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Zum Tode Schalck-Golodkowskis
Der Mann, der das Geld aus dem Westen beschaffte

Alexander Schalck-Golodkowski ist tot. Er war der Mann, der im Dunkeln Devisen aus dem Westen für die DDR besorgte. Das Licht der Öffentlichkeit hätte er gerne vollständig gemieden, doch vor allem ein Deal machte ihn bekannt.

Von Thorsten Mandalka | 22.06.2015
    Alexander Schaclk-Golodkowski 1985 bei der Leipziger Herbstmesse.
    Alexander Schalck-Golodkowski (r.) 1985 mit Franz-Josef Strauß (picture alliance/dpa/Zentralbild)
    Mythen rankten sich um Alexander Schalck-Golodkowski. Er war der Mann, der im Dunkeln für die DDR das Geld scheffelte: 27 Milliarden Mark insgesamt. Als Leiter der KoKo, des Bereichs Kommerzielle Koordinierung im Außenhandelsministerium, war er gleichzeitig Oberst bei der Stasi, ein Offizier im besonderen Einsatz. Für Schalck ging das gar nicht anders. "Eine Arbeit, wie ich sie übertragen bekommen habe, ohne den Schutz und auch die Logistik des Ministeriums für Staatssicherheit wäre schier undenkbar gewesen."
    Als Außenwirtschaftsfachmann stieg Schalck-Golodkowski 1975 zum Staatssekretär auf. Er war der Chef der Intershops, er war zuständig für Waffengeschäfte, für die kommerzielle Abwicklung der Häftlingsfreikäufe, für Devisengeschäfte mit den Kirchen und für die Versorgung der Funktionärssiedlung Wandlitz mit Luxusartikeln. Die Art und Weise, wie er Letzteres noch 1989 rechtfertigte, macht deutlich, dass er vor allem auch ein Bürokrat war. "Das sind Entscheidungen, die nach Abstimmung mit den verantwortlichen Ministern, in letzter Konsequenz von mir und Günter Mittag zur Bestätigung vorgelegt wurden, und er hat sie, weil es sich um schwerwiegende Entscheidungen handelt, in einer komplizierten Devisenlage dem Generalsekretär zur Bestätigung vorgelegt."
    "Held der Arbeit" nach Strauß-Deal
    Das Licht der Öffentlichkeit hätte Schalck gerne vollständig gemieden, doch durch den Deal mit Franz-Josef Strauß im Jahr 1983, den Milliardenkredit der Bundesrepublik für die DDR, wurde er bekannt und heimste zuhause den Orden "Held der Arbeit" ein. Den Kapitalisten Strauß und den Kommunisten Schalck verband so einiges. Schalck-Golodkowski: "Franz-Josef Strauß, den schätze ich auch heute, wenn er schon leider viele Jahre tot ist, als einen sehr weitsichtigen Politiker, der ja diesen Kredit nicht verhandelt hat. Er hat ihn eingefädelt. Er hatte die Meinung vertreten, man kann mit den sozialistischen Ländern nur erfolgreich zusammenarbeiten, wenn man Kompromisse findet."
    Am Ende ging das Reich des Alexander Schalck-Golodkowski unter. Er floh unter konspirativen Umständen aus Ostberlin und stellte sich der Justiz im Westen. Wegen Waffenhandels und Embargovergehen wurde er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Nicht zuletzt die Untersuchungshaft brachte ihn zum Nachdenken. Die Lebensbilanz in seinem Buch "Deutsch-deutsche Erinnerungen" fiel dann allerdings nicht allzu zerknirscht aus: "Ich habe in einer ganz bestimmten Zeit, einem bestimmten Raum, in einer ganz besonderen internationalen Situation gelebt und gearbeitet, und unter diesem Aspekt würde ich sagen, die 40 Jahre waren für mich eine ganz große Lebenserfahrung. Man würde vielleicht heute, wenn man noch mal geboren werden sollte, manches anders machen, aber das sind ja alles Utopien."
    Und denen hat er nie wirklich zugeneigt, was ihm letztlich einen recht komfortablen Lebensabend als Rentner und Unternehmensberater mit Wohnort Rottach-Egern am oberbayerischen Tegernsee eingebracht hat.