen lassen. "Du musst ein wenig naiv sein, wenn du Schauspieler bist." So Kirk Douglas 2001 anlässlich der Verleihung des Ehrenbären auf der Berlinale. Das sei es, so Douglas weiter, was dir hilft jung zu bleiben:
"You have to be a little bit naive to be an actor. And that is what I think helps to make you young."