Grau, Regen, eisiger Wind – das Wetter am Tag danach könnte in Buenos Aires nicht passender sein. "Alptraum ohne Ende", titelt die Zeitung La Nación, "Es ist zum Heulen", das Sportblatt Olé. Erneut einen Titel verpasst, erneut gegen Chile – und dann auch noch das:
Der Rücktritt Lionel Messis aus der Nationalmannschaft – ein Schock.
"Er fühlt sich schuldig, er fühlt sich unter Druck gesetzt, frustriert, weil er seine Fans enttäuscht hat. Er kämpft und kämpft um den Titel mit der Selecction und schafft es einfach nicht. Es ist wie ein Fluch. Ein Thema, um es mal mit einem Therapeuten zu besprechen."
War der Rücktritt eine Überreaktion?
Fussball- Genie, Rekordtorschütze, doch die Vollendennug – ein internationaler Titel – die fehlt. Immer wieder führt er seine Hellblauen ins Finale – bei der WM 2014 gegen Deutschland, bei der letzten Südamerikameisterschaft ebenfalls gegen Chile. Doch immer wieder scheitert er auf den letzten Metern. Diesmal verschoss er sogar das so entscheidend gewesene erste Tor beim Elfmeterschießen gegen die Chilenen. War der Rücktritt Messis eine Überreaktion nach dem verlorenen Spiel? Kommt er doch wieder zurück? Das hofft nicht nur Taxifahrer Claudio:
"Das ist sehr traurig, das Messi geht. Aber ich denke, es icst nur für eine Zeit. Er ist nicht Schuld an der Misere in unserer Nationalmannschaft, die trägt der Tainer und eine Gruppe Spielern, die halbherzig spielen, als wäre es ein Job und dann gehen sie wieder."
Ein härterer Schlag als die Niederlage
In den Sportredaktionen - immer wieder Analysen von Messis letzten Worten:
"Ich weiß es ehrlich nicht, ob er sich noch umstimmen lässt. Ich glaube eher, dass Messis Rücktritt einen riesigen Domineffekt auch auf andere Spieler haben könnte. Der Rücktritt ist ein härterer Schlag als die Niederlage und er könnte im argentnischen Fußball eine Explosion auslösen."
Auch Defensiv-Spezialist Javier Mascherano und Angreifer Sergio Agüero haben, laut Medienberichten, den Hut genommen. Derweil häuft sich die Kritik an Trainer Gerardo Martino. Und die Afa, der argentinische Fussballverband, steckt seit dem Tod des langjährigen Präsidenten Julio Grondona in der Krise. Vor wenigen Wochen traten mehrere hohe Funktionäre großer Vereine als Afa-Vizepräsidenten zurück. Lehrerin Adriana, auf dem Weg zur Schule, schüttelt nur noch mit dem Kopf:
"Dass Messi sich distanziert, kann ich verstehen - bei der Krise, die wir im Fußballverband Afa erleben. Auch für ihn persönlich ist das frustrierend. Er hat das Recht zu gehen. Ich mag ihn trotzdem."
