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Astronomie
Drei Tage und eine Sekunde

Die zweite Hälfte eines Jahres ist normalerweise drei Tage länger als die ersten sechs Monate. In diesem Jahr gibt es einen Sonderfall: Das zweite Halbjahr ist sogar drei Tage und eine Sekunde länger. Denn am ersten Juli gibt es wieder einmal eine Schaltsekunde.

Von Dirk Lorenzen | 27.06.2015
    Ohne Schaltsekunde stünde die Sonne mittags nicht mehr Süden
    Ohne Schaltsekunde stünde die Sonne mittags nicht mehr Süden (Big Bear)
    In der Nacht auf Mittwoch bleibt scheinbar die Zeit stehen. Auf 1 Uhr 59 Minuten und 59 Sekunden folgt 1 Uhr 59 Minuten und 60 Sekunden. Erst danach ist es 2 Uhr 0 Minuten und 0 Sekunden.
    Die Standardzeit heißt UTC oder koordinierte Weltzeit. Sie wird vom Büro für Maße und Gewichte in Paris verbreitet. Viele Institute in aller Welt wirken daran mit, auch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig.
    Dort laufen äußerst genaue Atomuhren. Allerdings rotiert unsere Erde nicht perfekt gleichmäßig, weil sich im Innern die Materie etwas umverteilt oder Wind- und Wasserströmungen unseren Planeten leicht unrund laufen lassen.
    Mit den Schaltsekunden stellen die Forscher sicher, dass trotz der unregelmäßigen Erddrehung die Sonne im Schnitt um zwölf Uhr mittags ihren Höchststand erreicht - jedenfalls auf 15 Grad Ost, dem für unsere Zeitzone maßgeblichen Längengrad, und ohne Sommerzeit.
    Gäbe es die Schaltsekunden nicht, so würden sich Uhrzeit und Sonnenstand am Himmel langsam auseinander bewegen - über die letzten sechzig Jahre hätte sich eine Differenz von gut einer halben Minute aufgebaut.
    Die Schaltsekunden zeigen, dass trotz hoch genauer Atomuhren die Zeitmessung noch immer einen Bezug zu den Vorgängen am Himmel hat.