"Meine Herren, wer von Ihnen hat den Vortritt? Auch das könnte schon eine politische Geste sein ..."
Unangenehme Fragen bleiben in der Politik gerne unbeantwortet, stattdessen folgt lieber krachendes Gelächter. Während Karl-Josef Laumann, Fraktions-Chef der NRW-CDU, weiter vor sich hin grinst, fackelt Parteichef Armin Laschet nicht lange und gestattet sich selbst den Vortritt. Es ist die gemeinsame Neujahrs-Pressekonferenz der beiden führenden Christdemokraten an Rhein und Ruhr. Ein Zwei-Königstreffen, spottet der Moderator, doch nun ist auch Laschet, der lustige Rheinländer, um einen Spaß nicht verlegen.
"Zwei-Königstreffen sind harmonischer als Drei-Königstreffen, wie wir in dieser Woche erlebt haben. Und deshalb freuen wir uns, dass wir Ihnen zu Beginn des neuen Jahres einige Gedanken aus der CDU-Partei und aus der -Fraktion hier vortragen können."
Da sitzen sie nun, die zwei von der CDU. Ein Dreivierteljahr nach der Landtagswahl, bei der Norbert Röttgen seine Partei mit traumatischen 26 Prozent ins Tal der Tränen führte, soll jetzt endlich alles besser werden. Neue Themen, neuer Stil, und – weil es nicht anders ging – eine Doppelspitze namens Laumann und Laschet. Eine Notlösung aus dem vergangenen Sommer, als keiner von beiden dem anderen den Vortritt lassen wollte. Das Misstrauen ist geblieben. Als hätten die zwei eine Stoppuhr unter dem Tisch versteckt, spricht jeder von ihnen exakt 14 Minuten. Laschet ist kraftvoll engagiert, und Laumann stark erkältet:
"Wir wollen Mitgliederpartei im wahrstem Sinne des Wortes werden und ab Mitte Januar finden Sie sowohl eine CDU-App als auch einen Faktencheck der Partei."..
Kaum ein Politikerpaar wird derart mit Etiketten belegt wie diese beiden: Laschet, der wortgewandte moderne Christdemokrat, heißt es, der statt Landfrauen die Großstädter ansprechen will. Und Laumann, der ein Herz für Malocher hat und redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist:
"Bevor man darüber überhaupt nachdenken kann, will ich von der Landesregierung wissen, ich sach das mal ganz platt, dass die die Hose runterlässt, und die wirkliche Lage anhand von nachprüfbaren Zahlen auf den Tisch legt."
Laumann kümmert sich nun um die Finanz-, und Laschet um die Wirtschaftspolitik. Doch mit der Profilierung will es im größten Landesverband der CDU einfach nicht klappen. Das hat weniger mit Themen als mit dem Personal zu tun. Zumal der eine sich eben doch für wichtiger hält als den anderen. Da betont Laumann, er könne sich vor Terminanfragen kaum retten, während Laschet fröhlich erzählt, die Partei sei eben doch mehr als nur die Fraktion. So geht es ständig. Und dass Laschet im Landtag einmal viel euphorischer für FDP-Mann Christian Lindner klatschte, als für seinen Parteifreund Laumann, das macht den Münsterländer bis heute fuchsig – auch wenn er versucht, es herunterzuspielen:
"Ach wissen Sie, das ist ja auch so eine Sache. Da wird die Doppelspitze an der Frage festgemacht, macht der Laschet jetzt den Laumann, weil er bei Lindner mehr geklatscht hat wie bei Laumann. Ich bin ja froh, dass ich geredet hab’ und nicht geklatscht hab’. Dann hätt’ ich wahrscheinlich dieselbe Scheiße an der Backe."
Ziemlich aufgeregt hat sich Laumann neulich auch über das CDU-Mitgliedermagazin, da war er selbst nur drei Mal, Laschet hingegen 28 Mal abgebildet. Doch die beiden hatten die Sache eigentlich längst geklärt, da wurde die Foto-Posse aus den eigenen Reihen nachträglich an die Regionalpresse durchgestochen. Ähnlich verlief es Anfang Dezember. Pünktlich zum Bundesparteitag der CDU in Hannover berichtete eine Zeitung über eine umstrittene Aufwandsentschädigung für den Landesvorsitzenden. Hannover war wichtig für Laschet, erstmals bewarb er sich da um einen Posten als Parteivize und fuhr von allen Kandidaten das schlechteste Ergebnis ein. Schon wieder soll es der eigene Landesverband gewesen sein, der ihm die Unterstützung verweigerte. Laschet spricht von einer Intrige:
"Ja, wobei ich die nordrhein-westfälische Partei nun seit vielen, vielen Jahren kenne, und das scheint eine Eigenart zu sein, die hier verbreitet ist, und mein Ziel ist, einfach zu einem neuen Geist der Gemeinsamkeit zu kommen, wo so was am Ende keinen Platz mehr findet."
