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Airbus
"A 400M ist Wermutstropfen"

Die Airbus-Group hat heute ihre Jahresbilanz 2014 vorgestellt. Das gute Ergebnis von vier Milliarden Euro Gewinn wird jedoch von den Problemen um den Militärtransporter A400M überschattet: Es sei weiter unklar, wie viele Maschinen das Unternehmen an ihre Kunden - unter ihnen die Bundeswehr - in diesem Jahr ausliefern könne, sagte Airbus-Chef Thomas Enders im DLF.

Thomas Enders im Gespräch mit Burkhard Birke | 27.02.2015
    Thomas Enders bei der Vorstellung der Jahreszahlen 2014 in München.
    Thomas Enders bei der Vorstellung der Jahreszahlen 2014 in München. (GUENTER SCHIFFMANN / AFP)
    Burkhard Birke: Die Airbus-Group ist zu neuen Gewinnhöhen emporgestiegen, Herr Enders: Vier Milliarden vor Steuern und Zinsen. Glauben Sie, dass Sie in noch größere Gewinnhöhen vorstoßen können, auch angesichts der möglichen Turbulenzen, die ja immer noch drohen beim A400M und den lahmenden Aufträgen beim A380, also dem Langstrecken-Jet?
    Thomas Enders: Das war ein ziemlich gutes Jahr, 2014, in der Tat. Wir haben noch nie vier Milliarden Ebit gemacht. Ich denke übrigens auch durchaus, dass wir Potenzial haben, in den nächsten Jahren die Profitabilität weiter zu steigern. In der Tat: Wermutstropfen ist A400M, wo wir eine Provision von roundabout einer halben Milliarde haben bilden müssen für Verzögerungen und Unzulänglichkeiten in der Produktion dieses Fliegers.
    Birke: Ein Kopf ist gerollt beim A400M, dem Militärtransporter. Der Projektleiter ist geschasst worden sozusagen. Können Sie garantieren, dass die Bundeswehr in diesem Jahr ihre fünf Maschinen bekommen wird?
    Enders: Nein, das kann ich nicht, denn die Gespräche sind momentan auf dem Weg. Ich denke, es werden nicht fünf Maschinen sein, aber das weiß die Bundeswehr. Aber wir werden schauen, dass wir so viele wie möglich an die Bundeswehr liefern. Unser Verteidigungsmanagement ist in intensiven Diskussionen mit allen Kunden und ich denke, dass unsere Kunden bald größere Klarheit darüber haben, mit wie vielen A400M sie in diesem Jahr rechnen können.
    Birke: Der A400 M ist eine der großen Herausforderungen für das laufende Jahr. Welches sind die anderen, Herr Enders?
    Enders: Ich würde mal sagen, die großen Herausforderungen auf meinem Radarschirm sind vor allen Dingen das Hochfahren der Produktion der neuen A350. Das hat sich sehr gut angelassen mit der ersten Auslieferung an Katar. Der zweite ist gerade in der Auslieferungsphase. 15 sollen es in diesem Jahr sein. Nur das Entscheidende ist: Wir müssen die Grundlagen legen für ein deutlich signifikanteres Hochfahren der Produktion in '16, '17, '18. '18 wollen wir zehn Flieger pro Monat erreichen. Das ist eine gewaltige Aufgabe. Die zweite gewaltige Aufgabe ist die Transition in unserem 320-Programm von Alt - nennen wir es ceo, current engine option - zu Neu mit den neuen Breton-Whitney-Triebwerken. Da sollen die ersten Auslieferungen schon im Oktober diesen Jahres sein. Das ist entscheidend wichtig, denn die 320 ist ja unser Brot- und Buttergeschäft und insofern muss diese Transition hundert Prozent klappen. Failure is not an option! Und davon hängt natürlich auch der weitere Fortschritt in den operativen und finanziellen Ergebnissen ab.
    "Keine Aussagen zu einzelnen Standorten"
    Birke: Ein Sorgenkind der Vergangenheit und wohl auch noch ein wenig der Gegenwart war und ist der A380, also der Langstrecken-Jet, mit bis zu 850 Passagieren an Bord. Die Bestellungen bleiben aus. Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie das Programm langfristig aufrecht erhalten können?
    Enders: Na ja, lassen Sie mich zunächst einmal sagen: 2015 ist in der Tat ein ganz, ganz wichtiges Jahr für das 380-Programm, weil wir einen ganz wichtigen Meilenstein erreichen, den sozusagen Break-even-Punkt. Das heißt, es ist das erste Jahr, wo wir diese Flieger mit Gewinn ausliefern. Und dann ist es so, dass dieser Flieger natürlich kontinuierlich verbessert wird. Wir haben schon eine ganze Reihe von Modifikationen und Upgrades seit der Indienststellung 2007 eingeführt. Das werden wir auch weiter machen. Und dazu hoffe ich und bin ich eigentlich guten Mutes, dass wir in diesem Jahr auch weitere Verkaufserfolge sehen werden.
    Birke: Herr Enders, die Beschäftigten an den Standorten in Friedrichshafen, Ulm, aber auch in Machning machen sich Sorgen, weil Sie haben ja durch die Umstrukturierung des ganzen Konzerns, indem Sie den Rüstungsbereich runterfahren wollen, Weichen für die Zukunft gestellt, die die Arbeitsplätze bedrohen. Welche Garantien können Sie diesen Arbeitnehmern geben? Welches sind Ihre Absichten mit diesen Werken in Ulm und Friedrichshafen, die ja in erster Linie Satelliten, Sonden, Radarsysteme herstellen?
    Enders: Ich mache hier heute sicherlich keine Aussagen zu einzelnen Standorten. Ich bin auch nicht der Standortälteste von Ulm oder Friedrichshafen. Es ist nur so: Ich meine, wir wollen diese Standorte nicht schließen. Wir suchen nach Partnern, wir suchen nach Investitionen, die diesem Geschäft zuträglich sind. Das ist ja der entscheidende Punkt. Und es ist so, dass wir immerhin - und das macht mich zuversichtlich - für das Ganze, den ganzen Bereich, den wir desinvestieren wollen in der Verteidigung, bevor wir richtig angefangen haben schon über 100 Bekundungen von Interesse vorliegen haben, und ich hoffe sehr, dass es uns so gelingt, die Zukunft der Standorte und auch möglichst vieler Mitarbeiter zu sichern, unter der Voraussetzung, dass wir Arbeit haben.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Hören Sie hier die ausführliche Fassung des Interviews mit Thomas Enders (17 Minuten).