Dort befasste man sich traditionell mit veränderlichen Sternen – Objekten, die mal heller und mal schwächer leuchten. Wolfgang Wenzel hatten es besonders die Röntgendoppelsterne angetan, bei denen Materie vom einen Stern zum anderen strömt und sich dabei extrem aufheizt. Da Sonneberg nach dem Mauerbau im Grenzsperrgebiet der DDR lag, war ein reguläres Arbeiten kaum noch möglich – denn Besucher hatten keinen Zutritt mehr.
Wolfgang Wenzel hielt mit viel Geschick den Betrieb aufrecht. Er ignorierte sogar das vom Zentralinstitut für Astrophysik verhängte Beobachtungsverbot mit den Sonneberger Instrumenten. Dank dieses Einsatzes verfügt die Sternwarte über die längste fotografische Beobachtungsreihe des Himmels, die sich über sechs Jahrzehnte erstreckt. Wann immer möglich hatte man in Sonneberg großflächige Aufnahmen gemacht. So lässt sich nachsehen, was Jahrzehnte zuvor an bestimmten Stellen geleuchtet hat – oder wie hell die Objekte waren.
Im Zuge der Einheit wurde die Sternwarte Sonneberg abgewickelt. Wolfgang Wenzel musste sich kurz vor dem Ruhestand noch arbeitslos melden. Im Februar ist der große Veränderlichen-Astronom nach langer Krankheit im Alter von 91 Jahren gestorben. In der Traueranzeige schrieb die Familie: "Er hat es geschafft und die Reise zu seinen Sternen angetreten."