Noch ist das Wunschdenken. Selbst wenn die Doppelspitze sich mal zusammenrauft – das Lagerdenken bei den jeweiligen Anhängern ist hartnäckig. Ein alter Konflikt zwischen Rheinländern und Westfalen, der die NRW-CDU in den achtziger Jahren schon einmal nahe an den Abgrund führte. An der Basis fühlen sich manche jetzt an diese Zeiten erinnert:
"Ich brauch’ noch ‘ne Frikadelle für die Dame ."
Walter Klein hockt am Stammtisch der Christdemokraten in Köln-Lindenthal, ein bürgerlicher Stadtteil. Dass seine Landes-Partei zwei Leute an der Spitze nötig hat, frustriert den ehemaligen Manager:
"Überall dort, wo ich in Unternehmen Doppelspitzen gesehen habe, ist es aus meiner Erfahrung heraus nie gutgegangen. Gucken Sie sich jetzt hier Deutsche Bank an, macht keinen Spaß, und diese Doppelspitzen sind immer, entschuldigen Sie, wenn ich das so brutal sage, ein fauler Kompromiss."
So drastisch formulieren es die übrigen Christdemokraten am Kölner Stammtisch nicht, aber das Echo zur Doppelspitze ist dennoch eindeutig:
"Ich meine, wenn man eine Doppelspitze hat, muss man sich auch zur Doppelspitze bekennen, dann muss man auch wie Plisch und Plum offensiver auftreten Ich denke mir, das ist genau, wie wenn Sie in einer Familie, wenn Vater was sagt, wenn Mutter was sagt. Und die Kinder wissen dann gar nicht, wo sie hinsollen ..."
Immerhin haben sie das mit der Aufwandsentschädigung in Düsseldorf jetzt geklärt. Laschet verzichtet drauf und haust in der Parteizentrale vorerst in einer "Besenkammer", wie er angewidert erklärt. Es geht um Geld oder Liebe der Partei. Dafür steckt Laschet einstweilen auch ein, dass Karl-Josef Laumann als Fraktionschef jetzt doppelt so viel verdient wie er selbst.
"Er lädt mich schon mal zum Kaffee ein."
Die Pressekonferenz unter Freunden endet so fröhlich, wie sie begonnen hat.
Unangenehme Fragen bleiben in der Politik gerne unbeantwortet, stattdessen folgt lieber krachendes Gelächter. Während Karl-Josef Laumann, Fraktions-Chef der NRW-CDU, weiter vor sich hin grinst, fackelt Parteichef Armin Laschet nicht lange und gestattet sich selbst den Vortritt. Es ist die gemeinsame Neujahrs-Pressekonferenz der beiden führenden Christdemokraten an Rhein und Ruhr. Ein Zwei-Königstreffen, spottet der Moderator, doch nun ist auch Laschet, der lustige Rheinländer, um einen Spaß nicht verlegen.
"Zwei-Königstreffen sind harmonischer als Drei-Königstreffen, wie wir in dieser Woche erlebt haben. Und deshalb freuen wir uns, dass wir Ihnen zu Beginn des neuen Jahres einige Gedanken aus der CDU-Partei und aus der -Fraktion hier vortragen können."
Da sitzen sie nun, die zwei von der CDU. Ein Dreivierteljahr nach der Landtagswahl, bei der Norbert Röttgen seine Partei mit traumatischen 26 Prozent ins Tal der Tränen führte, soll jetzt endlich alles besser werden. Neue Themen, neuer Stil, und – weil es nicht anders ging – eine Doppelspitze namens Laumann und Laschet. Eine Notlösung aus dem vergangenen Sommer, als keiner von beiden dem anderen den Vortritt lassen wollte. Das Misstrauen ist geblieben. Als hätten die zwei eine Stoppuhr unter dem Tisch versteckt, spricht jeder von ihnen exakt 14 Minuten. Laschet ist kraftvoll engagiert, und Laumann stark erkältet:
"Wir wollen Mitgliederpartei im wahrstem Sinne des Wortes werden und ab Mitte Januar finden Sie sowohl eine CDU-App als auch einen Faktencheck der Partei."..
Kaum ein Politikerpaar wird derart mit Etiketten belegt wie diese beiden: Laschet, der wortgewandte moderne Christdemokrat, heißt es, der statt Landfrauen die Großstädter ansprechen will. Und Laumann, der ein Herz für Malocher hat und redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist:
"Bevor man darüber überhaupt nachdenken kann, will ich von der Landesregierung wissen, ich sach das mal ganz platt, dass die die Hose runterlässt, und die wirkliche Lage anhand von nachprüfbaren Zahlen auf den Tisch legt."
