Traube: Guten Morgen.
Wiese: Herr Traube, eigentlich wollte ich mit Ihnen über den Energiegipfel gestern Abend beim Kanzler sprechen. Vielleicht kommen wir noch dazu. Was aber viel wichtiger und möglicherweise derzeit viel aktueller ist, ist die Lage in Amerika. Dort ist gestern in weiten Teilen die Stromversorgung zusammengebrochen. Es gab chaotische Zustände. Sie waren Atommanager, Sie kennen sich aus auch in der deutschen Energieversorgung. Halten Sie es für möglich, dass so etwas auch in Deutschland geschieht?
Traube: Zur Zeit noch nicht. Was wir in Amerika haben ist ein Mangel an Investitionen seit geraumer Zeit. Das kann langfristig auch in Deutschland drohen, infolge der Liberalisierung des Strommarktes. Derzeit aber haben wir noch hohe Überkapazitäten, so dass also selbst die Bedingungen, die gegenwärtig herrschen - wegen der großen Hitze nämlich sind die Flüsse so warm, dass große Kraftwerke nur mit reduzierter Leistung fahren können, um die Flüsse nicht noch mehr aufzuwärmen - noch nicht so eine Gefahr bringen. Übrigens haben wir in Italien eine ähnliche Situation: Da sind schon seit geraumer Zeit in der norditalienischen Ebene Stromabschaltungen vorgekommen, allerdings nicht Zusammenbrüche von Netzen, sondern geplante Stromabschaltungen.
Wiese: Es scheint ja in Amerika so zu sein, Herr Traube, dass nur ein zentrales großes Kraftwerk ausgefallen ist oder eine Schaltstelle und aufgrund dessen fast die gesamte Stromversorgung des Nordostens. Ist das bei uns in Deutschland nicht so? Sind hier die Kraftwerke dezentralisierter?
Traube: Nein, das nicht. Es müssen aber mehrere Sachen zusammenkommen. Was zum Beispiel zusammenkommen muss, sind schwache Reservekapazitäten. Das ist bei uns gegenwärtig noch nicht der Fall. Nein: Die Zentralisierung ist bei uns ebenfalls sehr stark, insbesondere an den Atomkraftwerkstandorten Biblis und etlichen anderen mit zwei großen Atomkraftwerkspötten. Das alleine bringt aber die Sache noch nicht in Gang, sondern da muss eben noch ein Mangel an Reservekapazitäten dazukommen.
Wiese: Herr Traube, unser Thema sollte eigentlich der Energiegipfel gestern Abend beim Bundeskanzler sein. Die Chefs der vier größten deutschen Energieversorgungsunternehmen waren dabei, auch Bundeswirtschaftsminister Clement, aber nicht Umweltminister Jürgen Trittin. Was bedeutet das in Ihren Augen?
Traube: Die vier großen Verbundunternehmen, die wir hier in Deutschland noch haben, sind ja inzwischen quasi Monopolisten geworden. Wir sind aus der Situation, dass der Staat qua Gebiet Monopole zuteilt, zu einer anderen Monopolsituation gekommen. Ihr Anliegen ist es, die Monopolsituation auf dem Strommarkt zu behalten. Das kann man machen. Sie sind die geborenen Betreiber von Großkraftwerken auf der grünen Wiese und sind - jedenfalls zwei von ihnen - besonders interessiert an der Braunkohle. Sie wollten sich dafür Garantien geben lassen, dass sie in Zukunft Braunkohlekraftwerke zubauen können, ohne dass es dort zu wirtschaftlichen Störungen kommt durch den Emissionshandel, der kommt. Was man nicht monopolisieren kann ist die dezentrale Stromversorgung durch regenerative Energien...
Wiese: Das ist ja das, was Jürgen Trittin will...
Traube: ... Deswegen sind ja die Vertreter dieser Richtung natürlich ausgeladen gewesen. Dazu gehört unter anderem Trittin, aber auch Verbände, die andere Arten der Stromerzeugung protegieren.
Wiese: Das war in den Informationen am Morgen der energiepolitische Sprecher des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland Klaus Traube. Schönen Dank, Herr Traube. Auf Wiederhören.
Traube: Auf Wiederhören.
