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Architektur der Berliner BND-Zentrale
Der Geheimdienst als Nachbar

Ende des vergangenen Jahres sind die ersten Mitarbeiter in den Neubau des Bundesnachrichtendienstes in Berlin gezogen. Nicht nur mit dem Standort, sondern auch mit der Architektur des Gebäudes will der Geheimdienst verdeutlichen, zentral im 21. Jahrhundert zu stehen - und Transparenz schaffen.

Von Peter Backof |
    280 Meter lang, 14.000 Fenster, die nur von innen durchsichtig sind: der Gebäudekomplex in Berlin-Mitte.
    Die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes setzt klare Grenzen (imago/ IPON)
    300 Meter lang unterwegs auf dem Bürgersteig, am Gitterstab-Zaun entlang der neuen Zentrale des Bundesnachrichtendienstes, der Blick gerichtet auf die kolossale und dabei filigrane Fassade, Tausende immer gleicher, hoher Fenster, Kiefern auf der Wiese. Trotz des Zauns, der unmissverständlich Unzugänglichkeit signalisiert: Luftige Freundlichkeit. Das ist so die Emotion, die einen befällt, wenn man um 250.000 Quadratmeter große Gebäudeensemble herumspaziert. Geplant und gebaut hat es der Architekt Jan Kleihues.
    "Also zunächst mal ist es ein zurückhaltender, selbstbewusster Bau, der eben diesen Dienst in der Stadt widerspiegelt. Für mich war der Ort - ich bin in Berlin geboren und aufgewachsen - in der Jugend gedanklich kurz vor Rostock. Und wahrscheinlich lag das auch daran, dass der Ort vorher ein Unort war, dass es eine große Brache war, zwischen Mitte und Reinickendorf."
    Die Raumaufteilung bleibt geheim
    Eine Drohnenkamera mit Zeitrafferfunktion würde es sichtbar machen: Zwischen Reichstag, Hauptbahnhof - den man anfänglich auch als Unort in der Brache erlebt hat -, und eben der BND-Zentrale, wächst neue Stadtstruktur. Am Ende der Chausseestraße die Überraschung: "Besucherzentrum" steht da in großen Lettern. Den BND, also den deutschen Geheimdienst, darf man besuchen? Wie das in der Praxis gehen soll, dafür gab es in dieser Woche einen Vorgeschmack: Vorstellung des Architekturbuchs über den Berliner BND im BND.
    Einen Treppenaufgang hoch, links, dann rechts den Gang entlang, Treppe hinunter, großer Vortragssaal: Mehr gab es von den 250.000 Quadratmetern nicht zu sehen. Die genaue Raumaufteilung soll auch geheim bleiben. Ob es auch unter Agenten einen Trend weg vom Zellenbüro hin zu Großraum- und Co-Working-Spaces gibt? Die Antwort bleibt hinter den verspiegelten Fensterfronten verborgen; oder sie wird - diplomatisch ganz elegant und so im Treppenwitz-Jargon - abgebügelt: "Ein Teil der Antwort könnte Sie nicht zufriedenstellen." Geheimdienst-Lakonie.
    Auf dem Podium, wo unter anderen BND-Präsident Bruno Kahl und der Schauspieler Hanns Zischler sitzen, geht es auch nur um die Architektur. Spionage-Folklore aus Film, Literatur und Geschichtsbüchern schwingt dennoch mit. Auch für Architekt Jan Kleihues.
    "Also, ich will jetzt nicht wieder dieses Vehikel James Bond nehmen, aber interessant ist, dass man in dem Moment, wo man Bundesnachrichtendienst hört, man muss sich erst mal damit beschäftigen, was ist denn der BND überhaupt? Dann beschäftigt man sich mit der Geschichte des Dienstes und was der Dienst heutzutage darstellt und auch damit, wie der Dienst in der Öffentlichkeit dastehen will."
    Informative Führung mit klaren Grenzen
    Beschaffung und Weiterleitung von Informationen auf internationaler Ebene. Weiterhin gibt es die ehemalige BND-Zentrale im bayerischen Pullach. Dort werden digitale Themen bearbeitet. Die neue Zentrale, nun ganz zentral im Berlin des 21. Jahrhunderts. Der Grund ist offensichtlich: Im Zuge des Abhörskandals im Zusammenhang mit der NSA kam die Forderung für den BND auf, dem Bürger irgendetwas an die Hand zu geben. Sonst entstünde das Image einer Organisation, die eigenmächtig und willkürlich agiere. Daher auch dieses Besucherzentrum, der BND, der als Nachbar so ein Stück weit die Tür öffnet und Transparenz schafft.
    Die zwei Stunden der Führung mit klaren Grenzen und informativem Charakter sind schnell vorüber. Das Fazit: Jan Kleihues hat Bürofläche für 4000 Menschen geschaffen. Die werden auch in Supermärkten einkaufen gehen. Das trägt sicher dazu bei, Folklore und Überfrachtung, zumindest was das Image betrifft, mal abzubauen. Und: Was geheim bleiben soll, das bleibt am besten auch geheim. Das klingt doch zeitgemäß! Und die Architektur? Gefällt!
    "Und ich glaube, dass wir der näheren Umgebung auch einen positiven Dienst erwiesen haben und dass es jetzt auch an der Stelle der Chausseestraße wieder Spaß macht, entlang zu laufen."