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Zum Tod von Luciano de Crescenzo
Philosophie unter die Leute bringen

Luciano de Crescenzo war ein Multitalent: Er arbeitete 20 Jahre lang bei der Computerfirma IBM, stieg aus und wurde freier Schriftsteller, Fotograf und Regisseur. Er zählt zu den bekanntesten italienischen Gegenwartsautoren. Jetzt ist Luciano de Crescenzo im Alter von 90 Jahren gestorben.

Von Maike Albath | 19.07.2019
Der italienische Schriftsteller Luciano de Crescenzo ("Also sprach Bellavista") signiert am 10. Oktober 1991 auf der Internationalen Buchmesse in Frankfurt am Main ein Exemplar seines Romans "Helena, Helena - amore mio". | Verwendung weltweit
Der italienische Schriftsteller Luciano de Crescenzo 1991 auf der Frankfurter Buchmesse (picture-alliance / dpa / Jörg Schmitt)
Luciano De Crescenzo war vor allem eines: Neapolitaner. 1928 als Sohn eines Handschuhmachers geboren und schon als Kind im Handwerk des Lederzuschneidens geübt, verkörperte er mit seiner Schlagfertigkeit das volkstümliche Neapel und verband es mit klassischer Hochkultur. Die Philosophie war seine große Leidenschaft. In seinen mehr als 50 Büchern, die sich weltweit 18 Millionen Mal verkauften, - allein in Italien umfasste sein Publikum über sieben Millionen -, verstand er es als seine Aufgabe, abstrakte philosophische Gedankengänge buchstäblich unter die Leute zu bringen. Mit neapolitanischem Furor setzte er sich ebenso für die Vorsokratiker wie für Platon, Erasmus oder Galilei ein und schrieb eine Fülle unterhaltsamer Einführungen in die Philosophie.
"Also sprach Bellavista"
"Also sprach Bellavista" hieß sein erfolgreichstes Buch, das 1976 erschien und in dem er einen Ingenieur, einen Philosophieprofessor, einen Vize-Portier, einen Doktor und einen Dichter in einen philosophischen Dialog verwickelte. De Crescenzo, der in Mailand zwanzig Jahre bei IBM arbeitete und ausgebildeter Ingenieur war, wurde in Italien auch als Regisseur, Drehbuchautor, TV-Moderator und Schauspieler gefeiert. Für Lina Wertmüller spielte er einen Camorra-Boss. Er stellte die Klischees des typischen Süditalieners, der im Norden verlacht wird, auf den Kopf. Denn: "Jeder ist für irgendjemanden der Südländer", befand Luciano de Crescenzo.