Link: Interview als RealAudio
Wiese: Herr Traube, eigentlich wollte ich mit Ihnen über den Energiegipfel gestern Abend beim Kanzler sprechen. Vielleicht kommen wir noch dazu. Was aber viel wichtiger und möglicherweise derzeit viel aktueller ist, ist die Lage in Amerika. Dort ist gestern in weiten Teilen die Stromversorgung zusammengebrochen. Es gab chaotische Zustände. Sie waren Atommanager, Sie kennen sich aus auch in der deutschen Energieversorgung. Halten Sie es für möglich, dass so etwas auch in Deutschland geschieht?
Traube: Zur Zeit noch nicht. Was wir in Amerika haben ist ein Mangel an Investitionen seit geraumer Zeit. Das kann langfristig auch in Deutschland drohen, infolge der Liberalisierung des Strommarktes. Derzeit aber haben wir noch hohe Überkapazitäten, so dass also selbst die Bedingungen, die gegenwärtig herrschen - wegen der großen Hitze nämlich sind die Flüsse so warm, dass große Kraftwerke nur mit reduzierter Leistung fahren können, um die Flüsse nicht noch mehr aufzuwärmen - noch nicht so eine Gefahr bringen. Übrigens haben wir in Italien eine ähnliche Situation: Da sind schon seit geraumer Zeit in der norditalienischen Ebene Stromabschaltungen vorgekommen, allerdings nicht Zusammenbrüche von Netzen, sondern geplante Stromabschaltungen.
Wiese: Es scheint ja in Amerika so zu sein, Herr Traube, dass nur ein zentrales großes Kraftwerk ausgefallen ist oder eine Schaltstelle und aufgrund dessen fast die gesamte Stromversorgung des Nordostens. Ist das bei uns in Deutschland nicht so? Sind hier die Kraftwerke dezentralisierter?
Traube: Nein, das nicht. Es müssen aber mehrere Sachen zusammenkommen. Was zum Beispiel zusammenkommen muss, sind schwache Reservekapazitäten. Das ist bei uns gegenwärtig noch nicht der Fall. Nein: Die Zentralisierung ist bei uns ebenfalls sehr stark, insbesondere an den Atomkraftwerkstandorten Biblis und etlichen anderen mit zwei großen Atomkraftwerkspötten. Das alleine bringt aber die Sache noch nicht in Gang, sondern da muss eben noch ein Mangel an Reservekapazitäten dazukommen.
Wiese: Herr Traube, unser Thema sollte eigentlich der Energiegipfel gestern Abend beim Bundeskanzler sein. Die Chefs der vier größten deutschen Energieversorgungsunternehmen waren dabei, auch Bundeswirtschaftsminister Clement, aber nicht Umweltminister Jürgen Trittin. Was bedeutet das in Ihren Augen?
Traube: Die vier großen Verbundunternehmen, die wir hier in Deutschland noch haben, sind ja inzwischen quasi Monopolisten geworden. Wir sind aus der Situation, dass der Staat qua Gebiet Monopole zuteilt, zu einer anderen Monopolsituation gekommen. Ihr Anliegen ist es, die Monopolsituation auf dem Strommarkt zu behalten. Das kann man machen. Sie sind die geborenen Betreiber von Großkraftwerken auf der grünen Wiese und sind - jedenfalls zwei von ihnen - besonders interessiert an der Braunkohle. Sie wollten sich dafür Garantien geben lassen, dass sie in Zukunft Braunkohlekraftwerke zubauen können, ohne dass es dort zu wirtschaftlichen Störungen kommt durch den Emissionshandel, der kommt. Was man nicht monopolisieren kann ist die dezentrale Stromversorgung durch regenerative Energien...
Wiese: Das ist ja das, was Jürgen Trittin will...
Traube: ... Deswegen sind ja die Vertreter dieser Richtung natürlich ausgeladen gewesen. Dazu gehört unter anderem Trittin, aber auch Verbände, die andere Arten der Stromerzeugung protegieren.
Wiese: Das war in den Informationen am Morgen der energiepolitische Sprecher des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland Klaus Traube. Schönen Dank, Herr Traube. Auf Wiederhören.
Traube: Auf Wiederhören.
Link: Interview als RealAudio