Laumann kümmert sich nun um die Finanz-, und Laschet um die Wirtschaftspolitik. Doch mit der Profilierung will es im größten Landesverband der CDU einfach nicht klappen. Das hat weniger mit Themen als mit dem Personal zu tun. Zumal der eine sich eben doch für wichtiger hält als den anderen. Da betont Laumann, er könne sich vor Terminanfragen kaum retten, während Laschet fröhlich erzählt, die Partei sei eben doch mehr als nur die Fraktion. So geht es ständig. Und dass Laschet im Landtag einmal viel euphorischer für FDP-Mann Christian Lindner klatschte, als für seinen Parteifreund Laumann, das macht den Münsterländer bis heute fuchsig – auch wenn er versucht, es herunterzuspielen:
"Ach wissen Sie, das ist ja auch so eine Sache. Da wird die Doppelspitze an der Frage festgemacht, macht der Laschet jetzt den Laumann, weil er bei Lindner mehr geklatscht hat wie bei Laumann. Ich bin ja froh, dass ich geredet hab’ und nicht geklatscht hab’. Dann hätt’ ich wahrscheinlich dieselbe Scheiße an der Backe."
Ziemlich aufgeregt hat sich Laumann neulich auch über das CDU-Mitgliedermagazin, da war er selbst nur drei Mal, Laschet hingegen 28 Mal abgebildet. Doch die beiden hatten die Sache eigentlich längst geklärt, da wurde die Foto-Posse aus den eigenen Reihen nachträglich an die Regionalpresse durchgestochen. Ähnlich verlief es Anfang Dezember. Pünktlich zum Bundesparteitag der CDU in Hannover berichtete eine Zeitung über eine umstrittene Aufwandsentschädigung für den Landesvorsitzenden. Hannover war wichtig für Laschet, erstmals bewarb er sich da um einen Posten als Parteivize und fuhr von allen Kandidaten das schlechteste Ergebnis ein. Schon wieder soll es der eigene Landesverband gewesen sein, der ihm die Unterstützung verweigerte. Laschet spricht von einer Intrige:
"Ja, wobei ich die nordrhein-westfälische Partei nun seit vielen, vielen Jahren kenne, und das scheint eine Eigenart zu sein, die hier verbreitet ist, und mein Ziel ist, einfach zu einem neuen Geist der Gemeinsamkeit zu kommen, wo so was am Ende keinen Platz mehr findet."
Noch ist das Wunschdenken. Selbst wenn die Doppelspitze sich mal zusammenrauft – das Lagerdenken bei den jeweiligen Anhängern ist hartnäckig. Ein alter Konflikt zwischen Rheinländern und Westfalen, der die NRW-CDU in den achtziger Jahren schon einmal nahe an den Abgrund führte. An der Basis fühlen sich manche jetzt an diese Zeiten erinnert:
"Ich brauch’ noch ‘ne Frikadelle für die Dame ."
Walter Klein hockt am Stammtisch der Christdemokraten in Köln-Lindenthal, ein bürgerlicher Stadtteil. Dass seine Landes-Partei zwei Leute an der Spitze nötig hat, frustriert den ehemaligen Manager:
"Überall dort, wo ich in Unternehmen Doppelspitzen gesehen habe, ist es aus meiner Erfahrung heraus nie gutgegangen. Gucken Sie sich jetzt hier Deutsche Bank an, macht keinen Spaß, und diese Doppelspitzen sind immer, entschuldigen Sie, wenn ich das so brutal sage, ein fauler Kompromiss."
So drastisch formulieren es die übrigen Christdemokraten am Kölner Stammtisch nicht, aber das Echo zur Doppelspitze ist dennoch eindeutig:
"Ich meine, wenn man eine Doppelspitze hat, muss man sich auch zur Doppelspitze bekennen, dann muss man auch wie Plisch und Plum offensiver auftreten Ich denke mir, das ist genau, wie wenn Sie in einer Familie, wenn Vater was sagt, wenn Mutter was sagt. Und die Kinder wissen dann gar nicht, wo sie hinsollen ..."
Immerhin haben sie das mit der Aufwandsentschädigung in Düsseldorf jetzt geklärt. Laschet verzichtet drauf und haust in der Parteizentrale vorerst in einer "Besenkammer", wie er angewidert erklärt. Es geht um Geld oder Liebe der Partei. Dafür steckt Laschet einstweilen auch ein, dass Karl-Josef Laumann als Fraktionschef jetzt doppelt so viel verdient wie er selbst.
"Er lädt mich schon mal zum Kaffee ein."
Die Pressekonferenz unter Freunden endet so fröhlich, wie sie begonnen hat.